Anfang diesen Monats veröffentlichte ich den Beitrag „Mädchen und Frauen zuerst – bei der Bildung„. Da sich Bärbel Kofler von der SPD im Bundestag insbesondere für Frauen und Mädchen eingesetzt hat, stellte Mathias Frost auf Abgeordnetenwatch Frau Kofler die sinngemäße Frage, wieso Jungen und Männer bei der Bildung (nicht nur) in unterentwickelten Ländern von ihrer Partei benachteiligt und ignoriert werden. Die Antwort kam prompt und lautet wie folgt:
Bärbel Kofler (SPD):
Sehr geehrter Herr Frost,
es freut mich, dass Sie meine Rede vom 21. September zur Verbesserung der Bildungssituation weltweit mit so großer Aufmerksamkeit verfolgt haben. Es tut mir jedoch leid, dass bei Ihnen der Eindruck entstanden ist, ich würde mich nur einseitig für die Verbesserung der Bildungschancen für Frauen und Mädchen einsetzten. Tatsächlich fordere ich in meiner Rede einen besseren Schulzugang und eine bessere Qualität der Bildungsangebote für alle Kinder weltweit. Ich zitiere: „Fast 70 Millionen Kinder weltweit haben keinen Zugang zu Schulbildung und keine Möglichkeit, ihr verbieftes Menschenrecht auf Bildung wahrzunehmen. Das ist ein Skandal und eine Schande…“
Auf die Situation von Mädchen und Frauen gehe ich insbesondere ein, da sie durch die aktuelle Bildungsstrategie von Minister Nibel in ihren Bedürfnissen nicht berücksichtigt werden. Nicht ich benachteilige Jungen und Männer, sondern die neue Bildungsstrategie der Regierung benachteiligt Mädchen und Frauen.
Auch möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die besondere Bedürftigkeit von Mädchen und Frauen auf der Internetseite des von Ihnen zitierten Vereins „terres des hommes“ betont wird. So beispielsweise in dem Beitrag mit dem Titel „Gleichstellung und größeren Einfluss der Frauen fördern“: Etwa 60 Prozent aller Frauen sind Analphabeten, die meisten von ihnen haben niemals eine Schule besucht. Dies wirkt sich auch auf ihre späteren Arbeitsbedingungen aus und noch immer besitzen sie nur ein Prozent des globalen Vermögens auf der Welt und verrichten 70 Prozent der unbezahlten Arbeit. In Entwicklungsländern erzeugen Frauen zwischen 60 und 80 Prozent der Grundnahrungsmittel. www.tdh.de
Darüber hinaus bin ich an einer weltweiten Überwindung von Ungleichbehandlung der Geschlechter interessiert und trete natürlich auch für eine Gleichberechtigung von Jungen und Männer ein. Auch im Kontext entwicklungspolitischer Arbeit ist dies ein dringendes Thema. Besonders gelungen finde ich dazu auch den aktuellen Beitrag von Plan International, den Mädchenbericht 2011 mit dem Titel „Und was ist mit den Jungs?“, den Sie unter dem nachstehenden Link finden: www.plan-deutschland.de
Mit freundlichen Grüßen · Dr. Bärbel Kofler, MdB
Nach Plan Deutschland verlinke ich absichtlich nicht. In Anbetracht der Tatsache, das Frau Kofler in ihrer Rede im Bundestag folgendes von sich gegeben hat:
Bärbel Kofler (SPD):
[..]Weil es bei diesen Themen manchmal harmonisch zugeht und wir gemeinsame Ansätze haben, möchte ich zwei Punkte herausgreifen, bei denen ich deutliche Unterschiede sehe oder das Ministerium sehr dringend auffordern möchte, bei seiner Strategie nachzubessern. Der erste entscheidende Punkt ist das Thema „Mädchen und Frauen“.
[..]Sie hätten heute die Gelegenheit, das zu heilen, indem Sie einfach unserem Antrag zustimmen; denn wir legen den Fokus explizit auf das Thema Mädchenbildung, auf das Thema Frauenbildung.
[..]Wenn wir hier mit unserer Bildungsstrategie eingreifen würden, dann – auch das ist uns heute vom Kinderhilfswerk PLAN noch einmal sehr deutlich gemacht worden – hätte das positive Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung der Länder, der Menschen und insbesondere der Frauen,
[..]Das Einkommen der Frauen würde sich ganz deutlich erhöhen. Das Wirtschaftswachstum – darauf legt die FDP immer so großen Wert – würde um bis zu 3 Prozent steigen, wenn nur 10 Prozent der Mädchen in den Entwicklungsländern eine Sekundarschule besuchen würden.
[..]Aber ich bitte Sie noch einmal dringend: Denken Sie an die Mädchen!
frage ich mich, wieso sie so vehement abstreitet, sich hauptsächlich für Mädchen- und Frauenförderung einzusetzen. Da Frau Kofler den Fokus explizit auf Mädchen- und Frauenbildung legen will, habe ich mal genau nachgeschaut, was man alles unter explizit verstehen kann.
Diese Eigenschaften drücken explizit aus, was Frau Kofler wirklich will; Jungen und Männer interessieren da schlichtweg nicht. Michael Baleanu hat das anscheinend auch so gesehen und auf die Antwort von Frau Kofler weitere Fragen gestellt. Abgeordnetenwatch
Frau Kofler tritt für die Gleichberechtigung von Jungen und Männern ein? In welchem Bezugssystem? Das meint wohl, dass Männer den Jungs gleichgestellt werden – was mit der allgemeinen Gleichberechtigung nichts zu tun hat.
Frauen verrichten 70% der unbezahlten Arbeit ist auch so ein Knaller. Die wird jede von Frauen erbrachte Leistung als unbezahlt deklariert. Damit ist jeder Plausch mit dem Nachbarn Sozialarbeit, Hausaufgabenhilfe eine Lehrtätigkeit und Essen kochen wird zur Spitzengastronomie. Die meisten Tätigkeiten die Frau in der Familie verrichtet, würde sie auch als Single verrichten. Aber in dem Moment, wo ich statistisch alles zu einem Brei verrühre, was an Tätigkeiten im Haushalt anfällt, komme ich auf solche utopischen Werte.
Zusätzlich werden in der Debatte die Zustände in Afrika oder Südamerika mit denen in Europa vermischt. Solange die Bildungssituation in Kenia mit der in Deutschland verglichen wird, kann Frau Kofler unpräzise und allgemein daherschwafeln. So funktioniert Feminismus. Zahlen fälschen, falsch zusammenrechnen, Sachverhalte mischen und damit alle Begriffe so unscharf wie möglich lassen, den Zuhörer und Leser mit absurd hohen Zahlen verwirren, damit der Geschwätzstoff nicht ausgeht.
„Nicht ich benachteilige Jungen und Männer, sondern die neue Bildungsstrategie der Regierung benachteiligt Mädchen und Frauen.“
Die Bildungstrategie der Regierung benachteiligt Frauen und Mädchen? WTF?
Inwiefern „benachteiligt“ die aktuelle Regierung Mädchen und Frauen. Woran äußert sich das?
Und warum sind dann Mädchen an weiterführenden Schulen Gymnasien und Universiäten WEITERHIN überproportional vertreten, Jungen dagegen an nur an Sonderschulenund Hauptschulen.
Wenn wie Frau Kofler unterstellt die Bildungstrategie der Regierung wirklich Mädchen und Frauen benachteiligen würde, dann sind die Erfolge allerdings bescheiden.
Aber dafür scheint sich Frau Kofler ohnehin nicht zu interessieren.
Man fragt sich in welcher Welt lebt diese Frau eigentlich?
Sollte man einer Partei-egal welcher- seine Stimme anvertrauen, in der Personen Karriere machen können, die solchen Stuß von sich geben, und offensichtlich von der Lebenswirklichkeit der Menschen im Land soviel Ahnung haben wie ein Schmetterling vom Winter?
Ich denke nein.
Nachfolgend noch ein lesenswerter Bericht von Narrowitsch zu meinem Beitrag, der nicht nur etliche Links zusammen getragen hat, sondern diese auch entsprechend kommentiert hat.
http://www.wgvdl.com/forum/forum_entry.php?id=203629
@Roadrunner
In Afrika produzieren laut FDP sogar 80% der Frauen Grundnahrungsmittel, wie in einem Antrag geschrieben.
Ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit weltweit verbessern
[..]Besonders Frauen sind beim Besitz von Land benachteiligt. Sie produzieren in den Entwicklungsländern 80 Prozent der Grundnahrungsmittel, verfügen jedoch nur über 10 Prozent der Anbaufläche und 1 Prozent aller Landtitel.
Gesicherte Nutzung von Land verbessert jedoch nicht nur die ökonomische Situation von Frauen, sondern stärkt auch ihre soziale und politische Stellung und trägt zur Entwicklung der gesamten Gesellschaft bei. Der gleichberechtigte Zugang von Frauen und Männern zu wirtschaftlicher Betätigung ist ein Menschenrecht und die Basis für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Wirtschaftliche Benachteiligung von Frauen ist nicht nur undemokratisch, sondern auch volkswirtschaftlich kurzsichtig.
Finanzielle Unabhängigkeit ist ein wichtiger Grundpfeiler für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Sie bietet Frauen einen besseren Schutz vor Ausbeutung, Unterdrückung und Missachtung ihrer Rechte. Nicht zuletzt können sich Frauen besser aus gewaltsamen Beziehungen lösen, wenn sie sich und ihre Kinder allein ernähren können.
Wenn Frauen gut ausgebildet, selbstständig und aufgeklärt sind, können sie ihre Kinderzahl eher selbst bestimmen. Das starke Weltbevölkerungswachstum und damit auch ein Teil des Ernährungsproblems können hierdurch abgeschwächt werden.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/071/1707185.pdf (6 Seiten)