OFFENER BRIEF 19. November 2009
Sehr geehrter Herr Rosowski,
Im Namen der Evangelischen Männerarbeit haben Sie auf meinen Essay: Warum das Frauenhaus abgeschafft werden muss geantwortet.
Überrascht hat mich, mit welcher Beflissenheit Sie sich für die Sache der Frauenhäuser einsetzen, obwohl die Evangelische Männerarbeit doch unmittelbar damit nichts zu tun hat. Da ich Ihrem Schreiben gelegentliche Übereinstimmungen und Dialoginteresse herauslese, will ich meine Antwort auf zwei Aspekte beschränken.
In Ihrem Schreiben bringen Sie durchgehend ein klassisches Männlichkeitsverständnis zum Ausdruck, das beim geringsten Anzeichen weiblicher Unzufriedenheit Männer in die Haltung der Helfer drängt. Warum ermutigen Sie Frauen nicht dazu, ihr Glück selber zu schmieden, und warum überlassen Sie es ihnen nicht, die Frauenhausarbeit zu verantworten. Stattdessen bieten sie ihnen die Rettung durch Männerhand – hier die evangelische – an. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Männern die Identifizierung mit der Frauenhausideologie und dem Gendermainstreaming nur deshalb möglich ist, weil sie meinen, dass Frauen es grundsätzlich nicht alleine schaffen. Entweder müssen Männer oder der Staat den Frauen zur Hilfe eilen. Ich halte das für eine sehr unglückliche Entwicklung, die von den guten Ansätzen der Frauenbewegung – self-empowerment – nicht viel übrig lässt. Denn das ist weder Ausdruck von Veränderungen der Geschlechterkultur, noch hat es mit Chancengleichheit oder Gerechtigkeit etwas zu tun. Eher erinnert es an das traditionelle Klischee vom »schwachen Weib« – nur in zeitgenössischer Aufmachung. Und es lässt sich nicht übersehen, dass dessen mentalitätsgeschichtliche Wurzeln zurück zu Paul Möbius Klischee »Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes« reichen und das unterschwellige Abschätzigkeit gegenüber Frauen dabei im Spiele ist.
Diese voreilige Beflissenheit halte ich im Übrigen für eines der ganz großen Hindernisse, wenn Männer ihre eigenen Interessen gerade auch jenseits der überlieferten Rollenzuweisung bestimmen wollen. Es hat viel mit dem Verlauf der Kindheit von Jungen zu tun, dass die meisten als Erwachsene fast alternativlos meinen, nur entlang der überlieferten Kultur der Sorge für Frau und Kind ihren Lebenssinn finden zu können. Das zeigt ganz besonders deutlich meine Forschung über das Schicksal vieler geschiedener Väter und meine Untersuchung darüber »Wie Mütter ihre Söhne sehen« (1994) Quelle
Der Brief besteht aus 3 Seiten, so das ich diesen nicht komplett in mein Blog einstellen kann.
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