Frauenarbeitszeit – Mütter oft nur geringfügig beschäftigt

Institut Arbeit und Qualifikation hat Frauenarbeitszeit untersucht

Frauen mit Kindern arbeiten weniger Stunden pro Woche als noch vor acht Jahren: Mit 30,2 Wochenstunden hat Deutschland nach den Niederlanden die zweitkürzeste Frauenarbeitszeit in Europa. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.

Insgesamt, so das Fazit des IAQ, steige die Frauenerwerbsquote in Deutschland zwar und liege mit 61,5 Prozent aller Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren über dem europäischen Mittel. Aufgrund der vielen Minijobs stagniere aber der Anteil an Vollzeitstellen bei 46,5 Prozent seit Beginn des Jahrzehnts. Die ausschließlich geringfügige Beschäftigung bei Frauen stieg in fünf Jahren von 2,97 Millionen auf 3,32 Millionen, so die Autorinnen und Autoren der Studie.

Als Gründe für die wachsende Zahl weiblicher geringfügig Beschäftigter nennt das für die Studie verantwortliche Autorenteam Angelika Kümmerling, Andreas Jansen und Steffen Lehndorff: „Während mit Ausbau von Kinderbetreuung und Elterngeld die weibliche Beschäftigung gefördert werden soll, bilden die vom Ehegatten abgeleiteten Ansprüche in der Sozialversicherung, das Ehegattensplitting und die Minijobs entgegengesetzte Anreize.“

Der Studie zufolge arbeiten Männer im Durchschnitt mit 40,1 Wochenstunden 9,9 Stunden länger als Frauen, 2006 waren es noch 9,3 Stunden, 2001 nur 8,8 Stunden. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Je mehr Kinder ein Mann habe, desto länger sind seine Arbeitszeiten, je mehr Kinder eine Frau habe, desto kürzer arbeitet sie. Das IAQ erstellte die Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung [hier]

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Kommentar
Es ist schon verblüffend, das bei den unendlichen Förderungen und Geldern die Arbeitsstunden der Frauen immer mehr zurück gehen und keine Verbesserung in Richtung Mehrarbeit in Sicht ist. Kurioserweise wurde obenstehender Text sogar im Portal von „Frauen machen Karriere“ eingestellt. Erstaunlich ist auch die Tatsache, das bei einer der niedrigsten Geburtenraten nicht nur in Europa, sondern auch der Welt, Frauen in Deutschland am wenigsten arbeiten. Laut CIA Webseite stehen wir von 224 erfaßten Staaten an 222 Stelle. In diesem Zusammenhang kann man es fast schon als witzig bezeichnen, das unsere Frauen, ach ne Familienministerin vom Erfolg ihrer Familienpolitik überzeugt ist und sogar mit dem „Mittelstands-Award 2009“ ausgezeichnet wurde.

Link
Int. Geburtsrate: CIA Rank Order – Birth rate (Englisch) Stand 10.02.2009
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen erhält Mittelstands-Award 2009

6 Kommentare.

  1. Die Geburtenstatistik finde ich ganz interessant mit Blick auf die Wehrpflicht.

    Das Ergebnis der Frauenarbeitszeit überascht mich kein bischen. So wird zwar alle Mögliche getan um die Frauen zur Arbeit zu bitten, jedoch besteht da ja nicht unbedingt ein Zwang. Da kann man Vorteile und Nachteile miteinander aufwiegen und sich dann völlig frei für das Bessere entscheiden. Man könnte sagen, Gleichberechtigung für die Frauen ist erreicht. Das Paradoxe ist, jetzt versucht man, dass die Frauen die Gleichberechtigung auch annehmen, was bei den Vorteilen wohl nicht ganz einfach sein dürfte. Eine seltsam festgefahrene Situation bei der die Gleichberechtigung der Männer völlig vernachlässigt wird, obwohl jetzt sicherlich ein guter Zeitpunkt dafür wäre. Vorallem auch weil sich bei den Frauen sonst nichts bewegt und in „Zugzwang“ geraten, sondern schön Verantwortungslos und Gefahrlos in ihrer Teilzeitarbeit hocken.

    Absurd finde ich das Kommentar des Unternehmer-Magazins das den Mittelstands-Award verliehen hat: „Eine höhere Frauenerwerbsquote sei einer der wichtigsten Ansatzpunkte, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“. Ich finde keinen Ansatz warum das einer der wichtigsten Punkte sein sollte.

  2. Goofos: Aus Sicht der Arbeitgeber ist das gar nicht absurd. Angenommen ich schreibe eine Stelle aus und bekomme dafür 20 Bewerbungen (19 Männer und 1 Frau). Dann macht Frau v.d.L. ein bisschen Politik, und schwupps, bekomme ich plötzlich 25 Bewerbungen (20 Männer und 5 Frauen). Dann kann ich mir meine neue Arbeitskraft aus 25 Leuten aussuchen statt aus 20. Größeres Angebot, niedrigeres Gehalt.

    Besonders günstig wirkt sich dies auf das Angebot an männlichen Arbeitskräften aus:
    1. kommen durch die ganze Mädchenbevorzugung in der Bildung nur noch die besten Männer durch das Studium, und
    2. suchen von diesen besten Männern dank Frauenförderung trotzdem mehr eine Stelle und sind daher günstiger zu haben.

    Dass der Mittelstand eine Politik honoriert, die auf die Gehälter der besten Männer drückt, ist höchst logisch und nachvollziehbar.

  3. Die genannten Gründe des Autorenteams sind nachvollziehbar und liegen auf der Hand.

    Das Urteil XII ZR 109/05 vom 16. Juli 2008 des Bundesgerichtshofes wurde schon, bevor
    es veröffentlicht wurde, von den Amtsgerichten angewandt.

    Wenn weiterhin, trotz der unsinnigen Unterhaltsrechtsreform, solche Urteile gefällt
    werden, muss sich niemand wundern, wenn die Erwerbstätigkeit der deutschen
    Frauen denen der übrigen europäischen Ländern hinten ansteht.

    Man sollte sich nichts vormachen. Wenn ich als Frau ein Leben lang weiter
    von meinem mir geschiedenen Ehemann Unterhalt verlangen kann, dann liegt es in
    der Natur eines jeden Menschen, sich eher um die eigene Freizeit zu kümmern.

    Warum sollte ich, obwohl meine Kinder in den weit ausgebauten Ganztagsschulen
    betreut werden, ganztags arbeiten?

  4. Da passt wieder recht treffend ein Zitat aus meiner derzeitigen Lieblings-Aufklärungsliteratur :

    „.. durch ihre Suche nach inhärentem Sinn bei der Arbeit und über die geringere Stundenzahl, die sie in die Arbeit investieren wollten. Beides steht im Widerspruch zu Spitzengehältern und beruflichem Aufstieg.“ (Susan Pinker, “Das Geschlechterparadox, S. 100).

    Je mehr ich mich mit der Thematik beschäftige, umso länger wird meine „to-read-Liste“.

  5. „… und daß 38% der Frauen eine Beförderung abgelehnt oder sich bewusst für eine schlechter bezahlte Position entschieden hatte“ (weiterführend Sylvia Ann Hewlett, „Extreme Jobs. The Dangerous Allure of the 70 hour-workweek“, Harvard Business Review 12/2006, Hewlett und Luce, „off-ramps and on-ramps. Keeping talented woman on the road of success”, Boston, Mass.: Harvard Business School press, 2007).

  6. Geschlechtsspezifische Präferenzen, die sich anscheinend nicht genderisieren lassen wollen.

    Wenn man die Berufsorientierungspräferenzen von Frauen und Männern betrachtet, finden sich die größten Unterschiede in den Ländern, die die größte Auswahl und Freiheit an Möglichkeiten bieten wie Deutschland, Schweiz, Norwegen, USA, Japan etc. (Marcia Barinaga, „Surprises across the Cultural Divide“, Science 263, 1994).
    Daphne de Marneffe, Absolventin eines Elite Colleges, „Maternal Feelings“ : Aufgrund ihrer Empathie für andere Menschen wurde ihre Karriere völlig durcheinandergewirbelt. Die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen konnte, beschreibt sie schwärmerisch als außergewöhnliche Freude.

    Das Kibbuz Experiment : Eines der weiblichen Gründungsmitglieder des Kibbuz Tsvi schilderte den folgenden Konflikt zwischen Beruf und Familie, der sich daraus ergab, daß Frauen und Männer als austauschbare Arbeitseinheiten betrachtet wurden. Ihre Schilderung erinnert auf unheimliche Weise an die Probleme heutiger weiblicher Führungskräfte : „… der Gedanke, wo mein Kind steckte, immer Kopfschmerzen bereitete.“ (Lionel Tiger und J. Sheper, „Women in the Kibbuz“, New York, Harcourt Brace Jovanovich, 1975).