Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern, aber nun ist es amtlich: die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar, Monika Ebeling ist heute live als Gast bei Steffen Hallaschka von Stern TV. Der Titel lautet – Goslar: Gleichberechtigung – Nicht für Männer. Mit mindestens 3 Millionen Zuschauer ist das mehr Werbung, als alle Männer- und väterpolitischen Blogs, Foren und Homepages je zusammen bekommen würden. Nun ja, wo Vorteile sind, da findet man auch Nachteile.
Aus diesem Grund ist Stern TV anscheinend nicht umhin gekommen, Alice Schwarzer wegen des Freispruchs von Jörg Kachelmann einzuladen, worüber Arne Hoffmann auf eigentümlich frei berichtet hat. Um Frau Schwarzer aber nicht ertragen zu müssen, gibt es ja schließlich einen Knopf „Ton wegschalten“ auf jeder guten Fernbedienung 😉
In diesem Zusammenhang passt dann auch noch der Beitrag von Arne Hoffmann „Wir wissen nichts und wollen auch gar nichts wissen“, in dem Arne über den Artikel Kaltgestellte „Antifeministin“ der Süddeutschen Zeitung zu Monika Ebeling und ihren Gegnerinnen aus Goslar schreibt. Nachfolgend ein paar Highlights, man weiß ja nie, ob irgendwann ein Beitrag verschwindet.
Thorsten Schmitz von der SZ
Frau Hesse ist 70 Jahre alt, sie war Lehrerin für Englisch und textiles Gestalten, und heute ist sie Vorsitzende des Frauenhaus-Vereins von Goslar. Sie finde es „unterhalb der Gürtellinie“, dass Monika Ebeling sich für die Abschaffung von Frauenhäusern einsetze. Hat sie das wirklich? Monika Ebeling sagt: „Nein, natürlich nicht.“ Gudrun Hesse hat noch nie ein Wort mit Monika Ebeling gewechselt. Warum? „Weil sie einem das Wort im Mund herumdreht.“
Das erinnert mich doch glatt an einen Spruch von Humphrey Bogart:
„Ein kluger Mann widerspricht nie einer Frau. Er wartet, bis sie es selbst tut.“
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über den Fauxpas der Frau Hesse glatt lachen.
Thorsten Schmitz von der SZ
Anruf bei Doris Juranek, der grünen Ratsfrau. Auch sie hat für die Abberufung von Monika Ebeling gestimmt. Warum? Weil „das Thema an mich herangetragen wurde“. Hat sie selbst mit Ebeling geredet? „Nein, ich kenne sie gar nicht.“ In ihrem Blog fragt Monika Ebeling: „Wie wäre es, nicht über mich zu reden, sondern mit mir?“
Es ist einfach unglaublich, vor allen Dingen, wenn man an den Anlass zu dieser Aussage denkt.
Thorsten Schmitz von der SZ
Worum es bei dem Streit eigentlich geht? Die Bürgermeisterin sagt: „Gute Frage. Es kamen Klagen aus den Frauen-Organisationen, dass Ebeling ihnen den Stempel aufdrücke.“ Luksch sagt dann noch diesen Satz: „Ebeling ist abgebogen, ohne zu blinken.“ Und was sagt Monika Ebeling, die Frau am Steuer? „Die wollten, dass ich so arbeite, wie sie das diktieren, mit einer Ausschließlichkeit für Frauen.“
Und weil es bei Monika Ebeling nicht mehr ausschließlich um Frauen ging, initiiert man mal eben eine Abberufung. Gott – wie armselig, aber das sagte ich ja schon.
Tja, offenbar war das zu viel Ausgewogenheit. Laut Arnes Blog wurde Monika wieder ausgeladen, der Link oben auf die Stern TV-Seite landet bei einem 404. Nur im RTL-Videotext ist das Thema noch aufgeführt. Nach den Ereignissen der letzten Tage muß man sich schon fragen, ob die Schwatzer vielleicht etwas damit zu tun hatte.
Meine Mail an die Redaktion ist schon unterwegs, in der ich nicht nur meiner Verwunderung und Empörung Ausdruck verleihe, sondern auch meiner Hoffnung, daß das Thema stattdessen nächste Woche behandelt wird – wäre vielleicht sogar besser, denn Frau S. ist sicher für nicht wenige, die an unserer Sache interessiert sein könnten, ein Ausschaltimpuls…
Bombe 20
Zumindest sind sie fix bei I&U. Ich habe folgenden Textbaustein als Antwort bekommen:
Auf meine Frage nach einer Verschiebung des Themas auf nächste Woche fehlt prinzipbedingt eine konkrete Antwort. Aber gut, daß man bei Stern TV die richtigen Prioritäten setzt: Männerrechte fliegen für EHEC, wirklich wichtige und zeitkritische Beiträge bleiben: „Zehn auf einen Streich: Pinguin-Nachwuchs im Tierpark Jaderberg „.
Bombe 20
@ Bombe 20
Zur Frage der Verschiebung ist das wohl schon eine konkrete Antwort:
„stern TV ist ein aktuelles Magazin, in dem es oft auch sehr kurzfristig zu
Änderungen kommt und Beiträge verschoben oder komplett gestrichen werden.
Noch während der Live-Sendung können uns Ereignisse zwingen, unser Programm
teilweise oder komplett umzustellen. Für die Redaktion gehört das zum alltäglichen
Geschäft. Das war in der Vergangenheit schon häufig so und wird auch
künftig so bleiben. Schließlich macht das auch den Reiz und die Attraktivität
einer aktuellen Live-Sendung aus.
Ich vermute mal, das man dort an eine Provinzpossen-Realsatire regionalen Interesses denkt und übersieht, das die Frau Ebeling hier etwas sehr großes in Bewegung gesetzt hat, was auch in den aktuellen Fall Kachelmann hinein ragt. Ich würde Frau Ebeling zutrauen in dieser Sendung größeres Allgemeininteresse erwecken zu können, als es Frau Schwarzer könnte.
M.N.
Alice Schwarzer lässt Monika Ebeling aus STERN-TV „entfernen“.Schon
gestern am 31.05. hatte Frau Schwarzer dafür gesorgt, das bei der Sendung „Menschen bei Maischberger“ der ARD nur die Gäste Platz nehmen dürfen, die Frau Schwarzer als Gesprächspartner auch genehm sind. Ursprünglich waren zu der Sendung auch der Anwalt der Verteidigung Johann Schwenn und Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen eingeladen. Schwarzer gab die Zusage zur Teilnahme an der Gesprächsrunde nur unter der Bedingung, wenn die – ihr unbequemen – Gäste wieder ausgeladen würden. Beide von der ARD ausgeladenen Gäste trafen sich dann mit weiteren Gästen am selben Abend wieder – und zwar bei „Lanz“ im ZDF.Gleiches Verhalten legt „Alice im Medienland“ dann auch bei RTL an den Tag. Auf der Online-Seite der Sendung STERN-TV wurde gestern noch der Auftritt von Monika Ebeling, die in Goslar als Gleichstellungsbeauftragte unter skandalösen Bedingungen abgewählt wurde, in der heutigen Sendung zum 01.06. angekündigt. Auch damit hatte Frau Schwarzer wohl ihre Probleme, und Frau Ebeling wurde kurzer Hand wieder ausgeladen.Mehr muss man(n) über die offensichtlich nicht nur politische Macht des Radikalfeminismus kaum wissen. Auch die Medien, privat oder öffentlich-rechtlich, scheinen fest unter der „lila Fuchtel“ zu stehen.Die Ära „nach Kachelmann/Ebeling“ im deutschen Geschlechterkampf hat gerade erst begonnen. Ist das das große Finale des kalten Geschlechterkrieges, nachdem der Feminismus tot am Boden liegen wird?
Ich hatte auch geschrieben und die gleiche Antwort wie Bombe 20 erhalten. Momentan können wir anscheinend nur abwarten, wie es weiter geht. Ob der Beitrag zu Monika Ebeling nächste Woche noch aktuell genug für Stern TV ist, wage ich allerdings zu bezweifeln.