Vor ein paar Monaten habe ich einen Artikel des deutschen Bundestages eingestellt, in dem es um die Erhöhung der Parteienzuschüsse und Abgeordneteneinkommen geht. Ein weiteren Artikel beschäftigt sich mit dem Thema „Bürgerschaftliches Engagement“, da am kommenden Montag der „Tag des Ehrenamtes“ stattfindet. Der Bundestag hat aus diesem Anlass ein Interview mit der SPD-Politikerin Ute Kumpf veröffentlicht. Darin mahnt sie das bürgerschaftliche Engagement als Schlüssel für das soziale Miteinander in der Gesellschaft an. Bei solchen Sätzen weiß ich nicht, ob ich lieber lachen oder doch eher weinen soll.
Archiv nach Schlagworten: Engagement
„Danke an die 2,7 Millionen Zivis!“
Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder und der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Dr. Jens Kreuter, haben am 15. Dezember in Berlin die letzten Zivildienstleistenden verabschiedet. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht ist am 1. Juli 2011 auch der Zivildienst ausgesetzt worden.
Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder würdigte den Einsatz der Zivildienstleistenden: „Mehr als 2,7 Millionen Zivis haben die deutsche Gesellschaft tiefgreifend und dauerhaft verändert. Sie haben dazu beigetragen, dass das Leben vieler Menschen ein kleines bisschen schöner und reicher wird. Dafür möchte ich heute Danke sagen!“[..] BMFSFJ
In Zeiten, wo Männern eher alles Schlechte angelastet wird, ist ein Danke besser als gar nichts.
Jungen müssen Sozialkompetenzen lernen?
Vier frauenbewegte Frauen in einem Auto auf der Landstraße müssen plötzlich anhalten, weil ein Baumstamm, offenbar von einem Holzlaster verloren, die Straße blockiert. Sie halten an, steigen aus und beginnen eifrig zu diskutieren, was jetzt zu tun sei.
Als sie mitten im schönsten Disput sind, kommt aus der Gegenrichtung ein Wagen, hält an, zwei Männer steigen aus, der eine sagt: „Du hier, ich da“, dann packen sie zu zweit an, rollen den Baumstamm in den Straßengraben und setzen ihre Fahrt fort.
Als der Wagen mit den Männern hinter einer Kurve verschwunden ist, sagen die Frauen: „Typisch Männer: keine Kommunikationsfähigkeit, dafür um so mehr zu Gewaltausübung bereit…“ Hier
Dieser ‚Witz‘ charakterisiert für mich treffend das Thema „Jungen, Sozialkompetenz und Empathiefähigkeit“.
Männer weiter freiwillig stärker engagiert
12.05.2010 – Im Rahmen des 3. Freiwilligensurvey wurden 20.000 Personen zum zum freiwilligen, bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement befragt. Der Monitor „Engagement“ fasst die wichtigsten Trends und Entwicklungen der dritten Erhebungswelle in Kurzform zusammen und benennt erste Handlungsbedarfe.
Für den Sommer 2010 ist die Publikation des umfassenden Gesamtberichtes zum Freiwilligensurvey geplant [hier]
Aus dem Bericht des 3. Freiwilligensurvey:
(Seite 21)
Außerdem steht das Engagement der Jugend wegen der zunehmenden Verdichtung und Prekarität der Ausbildungs- und Berufseinmündungsphase unter Druck, das Engagement junger Frauen zusätzlich wegen ihres zunehmenden beruflichen Engagements und der Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
[..]Es fällt auf, dass es besonders regional mobile Menschen sind, die eine verbindliche Bereitschaft für das Engagement bekunden: 16 % der Menschen, die erst seit bis zu zwei Jahren an ihrem neuen Wohnort leben, wollen sich bestimmt engagieren, sowie 14 % derjenigen, die seit 3 bis 10 Jahren dort wohnen. Das trifft ganz besonders auf Frauen zu.
(Seite 29)
Dennoch belegt Grafik 12, dass in der Freizeitgestaltung junger Männer inzwischen die Beschäftigung mit elektronischen Medien bereits oft mit den sozialen Kontakten zu Freunden und Bekannten konkurriert und (im Gegensatz zu den jungen Frauen) das Lesen oder andere kreative Beschäftigungen weit dominiert.
(Seite 30 )
Dazu kommt für die „älteren Jugendlichen“ die Überlappung dieser Herausforderung mit der Familiengründung, was besonders junge Frauen als Problem empfinden, die zielstrebiger als junge Männer auf ihre berufliche und familiäre Etablierung hinarbeiten.
(Seite 39)
Der vorige Abschnitt hat die Geschlechterfrage bereits anhand der Situation in den Familien angeschnitten. Bereits zu Beginn der Berichterstattung des Freiwilligensurveys von 1999 wurde beim freiwilligen Engagement ein deutlicher Geschlechterunterschied erkennbar, an dem sich bis heute wenig geändert hat: immer noch sind mit einem Anteil von 40 % deutlich mehr Männer als Frauen (32 %) freiwillig engagiert. Die intensivere Einbeziehung der Frauen in die Zivilgesellschaft ist somit (quantitativ gesehen) seit 2004 kaum vorangekommen. Auffällig ist das gegenüber Männern entsprechenden Alters starke Zurückbleiben des Engagements von Frauen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, ebenfalls zwischen 55 und 64 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren (Grafik 19). Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen haben komplexe Hintergründe. Ein Grund besteht darin, dass sich das Engagement der Frauen einseitiger als bei Männern an der Familienphase mit Kindern und Jugendlichen im Haushalt ausrichtet. Man erkennt das an dem extrem ausgeprägten weiblichen „Familiengipfel“, auf dem die 40 bis 44-jährigen Frauen mit 43 % die gleiche Engagementquote wie die Männer erreichen.17 Bei den 35 bis 54-jährigen Männern zeichnet sich eher ein „welliges“ Familienplateau ab, das sich allerdings nicht so sehr aus dem eher stabilen männlichen Verlaufsmuster heraushebt. Der in den gesamten Daten bereits erkennbar gewordene Familiengipfel ist also ein weitgehend weibliches Phänomen.
↑17 Einen weiteren Gipfel erreicht das Engagement der Frauen bei den 65- bis 69-Jährigen, nach einem starken Anstieg von dem relativ niedrigen Wert der 55- bis 59-Jährigen her. Dieser „kleine Ruhestandsgipfel“ ist wie der „Familiengipfel“ und der „Gipfel“ in der frühen Jugend somit viel mehr ein weibliches als männliches Phänomen und zeigt noch einmal das stärker lebenszyklische Element des Engagements der Frauen.
(Seite 40)
Frauen tragen ganz besonders die (im engeren wie im weiteren Sinne) sozialen Bereiche der Zivilgesellschaft (Kindergarten und Schule, Soziales, Gesundheit, Kirche) (Grafik 20). Dennoch erklärt die starke Stellung der Männer im insgesamt dominierenden Vereinsbereich (besonders bei Sport und Freizeit), im politischen und berufsbezogenen Engagement sowie bei der Freiwilligen Feuerwehr bzw. den Rettungsdiensten die insgesamt deutlich höhere Engagementbeteiligung der Männer. Die starke Vertretung der Männer (auch) in der Zivilgesellschaft setzt sich in der bevorzugten Besetzung von zivilgesellschaftlichen Führungspositionen mit Männern fort, sogar in Bereichen, die eigentlich vom freiwilligen Engagement von Frauen bestimmt werden.
[..]Das Engagement von Frauen, z. B. in Kindergarten und Schule, ist zwar umfangreich, aber oft zeitlich begrenzt. Vorher, in der Ausbildungs- und Berufseinmündungsphase (mit Ausnahme der frühen Jugend, wo es sogar höher ist), und nachher in der Phase des „Empty nest“ bleibt das weibliche Engagement besonders stark hinter dem der Männer zurück. Männer sind dagegen besonders in Engagementbereichen tätig, die für alle Lebensphasen gleichermaßen typisch sind. Im Alter zwischen 20 und 29 Jahren stehen außerdem viele junge Frauen unter Druck, ihre Ausbildung bzw. ihr Studium zügig zu Ende zu bringen und schnell Arbeitserfahrungen zu sammeln, bevor die Lebensphase „Familie“ beginnt. Wenn die Kinder noch sehr klein sind, ist die Betreuungs- und Familienarbeit auch heute noch bevorzugt den Frauen zugewiesen. Dabei geben die befragten Frauen an, dass sie durchaus Möglichkeiten zur Ausdehnung ihres Engagements sehen: Das Engagementpotenzial der Frauen betrug 1999 erst 28 % und ist seitdem auf beeindruckende 39 % gestiegen.
Eigentlich wären die Zahlen ja nicht der Erwähnung wert. Nachdem aber nicht nur die Medien und hier insbesondere unsere Politiker ständig von der 3-fach-Belastung der Frauen predigen, sollte man immer wieder mal genauer hinschauen. Wenn man zu diesen Zahlen auch noch die des Familienberichtes des gleichen Ministeriums hinzu nimmt,
• Männer arbeiten für Einkommen und Familie 70 Stunden pro Woche.
• Frauen arbeiten für Einkommen und Familie 46 Stunden pro Woche.
dann muss man sich in der Tat fragen, woher diese die Chuzpe nehmen, Frauen stets als überlastet hinzustellen. Natürlich behaupte ich nicht, dass es überlastete Frauen nicht gibt. Ich selber kenne einige, aber gerade jene Frauen habe ich noch nie über eine zu hohe Belastung klagen hören.
Wenn man dann noch bedenkt, dass Statistiken bzw. Studien immer zu Gunsten des Auftraggebers ausfallen müssen, dann kann man sich die Trickserei gut vorstellen, damit in diesem Fall die Frauen so dastehen, wie in dem Kurzbericht dargestellt.
Die Zahlen des Familienberichts sind im Übrigen in WikiMANNia unter Familienarbeit mit dem entsprechenden Nachweis zu finden.
Das Lesen des kompletten Beitrages lohnt sich aus meiner Sicht und wer nicht alles ganz so ernst nimmt, hat garantiert etwas zum lachen 🙂
BMFSFJ: Kurzbericht des 3. Freiwilligensurveys (PDF 43 Seiten)
WikiMANNia: Freiwilligensurvey • Familienarbeit
Irak – Wiederaufbau und Frauenförderung
Der Wiederaufbau des Irak ist einer der Schwerpunkte deutschen Engagements im Nahen- und Mittleren Osten. Das Auswärtige Amt stellt 3,6 Millionen Euro für die Unterstützung der irakischen Wirtschaft zur Verfügung. Mit den Mitteln wird der Aufbau lokaler Wirtschaftsstrukturen im Nordirak gefördert.
[..]Dabei richtet sich die Unterstützung ganz besonders an gesellschaftliche Gruppen, die bisher kaum auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen konnten. Dazu gehören Jugendliche und Binnenflüchtlinge, aber auch Frauen, die den Lebensunterhalt der Familie sichern müssen. Sie sollen so geschult werden, dass sie im Dienstleistungsgewerbe, der Lebensmittelindustrie oder der weiterverarbeitenden Industrie Arbeit finden können [hier]
Ich befürchte, dass Fördergelder im Ausland ohne explizite Frauenförderung nicht vergeben werden. Sollte diese Förderung der Allgemeinheit zu Gute kommen, kann man das erst einmal so stehen lassen. Ich denke im Zusammenhang mit dem Irak auch an den dortigen Krieg und da kann ich mir durchaus vorstellen, dass viele Frauen ihre Männer verloren haben und nun die Kinder alleine durchbringen müssen. Da es – nicht nur – im Irak keine sozialen Strukturen gibt, kann man unsere und deren Möglichkeiten nicht vergleichen. Allerdings darf man sich die Frage stellen, ob Witwer mit derselben Vita ebenfalls von der Förderung profitieren werden.
Eigentlich müsste man das Auswärtige Amt anschreiben und nachfragen, aber die Antwort kennen wir doch: Frauen sind besonders betroffen und deswegen erspare ich mir die Mühe 😉
Deutscher Engagementpreis 2009 wählen
Bürgerinnen und Bürger können Favoriten für Publikumspreis wählen
In diesem Jahr wird erstmalig der Deutsche Engagementpreis von der Kampagne „Geben gibt.“ und dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) verliehen. Wer in der Kategorie Publikumspreis gewinnt, darüber können nun bis zum 15. November 2009 die Bürgerinnen und Bürger online abstimmen [mehr]
Wer mehr darüber wissen will und abstimmen möchte, möge bitte dem Link folgen.
Gesprächsreihe „Frauen machen Zukunft“
Wie viele Möglichkeiten es gibt, die eigene berufliche Zukunft zu gestalten, zeigen die Beiträge der prominenten und engagierten Unterstützerinnen von frauenmachenkarriere.de in der neuen Gesprächsreihe „Frauen machen Zukunft“. In Porträts und Interviews blicken die Unterstützerinnen auf ihren beruflichen Werdegang zurück und berichten von persönlichen Erlebnissen. Jede einzelne Geschichte kann anderen Frauen Mut machen, den eigenen Erfolgsweg zu gehen [hier]
Nur zur Info für Diejenigen, die sich für Frauengespräche und deren beruflichen Werdegang interessieren 😉
Noch mehr Einmischung des Frauenministeriums
Bundesfamilienministerium unterstützt Gründung des Nationalen Forums für Engagement und Partizipation
Erstmals in der Geschichte Deutschlands entwirft das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine abgestimmte Strategie zur Weiterentwicklung der Engagementpolitik. Ziel ist es, bürgerschaftliches Engagement dauerhaft zu fördern und zu stärken. Dazu ist eine enge Abstimmung des Bundes mit den Ländern, kommunalen Spitzenverbänden, Mitgliedern des Deutschen Bundestages sowie Trägern der Zivilgesellschaft, Kirchen, Wirtschaft und Wissenschaft notwendig. Diese Aufgabe übernimmt ab April das neue „Nationale Forum für Engagement und Partizipation“.
„23 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich freiwillig – sei es in der Kirchengemeinde, im Sportverein oder im Mehrgenerationenhaus. Sie geben Zeit oder Geld, um für Andere da zu sein. Dafür gebührt Ihnen Respekt, Anerkennung und Unterstützung“, sagt Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. „Ihr Engagement braucht jedoch die passenden Rahmenbedingungen – diese zu schaffen ist Aufgabe der Politik [mehr]
Warum empfinde ich diese Ankündigung als Bedrohung? Das Wort Rahmenbedingungen habe ich schon zu oft bei Gesetzen gelesen. Ich befürchte, irgendwann wird das noch zur Pflicht oder glaubt das Frauenministerium allen Ernstes, das wir deren Hilfe benötigen, um uns zu engagieren? Anscheinend, denn sonst würden uns „unsere“ Politiker endlich mal in Ruhe lassen.
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