Russischer Appell an die Deutschen

Heute bin ich mal total Offtopic, denn es ist mir ein Bedürfnis, den unten eingestellten Appell des Jegor Proswirnin zu verbreiten. Da ich mich schon lange mit dem Ukraine Konflikt be­schäftige, bin ich nicht erst seit heute ent­setzt über unsere Politiker, die tatsächlich Faschis­ten und Nazis in der Ukraine unterstüt­zen. Den Besuch Angela Merkels einen Tag vor dem ukrainischen Unabhängigkeitstag kann man als Hinweis verstehen, wo die Prio­ri­täten unse­rer Regierung liegen.

Ich könnte jetzt sehr viel schreiben, warum und weshalb ich den Appell unterstütze, aber ich will, dass die Worte von Jegor Proswirnin ihre Wirkung entfalten. Da es nirgends einen Copyright Hinweis gab, gehe ich davon aus, dass es diesen nicht gibt und der Appell in seiner Gänze veröffentlicht werden darf. Damit der Text gut lesbar ist, habe ich diesen nicht als Zitat eingestellt.

Mein Name ist Jegor Proswirnin, ich bin Chefredakteur der russischen Seite sputnikipogrom.com, die europäische Werte predigt, und ich hörte, dass einer der wichtigsten europäischen (und vor allem deutschen) Werte die Geschichte sei. Wenn wir die neuere Geschichte betrachten, sehen wir eine gigantische Gruppe sowjetischer Streitkräfte, bestehend aus 300 000 Soldaten mit 5000 Panzern, 1500 Flugzeugen und 10 000 Geschützen (inklusive taktischer Atomwaffen), die ohne einen Schuss abzugeben aus dem soeben wiedervereinigten Deutschland abzog.

Dies war eine in ihrem Maßstab und ihren Fristen beispiellose Operation, während der ganze sowjetische Armeen sich buchstäblich in offenes Feld zurückzogen. Zehntausende sowjetischer Offiziere beugten sich dem Befehl der Führungsspitze und verließen warme Kasernen, um in zugeschneiten Feldern morsche Zelte zu bewohnen. Oft genug mitsamt ihren Familien.

Wieso?

Um der Hoffnung willen. Der Hoffnung, dass die dunklen Seiten der Geschichte unserer Länder für immer in der Vergangenheit geblieben sind. Der Hoffnung, dass wir nie wieder Panzerarmeen in Mitteleuropa postieren müssen, da Europa unsere Interessen berücksichtigt. Der Hoffnung, dass das wiedervereinigte Deutschland unser Freund und Verbündeter wird, der zusammen mit den Russen den Traum Charles de Gaulles von einem einigen Europa von Lissabon bis Wladiwostok erfüllt. Den aus Deutschland abziehenden Gardetruppen sagte man, dass Deutschland die Fehler seiner Vergangenheit erkannt und für diese gebüßt hätte, dass es nie wieder deutsche Stimmen geben wird, die nach Plagen für Russland rufen. Und deswegen bräuchten wir keine Gardepanzerarmeen mehr in der Mitte Europas.

Jetzt seien Russen und Deutsche Freunde, und Freunde brauchen meine endlosen Panzerarmadas. Die Russen sollten aufhören, das vereinigte Deutschland zu fürchten und sich entwaffnen.

Wir entwaffneten uns. 20 Jahre lang dachten wir, dass wir richtig gehandelt haben, dass die Vergangenheit für immer vergessen sei, und dass die Deutschen es wertschätzen, mit welcher Bereitschaft wir alle Militärbasen geräumt und Truppen abgezogen haben (obgleich in Deutschland immer noch US-Militärbasen stehen). Aber Freundschaft erkennt man nicht im Frieden, man erkennt sie in Zeiten der Not – und als die Not der ukrainischen Krise aufzog, wurde klar, dass die Deutschen sich nicht an das Gute erinnern. Es wurde klar, dass die Deutschen nichts aus der Geschichte gelernt haben, dass sie keinen Frieden wollen und in der Demontage einer kolossalen Kriegsmaschinerie keinen Humanismus und guten Willen, sondern lediglich Schwäche sahen.

Es wurde klar, dass die Amerikaner nur einmal im Gespräch mit der deutschen Kanzlerin – die jahrelang wie ein unverlässliches Hausmädchen belauscht wurde – die Stimme heben müssen, um die deutsche Gesellschaft dazu zu bringen, wie ein Hündchen dem amerikanischen Herrchen hinterherzulaufen – selbst wenn dies den Interessen der deutschen Wirtschaft und Politik entgegenläuft. Es wurde klar, dass wenn man die Schwerter zu Pflugscharen macht, wenn man die Rüstung ablegt, wenn man die sowjetische Vorbereitung zum Weltkrieg stoppt und den Deutschen die Hand der Freundschaft reicht, die Deutschen bei der erstbesten Gelegenheit in diese Hand spucken.

Es wurde klar, dass die Russen erneut Untermenschen sind, die man ungestraft von den Seiten der deutschen Presse niedermache kann, gegenüber denen man vom Rednerpult des Bundestages zu Sanktionen und Vergeltung aufrufen kann, ohne dass Widerspruch zugelassen wird. Es wurde klar, dass die ukrainische Regierung ungestraft die russische Sprache verbieten, russische Aktivisten einkerkern und Wohnbezirke mit Artillerie beschießen darf, wobei tausende russischer Zivilisten sterben – und all dies ist normal, all dies ist demokratisch, Deutschland ist zufrieden, weil die Russen Untermenschen sind, deren Blut für die Deutschen ohne Bedeutung ist. Mehr sogar, für den Versuch, sich zu verteidigen, für den Versuch, den ukrainischen Einsatzkommandos die Stirn zu bieten, müssen die Russen mit Sanktionen und öffentlicher Hetze bestraft werden, durch die ihr Widerstandswille gebrochen wird, um die Russen in ein internationales Ghetto zu treiben.

Und dieses Ghetto daraufhin niederzubrennen, wie schon das Gewerkschaftshaus in Odessa zusammen mit 49 Aktivisten prorussischer Organisationen niedergebrannt wurde. Wissen sie, wie die ukrainischen sozialen Netzwerke auf dieses Massaker reagierten? „Gegrillte Kartoffelkäfer“ (als „Kartoffelkäfer“ werden russische Aktivisten aufgrund der Farben des Bandes des hl. Georg, welches von ihnen genutzt wird, bezeichnet; diese entsprechen der Färbung des Kartoffelkäfers aus Colorado) – das schrieben zehntausende in ukrainischen sozialen Netzwerken, während sie die Fotos verkohlter Leiber mit unschicklichen Kommentaren verzierten.

Wir sind erneut Unmenschen, wir sind erneut Tiere, die ungestraft von ukrainischen Nazis umgebracht werden dürfen, um eine russenfreie Ukraine zu schaffen. Alleine nach Angaben von Human Rights Watch, alleine im Juli wurden im Osten der Ukraine EINTAUSENDEINHUNDERTFÜNFZIG russische Zivilisten umgebracht, und die Morde gehen jeden Tag weiter. Wo sind eure Proteste, Deutsche? Wo sind eure Sanktionen gegen die Ukraine? Wo bleibt euer gerühmter Humanismus, den ihr angeblich nach 1945 erworben habt, während ihr die Fehler der Vergangenheit aufgearbeitet habt?

Saur-Mogila, eine Anhöhe von strategischer Bedeutung, auf der sich ein Denkmal für die gefallenen russischen Soldaten befindet, die vor 70 Jahren während heftiger Gefechte mit der Wehrmacht fielen, wird erneut vom ukrainischen Bataillon „Asow“ gestürmt, dessen Symbol die Wolfsangel ist, das Emblem der SS-Division „Das Reich“, und ihr schweigt! Russische Freischärler verstecken sich hinter Granitstatuen sowjetischer Soldaten vor den Kugeln der neonazistischen „Nationalgarde“, und ihr wagt es, dem amerikanischen Gefasel von einer „russischen Aggression“ zuzustimmen! Die Ukrainer beschießen Städte mit ballistischen Raketen, die gigantische Krater anstelle von Wohnhäusern hinterlassen, und ihr führt keine Sanktionen gegen die Ukraine ein, nein – sondern gegen Russland!

Erneut werden unbewaffnete Russen zu Tausenden umgebracht, und ihr diskutiert darüber, ob man den Mördern der Russen nicht Waffen liefern sollte, damit diese mehr Russen töten können. Eure gesamte „Erinnerungskultur“ und das „Lernen aus der Vergangenheit“ sind nicht mehr als ein schlechter Witz, wenn vor euren Augen unbewaffnete Menschen ermordet werden, während ihr applaudiert und den ukrainischen Mördern neue Kredite versprecht.

Ihr Deutschen habt nicht gelernt, was Humanismus bedeutet. Ihr habt nicht gelernt, was Verantwortung bedeutet. Ihr habt nicht gelernt, dem Bösen entgegenzutreten und dem Bösen zu entgegnen: „Nein, ihr seid Mörder, ich werde euch nicht helfen, ihr müsst sofort mit dem Morden aufhören“. Ihr habt nicht gelernt, was es heißt, verantwortungsbewusste, selbstständige und freie Menschen zu sein, die Güte mit Güte vergelten.

Ihr seid Sklaven, die Güte für Schwäche halten.

1934 wurdet ihr wie Schafe von Hitler vorangetrieben, 2014 treibt euch Obama voran. Wenn die Amerikaner morgen ein KZ für Russen aufbauen, wird die Hälfte von euch direkt Bewerbungen für die Stelle des Gaskammerbetreibers losschicken und eure Presse wird voll Kadavergehorsam erklären, wie patriotisch dieses Lager ist und wie es die deutsche Wirtschaft voranbringt. Sie hat fast schon damit angefangen: den russischen Untermenschen umbringen, Lampenschirme aus der Haut der Russen machen, die es wagten Widerstand zu leisten, und nach Washington schicken, um die amerikanischen Verbündeten zu erfreuen.

Ihr Deutschen habt eure Prüfung nicht bestanden. Als das Böse nach Europa zurückkehrte, habt ihr nicht einmal versucht, ihm zu widerstehen; ihr seid ihm sofort vor die Füße gefallen, wie ein Sklave, der vor den Stiefeln des verreisten Herren im Staub umherkriecht. Ihr dient dem Bösen, fordert immer neue Sanktionen, unterstützt die Mörder der Russen, liefert den Mördern der Russen Waffen und rechtfertigt einen Völkermord. Das Ende eurer Geschichte wird dasselbe sein, wie immer, denn das Böse kann nicht siegen.

Ich beende diesen Text mit einem Zitat von Frau Nuland, die offenbar statt eurer Kanzlerin die Entscheidungen bezüglich der Ukraine trifft:

Fuck the EU.

Man kann es drehen, wie man will, aber die Amerikaner sind kluge Leute, die genau wissen, das vereinte Deutschland und das vereinte Europa wirklich wert sind. Sputnik & Progrom

5 Kommentare.

  1. Ja klar.
    Was für ein Bullshit.

    „Wenn wir die neuere Geschichte betrachten, sehen wir eine gigantische Gruppe sowjetischer Streitkräfte, ……
    Wieso?
    Um der Hoffnung willen. Der Hoffnung, dass die dunklen Seiten der Geschichte “

    Sagen wir’s doch mal ehrlich: Weil sie pleite waren. Weil Rußland sich mit kommunistischer Mißwirtschaft, dem Afghanistan-Debakel und Aufrüstung in die völlige Pleite gewirtschaftet hatte.

    Der Rest ist natürlich auch gequirlte, pathetische Kacke.

    • Klar kann man das eine oder andere an dem Beitrag kritisieren. Aber vielleicht sollte man einfach nur versuchen, sich in die Lage russischer Menschen zu versetzen. Es ist noch nicht so lange her, das in einem ukrainischen Fernsehsender verkündet wurde: “Es ist ganz einfach. Man muss 1,5 Millionen Menschen im Donbass töten.” http://konjunktion.info/2014/08/ukraine-es-ist-ganz-einfach-man-muss-15-millionen-menschen-im-donbass-toeten/

      Wenn man diese Aussage betrachtet, kann man den Appell von Jegor Proswirnin doch irgendwie nachvollziehen oder etwa nicht? Man stelle sich vor, es hätte geheißen: “Es ist ganz einfach. Man muss 1,5 Millionen Frauen im Donbass vergewaltigen.”, dann hätte es einen Aufschrei in der ganzen Welt gegeben. So bekommt das Ganze schon ein gewisses Geschmäckle, human ausgedrückt, findest Du nicht auch Martin?

  2. Wenn man die aktuelle Lage betrachtet, könnte man tatsächlich auf den Gedanken kommen, dass Milliarden für Faschisten Demokratie ist und ein Hilfskonvoi demnach eine Invasion. Wenn das Völkerrecht ist, dass eine unfähige Regierung dem eigenen Volk die lebensnotwendige Hilfe verweigert, dann „Gute Nacht!“

    Das muss man sich mal vorstellen: Die „Friedensnobepreisträger“ Obama und EU rufen Russland tatsächlich dazu auf, den Hilfekonvoi zurück zu holen. Hinzu kommt noch, dass es in der Ostukraine schon lange weder Strom, noch Wasser gibt.

    Da kann man gar nicht so viel essen, wie man ko**en möchte.

    Es gibt trotz der ganzen Barbarei in der Ostukraine noch einigermaßen vernünftige Menschen. Eine prowestliche, ukrainische Journalistin hat einen Bericht über den Generaloberst Wladimir Ruban der ukrainischen Armee geschrieben und ein Interview mit ihm geführt.

    Stimme der Vernunft
    Ukrainischer General für Verständigung mit Donbass. Präsidialamt in Kiew spricht sich für diplomatische Lösung aus. Hintergrund: Stagnation der Kämpfe

    Der ukrainische Beauftragte für den Austausch von Gefangenen im Bürgerkrieg, Generaloberst Wladimir Ruban, hat zu einem Verhandlungsfrieden aufgerufen. In einem langen Interview mit dem prowestlichen Internetportal Ukrainskaja Prawda sagte er, der Krieg werde im Interesse bestimmter Kreise in die Länge gezogen. Man solle aufhören, die Verteidiger der »Volksrepubliken« im Donbass als Untermenschen und Terroristen zu bezeichnen. Ihre Führer seien Offiziere wie er, auf deren Ehrenwort er sich in seinen Verhandlungen immer habe verlassen können. Die einfachen Anhänger des Aufstands bezeichnete Ruban als ukrainische Bürger, die ebenso wie die Bewohner im Westteil des Landes auf dem Maidan in Kiew gestanden hätten. Viele seien unzufrieden damit, daß sich die Veränderungen seit dem Februar auf die Entfernung von Wiktor Janukowitsch aus dem Präsidentenamt beschränkt hätten. Ruban bestritt gegenüber der erkennbar ungläubigen Interviewerin der Ukrainskaja Prawda, daß im Donbass auf seiten der Aufständischen Russen kämpften; es gebe allenfalls einige »Berater«, ebenso wie es solche aus der NATO auf seiten der Regierungsarmee gebe. Auf die entgeisterte Frage der Journalistin, ob nicht ein Terrorist sei, wer die Zivilbevölkerung bedrohe, erwiderte Ruban trocken: »Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, daß jede Armee dazu da ist, die Bevölkerung zu bedrohen? Offiziere, die die Militärakademie abgeschlossen haben, sind ausgebildete Mörder.« [..]
    http://www.jungewelt.de/2014/08-21/045.php

    Dieser Beitrag ist genauso lesenswert wie der Link zum nachfolgende Interview.

    »Unverständlicher Krieg«
    Dokumentation. Interview der Ukrainskaja Prawda mit Generaloberst Wladimir Ruban von den Ukrainischen Streitkräften über die Lage in der Ostukraine

    Am 20. August wurde in der Ukrainskaja Prawda ein Interview der Journalistin Jekaterina Sergazkowa mit Wladimir Ruban veröffentlicht. Ruban hat als Generaloberst den gleichen militärischen Rang wie der Verteidigungsminister. Seine Worte haben also einiges Gewicht. Das Kiewer Regime ernannte ihn zum Beauftragten für den Austausch von Gefangenen im Bürgerkrieg. jW dokumentiert das Gespräch in voller Länge. (jW) [..]
    http://www.jungewelt.de/2014/08-22/024.php

    An manchen Stellen des Interviews wusste ich nicht mehr, ob die Journalistin ihre Fragen ernst meint oder ob diese vorgegeben waren. Für sie scheinen die Menschen im Donbass/Ostukraine tatsächlich Untermenschen zu sein.

  3. Off Topic:

    Warum ist das gelbe Forum unten? Gibt es eine alternative Adresse?

    gruss

    • Durch eine fehlerhafte Eingabe im DNS ist die Domain wgvdl.com zur Zeit nicht erreichbar. Der Fehler wurde korrigiert. Je nach Standort kann es bis zu 48 Std. dauern bis die Domain wieder erreichbar ist. Normalerweise sollte es nach einem Tag wieder funktionieren.

      Alternativ ist das Forum zur Zeit unter
      http://wgvdl.org/forum3
      erreichbar.