wir schreiben euch diesen Brief, weil ihr die stärkste politische Kraft in diesem Land seid. Bei der Europawahl habt ihr mit 46,7% alle Parteien weit hinter euch gelassen. Bei der kommenden Bundestagswahl werdet ihr voraussichtlich zum ersten Mal stärker als CDU und SPD sein. Herzlichen Glückwunsch!
Wir können es sehr gut verstehen, dass ihr nicht zur Wahl geht. Wir haben von der Politik in diesem Land auch die Nase voll. Alle vier Jahre dürfen wir Bürger unser Kreuzchen für Kandidaten und Landeslisten machen, die von Parteifunktionären in Hinterzimmern aufgestellt werden. Dafür wird uns vor der Wahl in professionell gestalteten Werbekampagnen das Blaue vom Himmel versprochen. Nach der Wahl werden diese leeren Versprechen dann eiskalt wieder einkassiert. Die Sachzwänge sind dann schuld, oder die leeren Kassen.
Zwischen den Wahlen haben wir Bürger ruhig zu sein. Die Politiker wollen bei ihrer wichtigen Arbeit nicht gestört werden. Sie bekommen schließlich von den Lobbyverbänden eine Menge Geld dafür, deren Entwürfe zu Gesetzen zu machen. Von den knappen Diäten kann man ja kaum leben, und es ist auch viel bequemer, die Vorlagen der Lobbyisten zu verwenden, als selbst nachdenken zu müssen.
Kein Wunder, dass dabei oft Gesetze herauskommen, die nichts als Schaden anrichten. Nach dem elften September 2001 wurden zum Beispiel viele Gesetze beschlossen, die uns angeblich vor dem Terrorismus schützen sollen. In Wirklichkeit beschneiden sie unsere bürgerlichen Freiheitsrechte immer mehr. Unsere Daten werden gespeichert, unsere E-Mails gelesen, unsere Computer heimlich durchsucht. Die Politiker behaupten, sie hätten nicht die Absicht, einen Überwachungsstaat zu errichten. Dennoch bauen sie so fleißig daran, dass George Orwell oder die STASI ihre Freude hätten.
Liebe Nichtwähler, wir respektieren es, wenn ihr diesmal wieder nicht zur Wahl geht. Aber wisst ihr eigentlich, dass jede Nichtwählerstimme vor allem den großen Parteien zugute kommt? Wer nicht wählen geht, stärkt die Große Koalition. Wollt ihr das wirklich? Die gute Nachricht: Es gibt bei dieser Wahl eine echte Alternative für Nichtwähler – die Piraten. Wenn ihr eure Stimme nicht an die Altparteien verschenken wollt und ein deutliches Zeichen setzen möchtet, dass sich in diesem Land etwas grundlegend ändern muss, solltet ihr am 27. September Piratenpartei wählen. Wir versprechen euch, dass wir nie etwas versprechen werden, das wir nicht halten können.
Unser Programm ist absichtlich so schlank gehalten, dass ihr genau wisst, wofür wir stehen:
● für die Stärkung der Bürgerrechte und gegen den Überwachungsstaat
● für einen transparenten Staat und gegen den „gläsernen Bürger“
● für eine bessere Demokratie, bei der die Bürger die Politik aktiv mitgestalten
● für freien Zugang zu Kultur und Bildung
Für diese Ziele werden wir kämpfen. Einen Gemischtwarenladen aus leeren Versprechungen wie die Altparteien bieten wir bewusst nicht an.
Dienstwagen und Pensionen aus der Staatskasse interessieren uns nicht. Wir können unser Geld woanders besser verdienen. Wir gehen nur deswegen in die Politik, weil wir es uns nicht mehr leisten können, sie Menschen zu überlassen, die außer Parteipolitik nichts gelernt haben. Die Lobbyisten werden natürlich versuchen, uns genauso zu bearbeiten wie die Altparteien. Doch wir sind Piraten – wir sind unbestechlich.
Liebe Nichtwähler, ihr habt es in der Hand, etwas in der deutschen Geschichte noch nie Dagewesenes zu schaffen. Wenn ihr bei dieser Wahl ausnahmsweise nicht zu Hause bleibt, sondern die Piratenpartei wählt, wird ein Ruck durch dieses Land gehen.
Wir stehen bei euch im Wort. Wenn wir uns korrumpieren lassen sollten wie die Altparteien, dürft ihr uns abwählen und beim nächsten Mal wieder zu Hause bleiben. Gebt uns dieses Mal eure Stimme und wir werden euch nicht enttäuschen!
Wir sehen uns am 27. September in der Wahlkabine!
Eure Piraten
Ohne weiteren Kommentar 😉
Dienstwagen und Pensionen aus der Staatskasse interessieren uns nicht. Wir können unser Geld woanders besser verdienen.
Darin liegt das Problem, obwohl dies eigentlich für Politiker eine gute Einstellung wäre, denn der freie Zugang zu Kultur und Bildung ist ja nur über die „Enteignung“ von Autoren und Verlagen möglich. Klar kann man gut freie, kostenlose Produkte anbieten, wenn man von anderer Seite bezahlt wird. Bloß irgendwer muss eben den Lebensunterhalt der Leute sichern, die freie Inhalte schaffen. Und wer kann das schon sein?
Abgesehen davon ist Bildung nichts wert, wenn sie nichts kostet, da hat jeder Akademiker schon gemerkt, der seine Leistung auf dem freien Markt anbot.
Seltsam ist auch dieses Politikverständnis auf Grundschulniveau, was man eigentlich eher in den etablierten Parteien erwartet: Wer nicht wählt, stärkt die Opposition. Und? Soll ich deswegen jemanden wählen, der mir schadet oder hinter dem ich nicht stehe. Ich mag diese Art der Politiker nicht, das Volk für blöd zu verkaufen.
@altschneider
mal halblang. im augenblick sind die piraten die einzige sinnvolle option, unzufriedenheit auszudrücken. ob sie das nächste mal diese funktion noch erfüllen werden, ist ungewiss. der charme des gnadenlosen dilttantismus ist für DIESEN EINEN ZWECK jedoch egal bis unschädlich bis nützlich. für uns wird interessant sein, wie sie sich in den nächsten vier jahren entwickeln. ihre inhaltliche schwäche ist auch ihr vorteil, denn ZUGLEICH sind sie im augenblick die einzige partei, in der es möglichkeiten gibt, kritik an der femokratie zu üben und politische gegenkonzepte anzudenken. und das ist schon mal was…
(noch?) KEIN pirat
Nach der erfolgreichen Europawahl in Schweden hat sich die dortige Piratenpartei der europäischen Fraktion der Grünen angeschlossen.
Wie kann man nur solche Rattenfänger hier wählen?
Hallo Schorsch,
ich streite nicht ab, das es viele „wenns und aber gibt, aber für mich sind die etablierten Parteien passe. Wer weiß, was in 4 Jahren ist, deshalb wähle ich jetzt erst einmal die Piraten. Das mit den Grünen schmeckt mir genauso wenig wie Dir, aber da die Partei noch jung ist, gebe ich ihr diese Chance.
Unsere Bürgerrechte werden mehr und mehr abgebaut und die Piraten sind im Moment die einzige Partei, die dieses als Hauptthema in ihrem Wahlkampf hervor bringt. Wenn wir uns um dieses Thema nicht kümmern und irgendwann kaum noch Brügerrechte existieren, dann sind wir soweit, das wir uns um die anderen Themen auch keine Gedanken mehr machen müssen. Der Staat wird dann in der Lage sein, alles diktatorisch regeln zu können.
Wichtig ist für mich vor allen Dingen eines: Ein Zeichen zu setzen!
Gruß – Christine