Christina Boll kennt die Kinderkosten-Formel
Körber-Stiftung ehrt die Volkswirtin, die erforschte, wie viel Geld Frauen verlieren, wenn sie Babys bekommen – und was man da ändern kann.
[..]2004, pünktlich zum dritten Kind, bekam sie ihr Promoptionsstipendium. Da hatte sie – „Volkswirtschaftler denken immer über Zahlen nach“ – die Forschungslücke längst im eigenen Leben entdeckt: Was geht, neben der unglaublichen Bereicherung durch drei Kinder, einer gerne berufstätigen Frau dadurch verloren im Erwerbsleben, in Euro und Cent? Verglichen mit einer „Benchmark“-Frau, einer also, die ununterbrochen vollzeiterwerbstätig ist und im Beruf jede Aufstiegschance nutzen kann?
[..]“Bis zu 200 000 Euro brutto bis zum 46. Lebensjahr“ können das sein, sagt Christina Boll. Und das ist nur entgangene oder geminderte Entlohnung, das sind nicht die laufenden Kosten für den Nachwuchs.
[..]Der ökonomische Rückschlag erklärt u. a das unterschiedliche Geburtenverhalten nach Bildung, im Osten und Westen Deutschlands. Und die Vorsicht vieler Frauen, die sich bei steigenden Scheidungsraten das Risiko von Lohneinbußen dreimal überlegen.
[..]Arbeit und Familie auch für die Väter besser vereinbar machen, es hinbekommen, dass Aufstiegschancen und Familie einander nicht im Weg stehen. „Das sind auch Aufgaben für die Politik, die da zwischen Bund und Ländern nicht aus einem Guss ist. Unser System setzt derzeit voraus, dass in der Familie einer nachmittags zu Hause bleiben muss, um den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Vollzeit arbeiten, Karriere und Kinder – das ist mit diesem Bildungssystem gar nicht möglich.“
Wenn sie einen Rat geben sollte, wäre es der, Kinder in jungen Jahren zu bekommen, weil dann der wirtschaftliche Ausfall noch nicht sehr heftig zu Buche schlägt. Und komplette Auszeiten sehr kurz zu halten. Als die in Vollzeit forschende dreifache Mutter in Berlin geehrt wurde, waren die Kinder übrigens zu Hause. Und wer hat auf sie aufgepasst hat? „Mein Mann!“
Quelle: Hamburger Abendblatt bzw. über Google, da beim Abendblatt kostenpflichig.
Da passt dann doch glatt folgendes Video dazu: Kosten des Kindes fürs Großziehen berechnet
Also, Kinder werden auf einen Kostenfaktor reduziert. Ist das nicht die Durchökonomisierung aller Lebensbereiche, die ansonsten immer beklagt wird?
Und warum geht der errechnete Betrag nur der Mutter verloren, nicht dem Haushalt, nicht dem Ehepaar als Ganzes? Betrachtet man sich schon innerhalb der Ehe nur noch als Einzelkämpfer? Oder geht man schon per se von alleinerziehenden Müttern aus?