Die Bedingungen für Familien haben sich in Deutschland in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Der positive Trend zeigt, dass die 2005 eingeleitete nachhaltige Familienpolitik der Bundesregierung Wirkung zeigt. So belegt Deutschland in der finanziellen Unterstützung von Familien einen Spitzenwert in Europa.
Das IW hat im Rahmen des so genannten Familienfreundlichkeitsindexes die Kategorien Geburtenrate, Familienarmut, Frauenerwerbstätigkeit, Geld, Infrastruktur und Zeit betrachtet. Ergebnis ist unter anderem, dass das Kindergeld in Deutschland im Vergleich mit 18 anderen europäischen Ländern überdurchschnittlich hoch ist. Auch in der Bekämpfung der Familienarmut kommt Deutschland zu einem guten Ergebnis [mehr]
Im internationalen Vergleich spitze ist bereits heute die finanzielle Unterstützung der Eltern – weiterer Handlungsbedarf wie etwa die Einführung eines Betreuungsgeldes besteht folglich nicht. Nachbessern muss die Bundesrepublik bei der Betreuungsinfrastruktur. So werden hierzulande gut 21 Prozent der unter Dreijährigen in Kitas oder von Tagesmüttern betreut, in Dänemark sind es dagegen über 70 Prozent. Zudem mangelt es besonders jungen Akademikerfamilien in Deutschland oft an Zeit, weil die frischgebackenen Eltern Kinder und Karriere unter einen Hut bekommen möchten, der Berufseinstieg aber vergleichsweise spät erfolgt [mehr]
Anlage zu Pressemitteilung Nr. 4/2010 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln [hier]
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über diese Meldungen glatt lachen. Da in allen Berichten die finanzielle Beteiligung des Bundes hochgelobt wird, stellt sich die Frage, ob dieses tatsächlich das wichtigste Kriterium für Familienpolitik darstellt?
WikiMANNia: Familie • Flickwerkfamilie • Ein-Eltern-Familie
In dem Bericht des IW stimmt einfach die Überschrift nicht – es geht hier offensichtlich nicht um Familienfreundlichkeit, sondern um Wirtschaftsfreundlichkeit der Familienpolitik. Wieso ist eine möglichst hohe Frauenerwerbstätigenquote ein Kriterium für eine gute Situation der Familien ? Eher würde man dies doch als Zeichen für den finanziellen Druck betrachten, der auf den Familien lastet. Eine möglichst hohe Frauenerwerbstätigenquote nutzt natürlich in erster Linie der Wirtschaft, die durch ein möglichst grosses Angebot an Arbeitskräften Druck auf die Löhne ausüben kann. Aus Sicht der Wirtschaft mag eine solche „Familienpolitik“, die Kinder möglichst schnell in Betreuungseinrichtungen abschieben lassen und dadurch eine maximale Anzahl von Arbeitskräften verfügbar machen will, Sinn ergeben. Dass dies allerdings immer wieder so heuchlerisch als „Familienfreundlichkeit“ verkauft wird (und dies auch noch vom BMFSFJ), ruft bei mir mehr und mehr Ärger hervor.
An wen kann man sich eigentlich wenden, wenn man gegen diese verzerrten Darstellungen protestieren will ? Wie gibt man beim BMFSFJ oder auch dem IW am besten kritisches Feedback ?
Hallo Christoph,
auf der Homepage des BMFSFJ gibt es ganz oben einen Kontakthinweis http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/kontakt.html
Auch das Instituts der deutschen Wirtschaft Köln hat auf ihrer Seite oben ein Kontaktformular http://www.iwkoeln.de/tabid/179/Default.aspx
Ich vermute, solche Mails werden an die entsprechenden Abteilungen weiter geleitet.
Für ein Feedback kannst Du doch Deine Antwort verwenden, bis auf den letzten Satz. Das soll nicht heißen, das ich diesen falsch finde, aber die Wahrscheinlichkeit, das Du dann eine Antwort erhältst, ist eben nicht so groß.
Man darf sich allerdings keiner Illusion hingeben. Das einzige Kriterium, was für eine Mitteilung an die entsprechenden Institutionen spricht ist die Tatsache, das sie merken, das wir nicht auf den Kopf gefallen sind und alles glauben, was diese uns verkünden.
Gruß – Christine