Nachdem gestern ein Film über den sexuellen Missbrauch von Jungen gezeigt wurde, veröffentliche ich heute einen Auszug aus der Männerzeitung Switschboard zum Thema sexuell missbrauchte Jungen in Heimen und Schulen. Dieser ist zwar aus dem Jahr 2010, hat aber nichts an seiner Aktualität verloren. Damals hofften viele noch, das durch die Skandale in einigen Heimen zum einen auch Jungen als Opfer wahrgenommen werden und zum anderen, dass Frauen als Täterinnen vermehrt in den Fokus geraten – dem war aber nicht so.
Mehr Entsetzen als Mitgefühl bei sexuell missbrauchten Jungen
[..]Doch dass im Augenblick mehrheitlich sexuell missbrauchte Jungen zum Vorschein kommen, ist auf seltsame Weise das Nichtthema der Auseinandersetzungen. Dabei könnte und sollte es ihr Brennpunkt sein. Man ist empört ob der fürchterlichen Ereignisse, die da bekannt werden, doch die für viele Menschen eigentlich neue, nun sozusagen offizielle Tatsache, dass auch Jungen massenhaft sexuell missbraucht werden, wird nicht der Analyse unterzogen. Von unsäglichem Leid ist die Rede, von Martyrien und lebenslangen Spätfolgen, alles schlimm, schrecklich und unverzeihlich. Doch das Geschlecht der Opfer scheint nicht auf. Offenbar hat die Öffentlichkeit ein Problem mit männlichen Opfern.[..]
Daran hat sich leider immer noch nichts geändert 🙁
Und worauf soll noch Verlass sein, wenn Jungen auch von Frauen sexuell missbraucht werden? Ich bin sicher und hoffe, es dauert nicht mehr lange, und die aktuelle Diskussion spült auch die Missbraucherinnen an die Oberfläche. So war es schon einmal in Fachkreisen Mitte der 1990er Jahre, als – nachdem die männlichen Missbrauchsopfer nicht mehr zu übersehen waren – allmählich auch Täterinnen auftauchten. Barbara Kavemann bekannte damals bemerkenswert freimütig, dass die missbrauchenden Frauen ihr Weltbild durcheinander gebracht hatten. Das Ausblenden dieses aggressiven Aspekts weiblicher Sexualität und die Fokussierung der Patriarchatskritik auf die Frauenunterdrückung habe zum Nichtwahrhabenwollen männlicher Opfer beigetragen. Wie lange es dauert, bis auch Frauen zur Verantwortung gezogen werden, hängt im Augenblick davon ab, ob es den ehemaligen Heimkindern gelingt, endlich auch die ein oder andere barmherzige Schwester konfrontieren zu dürfen.
Aus meiner Sicht kann man die Diskussion um Täterinnen nicht von den ehemaligen Heimkindern abhängig machen. Selbst wenn das geschehen würde, kämen weder Medien, noch Politiker auf die Idee, Täterinnen endlich insgesamt wahrzunehmen und sich moralisch (Verjährung) oder gesetzlich um diese zu kümmern. Als man vor vielen Jahren anfing, (sex.) Missbrauch zu thematisieren, da hat es sinngemäß geheißen, das man den missbrauchten Kindern eine Stimme geben will, auf das diese sich endlich wehren können. Anscheinend gilt das aber nur für einen Teil der Kinder, nämlich jenen, die von Männern missbraucht wurden.
[..]Dass auch einige konfessionsfreie Reformschulen von ehemaligen Schülern gezwungen werden, Vergangenheitsbewältigung zu betreiben, zeigt, dass sexueller Missbrauch in geschlossenen Systemen am besten gedeiht: Neben der Familie in Institutionen und Gruppen, die ausgefeilte Machtstrukturen und hohen Loyalitätsdruck im Innern erzeugen und tendenziell rigide Abgrenzungsstrategien nach außen verfolgen. Die Neigung geschlossener Institutionen, sich gegenüber dem hohen Außendruck ihrer Kritiker, Neider und Gegner abzuschotten und durch kultivierte innere Distanzlosigkeit ein moralgetränktes »Wir-Gefühl« zu schaffen, ist ideal für sexuellen Missbrauch: Wer etwas Besonderes sein will, muss die Geheimnisse dieses Besonderen wahren – und sei es unstatthafter zerstörender Sex. Auch vom Sockel des dezidierten Humanismus der Reformpädagogik ist der Fall lang und tief.[..] Switchboard
Während des Skandals um die sexuell missbrauchten Heimkinder zeigte Frau TV ein Beitrag über eine missbrauchende Nonne. Das Opfer hatte eine unendliche Wut, das stets nur Priester als Täter benannt wurden. Dieses Video habe ich gestern abend extra noch eingestellt.
Auch Christine Bergmann hatte beim sogenannten runden Tisch mal wieder demonstriert, worum es ihr eigentlich ging. Ihr Satz „Männer wären irgendwie bei Ihr als Opfer überrepräsentiert, denn schließlich wären ja eigentlich mehr Frauen Opfer, wird mir in ewiger Erinnerung bleiben.
Sexueller Missbrauch: Wenn Frauen sich an Kindern vergreifen
Für sexuellen Missbrauch werden überwiegend Männer verurteilt. Frauen hingegen geraten seltener in Verdacht. Ein Problem gesellschaftlicher Wahrnehmung? Autorennetzwerk Suite 101
Es scheinen immer mehr Menschen wahrzunehmen, dass auch Frauen Täterinnen sind.
Missbrauch von Jungen offen diskutieren
Laut einer aktuellen Untersuchung werden Jungen in Finnland häufiger sexuell belästigt oder missbraucht als bisher angenommen – auch von erwachsenen Frauen. Baltische Rundschau
Nachfolgend noch ein Bericht, der zur Thematik passt.
Patchwork Familie begünstigt Mißbrauch
Leibliche Eltern sind viel seltener Täter als „soziale“ Eltern Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen über das „Täterprofil“ in puncto sexueller Mißbrauch. Hier wird aufgezeigt, wie wichtig ein geregelter Zugang der leiblichen Eltern und auch Großeltern ist und eine wichtige Schutzfunktion im Sinne des Kindeswohls darstellt. Int. Network of Human Right
Sehr zu empfehlen in diesem Zusammenhang ist das Buch von Claudia Heyne: „Täterinnen. Offene und versteckte Aggression von Frauen“.
Leider nur noch antiquarisch zu erhalten, warum wohl…
Sie betrachtet den sexuellen Mißbrauch darin als eine Unterform des narzißtischen Mißbrauchs, der noch viel weiter verbeitet ist und als Grundursache vieler sog. schwerer psychischer Erkrankungen in Betracht kommen kann.
Dieses Buch räumt gründlich auf mit jeglichen Idealisierungen.
vG
John Doe
Vorwort
Hiermit möchte ich Ihnen meine Lebensgeschichte erzählen, um der Öffentlichkeit preiszugeben, worüber ich sehr lange geschwiegen habe!
Angesichts der aktuellen Medienberichte über Misshandlungen in Kirchen und Kinderheimen habe ich allen Mut zusammen genommen um meine Geschichte niederzuschreiben.
Sie schildert meinen Lebensweg als kleiner Junge, und später als Jugendlicher.
Hier geht es nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern auch um die Gewalt und die Machtausübung durch Ordensbrüder und Klosterschwestern
1944 wurde ich in Berlin Buch geboren. Meine Mutter starb bei meiner Geburt, es war Krieg. Mein Vater ist im Krieg umgekommen und ich wurde als Findelkind in einem Katholischen Waisenhaus im Eichsfeld, auf dem Land in Ershausen bei Heiligenstadt eingeliefert. Und damit begann mein Leben, das über zwei Jahrzehnte gezeichnet ist von Armut, Hunger, Schlägen, Demütigungen, Erniedrigungen und harter Arbeit.
Der Klosterpfarrer gab uns auch Religionsunterricht. Er war nicht gut zu uns, er schlug uns wenn wir den Stoff ( Latein ) nicht richtig ausgesprochen haben. Da ich gut war, hat er mich gefragt ob ich ein Messdiener werden möchte. Ich war begeistert über diesen Vorschlag da ich gerade mal 7 Jahre alt war. Der Pfarrer bevorzugte mich und ich durfte öfter zu ihm nach Hause in die Villa kommen, die mit auf dem Grundstück im Kloster lag. Ich mochte Ihn, eines Nachmittags musste ich wieder zu ihm in die Villa kommen. Er bat mich herein und machte mir einen Tee. Wir haben uns angeregt über alltägliche Dinge unterhalten. Auf einmal, von einer Sekunde auf die andere, veränderte er sich in eine eiskalte Person. Er bedrängte mich und kam immer näher an mich heran und streichelte mich. Es war mir unangenehm aber ich hatte keine Wahl und musste es über mir ergehen lassen. Und damit geriet ich in das nächste große Unglück meines Lebens.
Dann zog er mich aus, und ich fing an zu weinen. Er sagte, das ist doch nicht so schlimm und machte immer weiter. Ich wollte weglaufen aber die Tür ging nicht auf. Dann kam seine Haushälterin, für mich eine große Erleichterung aber sie half mir nicht und schmiss mich raus. Er sagte noch das sei unser Geheimnis und ich sollte niemandem etwas davon erzählen. „Wenn doch dann würde er mich bestrafen und in einen dunklen Keller sperren. Ich versprach ihm, es nicht zu sagen da ich so große Angst vor ihm hatte. Aufgrund all der Drohungen nichts zu sagen, die immer wieder, jahrelang, aushalten musste, schwieg ich. Mehrmals in der Woche wenn seine Haushälterin frei hatte holte mich der Pfarrer in seine Villa.
Ich ging ihm aus dem Weg
Nach diesen Vorfällen wollte ich kein Messdiener mehr sein und ging ihm aus dem Weg. Leider war das nicht immer möglich. Drei mal in der Woche
holte er mich zu sich nach Hause. Diese sexualen Handlungen wurden immer schlimmer und gewalttätiger. Ich konnte nicht mehr aber ich kam nicht gegen ihn an. Ich konnte es auch niemanden erzählen, es hätte mir ja sowieso niemand geglaubt. Da ich keine Nacht mehr schlafen konnte weil ich die Bilder nicht wieder los bekam, weinte ich jede Nacht und wünschte mir, dass ich nie wieder aufwachen würde. Wen man Tot ist kann man nichts mehr Spüren.
Ich wurde immer depressiver und fing nachts an zu Schaukeln und Kirchenlieder zu singen, so dass keiner mehr an mich ran kam. Die Nachtschwester löste das Problem in dem sie mir einen Eimer eiskaltes Wasser ins Bett schüttete. Am nächsten Morgen wurde mir die nasse Wäsche über meinen nackten Körper gelegt um zu trocknen. Ich bekam eine Lungenentzündung und musste zwei Wochen auf der Krankenstation verbringen.
Meine schulischen Leistungen wurden durch die seelischen Belastungen immer schlechter, ich war auch übermüdet. Nachdem ich mir Mut gefasst hatte und diese Vorfälle meinen besten Freund erzählte, lachte er mich aus und erzählte es allen. Danach musste ich zur Oberin Schwester Regionales, die Leiterin des Heimes war. Sie holte mich und wollte genau wissen was los sei. Ich schämte mich sehr und unter Drohungen habe ich alles erzählt was der Pfarrer mit mir gemacht hat. Sie beschimpfte mich als Lügner und warf mich aus dem Zimmer. Daraufhin holte sie unseren Kloster Bäcker Bode. Er war ein ganz gemeiner Mensch. Er beschimpfe mich, ich solle nicht mehr solche Lügen verbreiten und schlug mich mit einem Riemen ins Gesicht und auf meinen Körper, so dass ich blaue Flecke und ein geschwollenes Gesicht bekam. Nun hatte ich erst recht nichts zu lachen und wurde noch mehr gehänselt. Meine Anzeige des Missbrauchs führte nur zu einem noch schlimmeren Missbrauch. Die älteren Jungs kamen jede Nacht und haben mich geknebelt, misshandelt und gequält, das war von den Schwestern so angewiesen und gewollt.
Ich war gerade acht Jahre alt. Der Missbrauch und die Misshandlungen wurden von der Ordensleitung geduldet. Das Kloster selbst wurde hier so zum Täter. Ich musste alle Drecksarbeiten mache, die niemand machen wollte. Wir hatten im Kloster eine große Landwirtschaft. Da mussten wir Kinder alle aufs Feld um mit zu arbeiten. Ich musste die Schweine ausmisten, den Misthaufen um schaufeln und den Schafen Schäferhund füttern.
Mit dem Hund habe ich mich schnell angefreundet. Ich hatte erst Angst vor ihm, bis er merkte, dass ich immer traurig war und vor dem Zwinger weinte. Der Hund drückte seinen Körper ganz dicht ans Gitter, so dass ich ihn streicheln konnte und weinte mit mir. Er wurde durch eine Klappe gefüttert, damit er niemanden beißen konnte. Der Hund kam nur nachts aus seinen Zwinger um den Hof zu bewachen. Er hatte eine Laufleine die war 20 m lang. Ich hatte Vertrauen zu dem Hund und versuchte ihn mal zu streicheln, indem ich meine Hand in den Zwinger steckte. Es war mir egal ob er zubiss, da ich ja sonst niemanden hatte. Er ließ sich streicheln und leckte meine Hand ab, von da an hatte ich einen besten Freund gewonnen und spielte jeden Tag mit ihm. Es durfte mich niemand anfassen, tat es doch jemand hat er die Zähne gezeigt und geknurrt. Ich fürchtete mich vor jeder Nacht und hätte dann gern den Hund an meiner Seite gehabt.
Jetzt habe ich meine Tränen nicht mehr unter Kontrolle und muss eine Pause einlegen. Entschuldigung.
Ich hatte so eine Wut auf den Pfarrer. Wir Messdiener mussten den Pfarrer jeden Morgen von seiner Villa zur Heiligen Messe abholen. Es war Januar, morgens war es noch dunkel. Ich nahm den Abtreter vor seiner Treppe raus und klingelte. Er kam raus und begrüßte uns mit Grüß Gott Kinder und ging die Treppe runter, dort fiel er ins Loch, ich sprang gleich zu ihm, um ihn zu helfen. Er konnte nicht mehr stehen und ich holte unseren Doktor von der Krankenstation was auf dem Klostergelände war. Sein rechtes Bein war gebrochen. Ich verspürte kein Mitleid mit ihm. Jetzt konnte er mich nicht zu sich holen und ich hatte drei Wochen Ruhe vor ihm. Doch nach vier Wochen holte er mich wieder zu sich nach Hause. Da war es so schlimm, dass ich mir das Leben nehmen wollte. Ich kletterte auf einen hohen Baum und bin von oben herunter gesprungen. Ich wollte nicht mehr Leben. Leider hatte ich nur ein paar Rippenbrüche. Nach so einer Traumatisierung sind die Ohnmachtsgefühle kaum in Worte zufassen. Es ist kaum aus zu halten weil ich auch so panische Angst hatte. Mein Leben war von Hass und Gewalt geprägt. Mein einziger Freund war der Hund, den ich betreute und pflegte.
Eines nachmittags als ich vom Feld kam und meinen Freund, den Hund, begrüßen wollte, war er nicht da. Als ich auf meine Station kam, hörte ich Gebell und Kindergeschrei.
Der Bauer war mit dem Hund auf die Station gegangen. Ich wusste nicht, was los war aber er hetzte den Hund auf die Kinder. Der Hund zeigte seine Zähne und wollte auf die Kinder losgehen. Die Kinder weinten und schrien um Hilfe, die Stationsschwester feuerte den Bauern immer wieder an. Als der Bauer mich sah, machte er den Hund los und hetzte ihn auf mich. Der Hund kam zu mir, wedelte mit dem Schwanz und setzte sich zu mir. Der Bauer schlug den Hund, er jaulte winselte und dann biss er den Bauer ins Bein. Ich nahm einen Stuhl und schlug ihn dem Bauern über den Kopf. Er ging zu Boden und musste ins Krankenhaus. Ich nahm den Hund und brachte ihn zurück in seiner Hütte. Daraufhin musste ich drei Tage in einen dunklen Keller verbringen, ohne Essen und Trinken! Als man mich aus dem Keller holte war ich sehr geschwächt, ich war neun Jahre alt. Den Keller musste ich wieder sauber machen, auch wo ich hin gemacht hatte, alles musste ich weg machen. Nach der Schule wollte ich meinen Hund besuchen und füttern aber der Zwinger war leer. Ich fragte, wo denn mein Hund sei. Man sagte mir, dass er erschossen wurde, er sei wertlos geworden. Ich weinte vor dem Zwinger und wurde immer aggressiver. Die Mitschüler bewunderten meinen Mut dafür hassten mich die Schwestern und der Pfarrer. Bestrafungen und Schläge waren nun an der Tagesordnung.
Wie kann man als Ordensschwester so einen Hass auf Kinder haben? Wir hatten keine Eltern mehr. Waren wir damit nicht schon genug gestraft? Mein Leben war von Hass und Gewalt geprägt, ohne jede Liebe. Der einzige Freund war der Hund, den es nun nicht mehr gab.
Nach so einer Traumatisierung sind die Ohnmachtsgefühle kaum in Worte zu fassen. Sie sind kaum auszuhalten weil man auch panische Angst hat.
Es gab mal wieder Graupensuppe, die ich nicht mochte. Da ich sie nicht aß, wurde sie immer wieder hin gestellt. Es gab nichts anders zu essen. Ich habe sie trotzdem nicht angerührt. Nach vier Tagen hat die Stationsschwester mir die Nase zugehalten und mir den Löffel mit der kalten Suppe mit Gewalt in den Mund geschoben darauf hin spuckte ich der Schwester die Suppe ins Gesicht, darauf schlug sie mich und ich musste den ganzen Tag in einer Ecke stehen, mit ausgestreckten Armen, ohne Essen und Trinken. Zur Toilette durfte ich auch nicht gehen. Ich machte in die Hose und brach zusammen. Die nassen Sachen wurden nicht gewechselt, ich habe gestunken und alle liefen vor mir weg. Am Freitag war dann Wäschetausch. Ich war nicht der einzige, der so behandelt wurde. Der Pfarrer hat sich übrigens auch an anderen Kindern vergangen. Das Leben im Kloster war die Hölle.
Ich möchte hier alles erzählen, damit es mir etwas besser geht. Meine Kindheit und Jugend sind dahin, ich habe keine schöne Erinnerung, immer Angst, und ich wurde immer depressiver. Ich glaube nicht, dass man sich dafür entschuldigen kann. Das Leid, das man mir und anderen Kindern angetan hat, ist nicht wieder gut zu machen.
Die Schwestern hetzten die großen Jungs auf mich und die anderen schwächeren Kinder. Ich nahm irgendwelche Gegenstände und wehrte mich.
Mit zehn Jahren musste ich bei einem Jungen Nachtwache halten, der im Sterben lag. Ich weiß nicht mehr welche Krankheit der Junge gehabt hat. Er war abgemagert und seine Augen waren tief im Kopf, der Tot war nah, ich konnte ihn riechen. Gern wäre ich an seiner Stelle gewesen und bat ihn wenn er da oben ist, auch mich zu holen. Ich weinte da mein Leben nichts wert war. Er starb in der Nacht und ich hielt seine Hand. Am nächsten Morgen musste ich den Jungen waschen und ihm das Totenhemd anziehen. Er wurde dann auf dem Klosterfriedhof beigesetzt. Der Junge ging mir nicht aus dem Kopf. Er verfolgte mich auch im Schlaf. Oft bin ich schweißgebadet aufgewacht und habe im Halbschlaf geschrien und mein ganzer Körper zitterte.
Mein Leben war wie eine Sonnenfinsternis, keine Freude, keine Liebe, es war eiskalt.
Es kam die Kartoffelernte. Wir Kinder mussten alle mit aufs Feld. Die Kartoffeln wurden aus mit dem Kartoffelpflug aus dem Boden geschleudert und wir mussten sie auflesen. Ich konnte mein Kreuz nicht mehr gerade bekommen solche Schmerzen hatte ich. Der Bauer beschimpfte mich und warf mit Steinen nach mir, ich sollte weiter machen. Das ging drei
Wochen lang so.
Es war ein nasskalter Oktober, die Runkelrüben mussten raus, wir mussten die Runkel raus holen per Hand und zu einem Kranz legen. Wir Kinder hatten keine Handschuhe, meine Hände waren steif vor Kälte. Am nächsten Tag mussten wir die Blätter von den Runkelrüben mit dem Beil abschlagen und wieder in den Kranz werfen. Meine Hände waren wie abgestorben, niemand, der uns tröstete. Danach wurden die Ruckeln auf einen Wagen mit Pferden aufgeladen.
Wir Kinder wurden wie Tiere behandelt. Wir durften keine Pause machen, zum Toilettengang ging immer der Bauer mit damit wir nicht abhauen konnten. Sie haben uns ausgebeutet.
Ich hatte immer Hunger. Nachts bin ich zum Brotkorb geschlichen um mir ein Stück trockenes Brot zu holen. Wie immer, die Nachtschwester hat mich erwischt. Ich hatte nur ein Nachthemd an.
Sie schlug mit den Händen auf mich ein und gab mir einige Fußtritte darauf musste ich 3 Tage in den Kohlenkeller.
Ich möchte alles raus lassen, damit es mir besser geht.
Wieder einmal hat eine Schwester einen Jungen beim Wickel und schlug ihn mit einem Riemen immer ins Gesicht. Ich habe es gesehen und den Mut gehabt, den Jungen zu helfen. Ich habe mich vor den Jungen gestellt, um ihn zu schützen. Die Schwester schlug dann auch auf mich ein und ich kam nicht gegen sie an, daraufhin zog ich ihr den Schleier vom Kopf, sie holte den Bäcker und der wurde immer gefährlicher, ich war gerade mal 15 Jahre alt. Der Bäcker schlug mich mit einer Kette, so dass ich schwere Hämatome bekam. Ich hatte immer solche Angst vor den Bäcker weil er so brutal war, und dann musste ich 3 Tage in den dunklen Kohlenkeller es war kalt und nass. Der Bäcker hatte keine Kinder da er Kinder hasste.
Ich wollte nicht mehr Leben. Ich versuchte mein Leben zu beenden und schnitt mir mit einer Glasscheibe die Pulsader durch. Die Narbe ist bis heute sichtbar. Es war vergeblich, man hat mich gefunden und auf die Krankenstation gebracht. Der Doktor fragte mich warum ich das getan habe. Ich schwieg aus Angst und sagte, er soll mir eine Spritze geben, wie man es bei kranken Tieren macht dass ich nicht mehr aufwache und weinte. Die Schwestern im Kloster wollten das nicht wahr haben und beschuldigten mich. Der Doktor sah die Verletzungen und die Stieben an meinen Körper, er erkannte die Situation. Er fragte mich noch einmalaber ich wollte nichts sagen, weil mir sowieso niemand glaubte. Dann erzählte ich ihm unter Tränen alles und sagte zu ihm, er solle mein Leben beenden. Daraufhin sagte er zu mir, dass er das nicht darf aber er werde dafür sorgen, dass das ein Ende haben wird. Das Kloster hat den Doktor daraufhin in Ruhestand versetzt.
Der Klosterpfarrer aber ließ mir keine Ruhe. Er holte mich immer und immer wieder. Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten, und durfte es auch nicht verweigern, da es sonst für mich schwerwiegende Folgen gehabt hätte. Schläge oder andere Bestrafungen währen mir dann sicher gewesen alle schauten weg.
Ich war 14 Jahre. Die Nonnen im Kloster konnten nicht mehr an mich ran. Wir wurden gehalten, wie Strafgefangene, keine Freiheit.
Mit 17 Jahren musste ich zum Bahnhof, dort standen Waggons mit Kohlen, die wir Jugendlichen entladen mussten mit Schaufeln und Kohlengabeln. Von 22 Uhr bis nachts um 2 Uhr mussten wir diese Knochenarbeit verrichten. Einige Jungs sind dabei zusammengebrochen sie mussten trotz dem weiter machen.
Meine schulischen Leistungen waren sehr schlecht, darum wurde es nichts mit meinem Traumberuf, ich wollte so gerne Arzt werden.
Einfach widerlich, man hat uns unsere Kindheit gestohlen. Man hat uns belogen, betrogen, und viel Leid über uns Kinder gebracht. Sie haben uns schuften lassen. Sie haben uns eingesperrt, geprügelt, verachtet und sexuell missbraucht. Wie Dreck haben sie uns behandelt.
Ich war 16 Jahre. Die Nonnen im Kloster konnten nicht mehr an mich ran. Wir wurden gehalten, wie Strafgefangene, keine Freiheit. Mit 17 Jahren musste ich zum Bahnhof, dort standen Waggons mit Kohlen, die wir Jugendlichen entladen mussten mit Schaufeln und Kohlengabeln. Von 22 Uhr bis nachts um 2 Uhr mussten wir diese Knochenarbeit verrichten. Einige Jungs sind dabei zusammengebrochen sie mussten trotz dem weiter machen. Danach durften wir zwei Stunden länger schlafen doch dann ging es wieder hinaus aufs Feld.
Froh und dankbar bin ich über die Hilfe der WR.- Ehrenamtlich. Ihnen konnte ich die ganze Geschichte erzählen, auch, wenn immer wieder Tränen liefen. Zu Anfang kam Ronald Haase jede Woche zum Reden, wenn es Probleme gab auch öfter.“ Wer weiß, was ohne diese Hilfe geschehen wäre „. Ich war drauf und dran mein Leben zu beenden.
Durch den WR habe ich mich entschlossen für die Wiedergutmachung an allen Heimkindern zu Kämpen.
habe ein Buch geschrieben.