Kriegstraumatisierung von Frauen

In einem Bei­trag des WDR ging es um ver­ge­wal­tig­te Frau­en und de­ren see­li­sche Fol­gen wäh­rend und nach dem Krieg. Im Ge­gen­satz zur der­zei­ti­gen Kam­pag­ne, nach der fast je­de zwei­te Frau im Job sex­uell be­läs­tigt wor­den sein soll, sind die Ver­ge­wal­ti­gun­gen vie­ler Frau­en im Krieg tat­säch­lich der rein­ste Hor­ror ge­we­sen. Wenn aber das Leid der Sol­da­ten nach dem Krieg ver­harm­lost wird, in dem ih­nen eine Ho­no­rie­rung ih­rer Ta­ten mit­tels auf­ge­stell­ter Denk­mä­ler vor­ge­hal­ten wird, dann kann man das ent­we­der als Un­wis­sen­heit aus­le­gen oder schlimm­sten­falls als Bös­ar­tig­keit.

Wer Krieg(e) erlebt hat, wird mit Sicherheit unterschiedliche Wahrnehmungen da­rü­ber ha­ben. Es gibt Men­schen, die kom­men da­mit klar, an­de­re wie­de­rum nicht und da­zu ge­hö­ren auch Män­ner. Wer durch Gra­nat­ge­schos­se, Ge­wehr­ku­geln und der­glei­chen ge­trof­fen wur­de und übe­rlebt hat, dem ging es da­nach ver­mut­lich so rich­tig gut.

Ich habe gelesen, das Männer von einem Stahlbad geschrieben haben und un­end­li­che Ope­ra­tio­nen auf sich neh­men muss­ten, um wie­der halb­wegs mensch­lich aus­zu­se­hen und le­ben zu kön­nen.

Bielefelder Fachtagung zur Kriegstraumatisierung von Frauen
Wenn Pflege ein altes Trauma weckt

Eine Frau im Altenheim. Sie wird gepflegt. Sie fühlt sich hilflos. Ein altes Trau­ma wird wach. Frau­en, die wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges sex­uel­le Ge­walt er­fah­ren ha­ben, lei­den bis heu­te. Eine Ta­gung in Bie­le­feld hat die­ses Pro­blem am Frei­tag (13.05.11) the­ma­ti­siert.[..]

Das es traumatisierte Frauen als Folge des Krieges und der Vergewaltigungen gab und gibt, wird mit Si­cher­heit kei­ner be­strei­ten und das Ver­ge­wal­ti­gun­gen et­was grau­sa­mes sind, ge­nau­so we­nig.

WDR.de: Wie reagiert das häusliche Umfeld? Gibt es in der Fa­mi­lie Ver­ständ­nis für die Frau­en?

Griese: [..]Es gibt auch Ehemänner, die sehr ne­ga­tiv rea­gie­ren, die auch nach den vie­len Jah­ren nicht da­mit um­ge­hen kön­nen – und viel­leicht so­gar den Frau­en die Schuld da­ran ge­ben, was pas­siert ist. [..]

Natürlich hatten Männer nichts besseres zu tun, denn schließ­lich ka­men die­se frisch, fromm, fröh­lich und frei aus dem Krieg zu­rück, wenn sie überhaupt zurück kamen. Gab es in der Fa­mi­lie auch Ver­ständ­nis für trau­ma­ti­sier­te Män­ner? Ich den­ke da ge­ra­de an den Fall Ruth Blaue, die zu­sam­men mit ih­rem Ge­lieb­ten den aus dem Krieg „un­ver­hofft“ zu­rück keh­ren­den Ehe­mann durch Mord los ge­wor­den sind. Zwar ist nie ge­klärt wor­den, wer den Mann nun um­ge­bracht hat, aber das spielt schon fast kei­ne Rol­le mehr. Tat­sa­che ist: der aus dem Krieg zu­rück ge­kom­me­ne Mann war im Weg. Ver­ständ­nis – Fehl­an­zei­ge!

WDR.de: Nun haben ja auch viele Männer im Krieg Schlimmes erlebt. Was un­ter­schei­det sie von den trau­ma­ti­sier­ten Frauen?

Griese: Die Gewalt, die Männer im Krieg erleben, wird im Nachhinein völ­lig an­ders ho­no­riert. Das sind Män­ner, die ge­kämpft ha­ben und im Krieg ver­letzt wur­den als Sol­da­ten. Es gibt bei­spiels­wei­se Sol­da­ten­denk­mä­ler. Frau­en, die im Krieg ver­ge­wal­tigt wur­den, das ist ein The­ma, das nach dem Krieg kei­ner mehr hö­ren woll­te. Da gibt es kei­ne „Hel­din“.

Wenn diese Aussage nicht so eine bodenlose Unverschämtheit wäre, könnte man über die Ah­nungs­lo­sig­keit fast schon wieder la­chen. Ver­ge­wal­tig­te Frau­en wur­den im übri­gen durch den Fim „Ano­ny­ma“ sehr wohl zu Hel­din­nen sti­li­siert. Von Denk­mä­ler, die Sol­da­ten aus dem 2. Welt­krieg eh­ren, ha­be ich hin­ge­gen noch nichts ge­hört oder ge­le­sen.

Auch der Mann, welcher Kommentare ab­ge­ge­ben ha­t, fan­d das nicht lus­tig und so stel­­le ich ei­ni­ge Aus­sa­gen hier ein.

walterb02 schrieb am 14.05.2011, 00.31 Uhr
Bei der Beantwortung der letzten Frage lässt Frau Griese ihren ge­sell­schaft­lich le­gi­ti­mier­ten Män­ner­hass un­ge­fil­ter­ten Raum: „Die Ge­walt, die Män­ner im Krieg er­le­ben, wird im Nach­hi­nein völ­lig an­ders ho­no­riert. (…)Es gibt bei­spiels­wei­se Sol­da­ten­denk­mä­ler“ Sol­da­ten­denk­mä­ler sind Denk­mä­ler für den Staat, der den Krieg zu ver­ant­wor­ten hat, nicht für die Opfer. Die Ge­walt­er­fah­run­gen al­ter Män­ner, auch der sex­uel­len Er­fah­run­gen, in­te­res­sieren Frau Griese ei­nen feuch­ten Keh­richt. Sie spal­tet die Ge­sell­schaft in Ge­schlech­ter auf, und die al­ten Frau­en ha­ben für sie ein­fach schlim­me­res er­lebt als Män­ner- weil Frau­en im­mer al­les schlim­mer er­le­ben a prio­ri. Dass Frau­en an­de­re Art von Ge­walt er­le­ben müs­sen, als Män­ner, macht sie nicht zu be­son­de­ren Hel­din­nen, son­dern zu an­de­ren Ge­walt­op­fern, nicht zu be­son­ders her­vor­zu­he­ben­de. Die­se im In­ter­view an­ge­spro­che­ne, be­son­ders schlim­me, weil von Män­ner be­gan­ge­ne, Ge­walt, dif­fe­ren­ziert die Opfer in zwei Ka­te­go­rien: Män­ner (bäh!) und Frau­en (schlimm).

Apropos Heldinnen –  ich habe mehrere Berichte gelesen, in de­nen ehe­ma­li­ge Kin­der erst sehr spät er­fah­ren hat­ten, wa­rum ihre Vä­ter durch Selbst­mord aus dem Le­ben ge­schie­den wa­ren. Die Frau­en hat­ten die­se auf die Stra­ße ge­setzt, weil ih­re Män­ner nicht mehr zu ge­brau­chen wa­ren. Vie­le zu­rück keh­ren­de Sol­da­ten hat­ten ne­ben kör­per­li­chen Ge­bre­chen auch tie­fe see­li­sche Wun­den da­von ge­tra­gen und es gab kei­ne Insti­tu­tio­n, die sich ih­rer hät­ten an­neh­men kön­nen. Auch Män­ner wur­den und wer­den ver­ge­wal­tigt, aber das ist ja al­les nicht so schlimm. Des wei­te­ren er­in­nert mich der WDR Bei­trag an die „hoff­nungs­vol­le Bot­schaft der Son­der­be­auf­­trag­ten der Ver­ein­ten Na­tio­nen für Kin­der und be­waff­ne­te Kon­flik­te, Rad­hi­­ka Cooma­ras­wa­my“, die zu­sam­men mit Po­li­ti­kern des Aus­schus­ses für Men­schen­rechte und hu­ma­ni­tä­re Hil­fe der Mei­nung war, Kin­der­sol­da­ten lei­den kaum nach ei­nem Krieg. Bei so viel Em­pa­thie für Jun­gen und Män­ner könn­te man sich glatt ku­geln vor la­chen.

walterb02 schrieb am 14.05.2011, 00.42 Uhr
heißt das: alte Männer sind alle Nazis? Oder heißt das: wir kümmern uns nur um Frau­en, weil nur sie Ge­walt­er­fah­run­gen ha­ben, um Män­ner küm­mert sich me­di­ca vi­ri­lis (oder ähn­li­ches, nicht vor­han­de­nes, weil ge­sell­schaft­lich nicht er­wünsch­tes)? Das Recht auf eine männ­li­che Pfle­ge­kraft ha­ben Män­ner ge­nau­so we­nig, schon al­lein des­­we­gen, dass es (lei­der) viel zu we­ni­ge Män­ner in der Pfle­ge gibt- aber egal. Die­ser 70-er Jah­re Män­ner­hass von ver­ant­wort­li­chen Frau­en geht mir auf die Ner­ven, nicht das an­ge­spro­che­ne Pro­blem!

Dieser Mann hat geschrieben, was immer mehr Menschen denken: Der me­di­al aus­ge­leb­te Män­ner­hass ist un­er­träg­lich. Da­durch ver­lie­ren die Men­schen, die wirk­li­che Op­fer von Ge­walt­ta­ten wur­den und wer­den, an Be­deu­tung.

Dass diese beiden Beiträge so natürlich nicht stehen bleiben konnten, war ja klar und deshalb schrieb eine Frau folgendes dazu:

Monika M. I schrieb am 14.05.2011, 11.36 Uhr
@walterb02 Frauen haben sexuelle Gewalt im Krieg erlebt zu all den an­de­ren Ge­walt­ta­ten. Über Sex­uel­le Ge­walt wur­de nicht ge­re­det, vie­le Frau­en ha­ben sich aus Scham um­ge­bracht. Vie­le muss­ten die Kin­der ih­rer Ver­ge­wal­ti­ger aus­tra­gen. Was gibt es da schlim­me­res? Män­ner ha­ben auch Ge­walt er­lebt, aber sie konn­ten sich an der Front ak­tiv weh­ren. Frau­en die von 10 Män­nern ver­ge­wal­tigt wur­den, hat­ten die­se Mög­lich­keit nicht. Den Krieg sel­ber muss­ten Frau­en auch an­ders er­leben. Sie muss­ten sich und die Kin­der durch­brin­gen, wäh­rend der Mann schlicht ab­we­send war. Die Frau­en ha­ben ler­nen müs­sen kei­ne Ge­füh­le zu­zu­las­sen, denn das wä­re töd­lich ge­we­sen für sie und die Kin­der… Nein da­für gab es kein Denk­mal und auch kei­ne Ge­denk­da­ten. Ich habe so­wohl Frau­en und Män­ner ge­pflegt, die im Krieg al­ler­schlimm­stes er­lebt ha­ben. Män­ner ha­ben noch bit­ter­lich ge­weint. Frau­en konn­ten oft gar nicht mehr wei­nen, weil sie der Schmerz zu­ge­schnürt hat in der See­le.

Es gab sehr viele Frauen, die schlimmes erlebt haben, keine Frage. Aber was ist z.B. mit den Mas­sen an Män­nern in den Rhein­wie­sen­la­ger, die ver­hun­gert und elen­dig kre­piert sind? Die wer­den noch nicht ein­mal im Nach­hi­nein ge­ehrt, wa­ren ja schließ­lich al­les Na­zis, gel­le? Sol­che Men­schen ha­ben na­tür­lich kein Mit­ge­fühl ver­dient.

Anonym schrieb am 14.05.2011, 19.45 Uhr
Die Gewalt, die Frauen erfahren haben, belastet sie bis heute – das glau­be ich so­fort. Weil ich ge­lernt ha­be, dass das ein­­fach so ist. Aber die Aus­sa­ge, dass die Ge­walt, die Män­ner er­fah­ren ha­ben, ho­no­riert wird, stimmt nicht. Im Ge­­gen­­teil. Sie wird noch ver­stärkt da­durch, dass je­dem klei­nen Ge­frei­ten der Wehr­macht heu­te vor­ge­wor­fen wird, er sei ein Na­zi (ge­we­sen). Die wer­den ein zwei­tes Mal trau­ma­ti­siert.

Es hat sich mitt­ler­wei­le ei­ne Frau­en-Opfer­kul­tur eta­bliert, die ih­res­glei­chen in der Ge­schich­te sucht.

Im übrigen – wer Sarkasmus findet, darf diesen behalten.

1 Kommentare.

  1. Mir fehlt selten die Sprache. Aber bei diesem Artikel bleibt mir jeder Sarkasmus im Hals stecken. Mag sein, dass es an der FOKK, der Frauen-Opfer-Kultur-Kröte liegt.

    Danke für die Betrachtung aus einer anderen, nicht öffentlich-rechtlich geförderten Sicht. Frauen sind scheinbar sogar noch über den Tod von Männern hinaus die besseren Opferinnen.