Kristina Schröder: Quoten sind wie Cortison

Die CDU-Frauenministerin Kristina Schröder ärgert mit ihrer ersten Gleichstellungsrede die Opposition. Von Quoten hält sie so wenig wie von Cortison.

BERLIN taz | Nur wenige Worte brauchte die neue Frauen- und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) am Donnerstag im Bundestag, um deutlich zu machen, was sie unter Frauenpolitik versteht: Familienpolitik. In ihrer ersten Rede zum Thema Gleichstellung, wenige Tage vor dem Frauentag am 8. März, sagte Schröder: „Die Strukturen und Kulturen benachteiligen nicht nur Frauen, sondern Menschen, die Fürsorgeaufgaben in der Familie übernehmen.“

Die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die mangelnde Präsenz von Frauen auf Führungsposten „ist nicht das Ergebnis bewusster, schenkelklopfender Diskriminierung“, sagte Schröder. Sondern es sei in den Vorstandsetagen eine „familienfeindliche Kultur zementiert“. Dies aber mit der „Brechstange“ einer Quotenregelung anzugehen, sei „wie Cortison – die Symptome verschwinden, die Ursachen bleiben“ [mehr]

Nachfolgend das Bundestagsvideo zur Gleichstellungsrede der Dr. Kristina Schröder.

Im Moment weiß ich noch nicht, was ich dazu schreiben soll gruebel2

Deutscher Bundestag • Stenografischer Bericht • 27. Sitzung
Plenarprotokoll 17/27 • Berlin, Donnerstag, den 4. März 2010

CDU/CSU: Internationaler Frauentag – Gleichstellung national und international durchsetzen
– Drucksache 17/901 –

SPD: Mit gesetzlichen Regelungen die Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben umgehend durchsetzen
– Drucksache 17/821 –

DIE LINKE: Entgeltgleichheit zwischen den Geschlechtern wirksam durchsetzen
– Drucksache 17/891 –

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Quote für Aufsichtsratsgremien börsennotierter Unternehmen einführen
– Drucksache 17/797 –

Plenarprotokoll 17/27 vom 04.03.2010

3 Kommentare.

  1. Hi ChrisTine,

    danke für’s Einstellen. Natürlich bleibt abzuwarten, was Kristina Schröder nun längerfristig tatsächlich in Sachen Jungen-/Männerpolitik unternimmt.

    Auf jeden Fall hat sie sich mit ihrer Rede, finde ich, erfreulicherweise schon einmal deutlich positiv von den Tönen abgesetzt, die man von SPD und Grünen Frauen gewohnt ist.

    Mein Eindruck ist, dass diese Frau grundsätzlich weit mehr dazu bereit ist, über gewisse Zustände ideologiefreier und vernünftiger zu reden.

    Grüsse

    Gobelin

  2. Hallo Gobelin,

    es bleibt in der Tat abzuwarten, was von Frau Dr. Schröder noch kommen wird. Einen positiven Trend sehe ich auch erst einmal. Das ich nicht mit allem einverstanden bin, kann man sich sicher vorstellen. Allerdings dürfen wir kaum erwarten, das sich bei dieser Thematik von heute auf morgen Veränderungen ergeben werden. Die Frauenverbände würden Sturm laufen und ob sich unter dieser Prämisse Frau Dr. Schröder noch halten könnte, bleibt mehr als ungewiss.

    Ich möchte noch auf die Diskussion im WGvdL-Forum hinweisen, die sehr kontrovers verläuft http://wgvdl.com/forum/forum_entry.php?id=117369

    Gruß – Christine

  3. Mann kann sagen was er will; an der Tatsache neuer Töne von der Regierungsbank her kann er nicht deuteln. Spätestens seit der christundemokratischen Anführerschaft eines unheiligen Geißlers und seiner süss mutigen Nachfolgerin war solches aus dem Hohen Hause nicht mehr zu vernehmen. Nicht, dass ich vor Begeisterung aus dem Häuschen geriete, doch drängt sich mir ein Gedanke auf: Niemand kann voraussagen, ob der Schröders Ruf nicht eines Tages als Zäsur im pfründenheischenden Geschlechterdiskurs staatsfeministischer Vorgaben einen Platz im öffentlichen Gedächtnis findet.

    Es ist mir relativ gleichgültig, ob Christine Schröder alle Kritikpunkte der Antifeministen oder Männerbewegten schöpferisch in ihre Politik aufnimmt; doch honoriere ich ihren Mut, die Axt an eines der Grundübel unserer Zeit zu legen, indem sie es aus den lügenvernebelten Argumentationsritualen feministisch inspirierter Meinungsmanipulatoren heraus holt. Dabei vergesse ich nicht,auch Köhler – Schröder wuchs als Kind eines feministischen Zeitgeistes auf, den durchaus nicht nur 68iger Weltverbesserer verantworten müssen, sondern dem seit vielen Jahren auch das sie prägende politische Umfeld huldigt. Sich von ihm – ansatzweise – zu emanzipieren, nenne ich mutig.

    Ich erwarte durchaus nicht, dass sie mit eisernem Besen den ganzen ideologischen Unrat, den GeschlechterkriegerInnen in den vergangenen 40 Jahren in Gesetze, Verordnungen, Parteiprogramme und Presseerklärungen abluden, hinaus kehrt. Dazu ist sie einstweilen viel zu schwach. Ohnehin bringen sie -vermutlich – diese paar Worte unter schweren Beschuss – und nicht nur der parteipolitischen Gegner. Ob sie unter diesen Bedingungen den gewaltigen Misthaufens, den die Kontinuität politischen Handelns des besagten Zeitraums aufschichtete, zu überschauen vermag, steht auf einem anderen Blatt. Ob sie sich dem Zwang des politisch korrekte Zaumzeugs unterwirft, mit dem die üblichen Verdächtigen lauern ,steht auf einem noch anderen.

    Aber mein inneres Auge sieht eines: Sie fügt sich nicht nahtlos ins Kontinuum ihrer VorgänerInnen ein, sie übernimmt nicht alles Vorgekaute. Und selbst, wenn sie in ihrem Apparat, wenn sie im üblichen Gedankenkorsett gefangen bleibt, die Grundhaltung ist eine andere als bei vdL.

    Freilich müssen wir auch diese Frau auch weiter kritisch beäugen, aber für die in Rede stehenden Äußerungen verdient sie Beifall. Ich habe ihn gemailt, vielleicht bedarf sie ja Schützenhilfe…

    Und noch eins: Nicht mal die TAZ fuhr ihr im verlinkten Artikel über den Mund. Seltsam….

    © Narrowitsch