Der Reporter Matthias Lohre von der TAZ unternimmt am Beispiel Eric Strutz, Vorstandsmitglied der Commerzbank, den Versuch, „moderne Männer“ zu erklären. Zwar stellt er richtigerweise fest, dass der Spagat Kind und Karriere kaum möglich ist, was dann logischerweise auch für Frauen gilt, verklärt dadurch aber jene Lasten, die Männer Zeit ihres Lebens für die Familie getragen haben.
Männer – Daddy Cool
Luxus ist Ansichtssache. Über Jahrhunderte galten in China verstümmelte, bandagierte Frauenfüße als Zeichen hohen sozialen Status. Passanten raunten einander zu: „Guck mal, die Frau mit den schmerzenden Fußstümpfen, auf denen sie kaum laufen kann: Die hat’s gut.“ Das ist vorbei. Heute sorgen High Heels für schmerzende Füße.Und Männer haben sich einen eigenen Inbegriff des stressigen Luxus ausgedacht: die Vereinbarkeit von Karriere und Kindern. Vergangene Woche erklärte Eric Strutz, ein Vorstandsmitglied der Commerzbank: „Ich hatte nie die Zeit, mich so um meine Familie zu kümmern, wie ich es gerne getan hätte.“ Das wolle er nun ändern.[..]
Das Männer in exponierten Stellungen sich Gedanken zur Vereinbarkeit machen, ist vorstellbar. Die Frage ist nur, inwieweit sie sich selber dem Druck aussetzen oder aber von Frauen dazu getrieben werden.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gilt als erstrebenswert, aber schwer erreichbar. Wie innere Ruhe. Oder Sex über 50.[..]
Das hat Herr Lohre richtig erkannt, zumindest in heutigen Zeiten.
„Moderne Männer“ sind aus Forschersicht Herren, die für Frauenemanzipation sind, gleichberechtigte Kindererziehung wichtig finden und nichts dagegen haben, nicht der Alleinverdiener im Haushalt zu sein.[..]
Folgende Fragen drängen sich hierzu auf: welche Forscher haben das festgestellt? Kommt das Ganze nicht eher aus der Genderforschung? Wer definiert überhaupt, was „moderne Männer“ sind und welchen Anteil haben Politiker und Medien daran?
„Der Mann erfährt in der Arbeit seinen Sinn.“ Dieser traditionellen Ansicht stimmten 1998 in einer großen Befragung nur 21 Prozent der „modernen Männer“ zu. Zehn Jahre später waren es laut Nachfolgestudie „Männer in Bewegung“ 45 Prozent – mehr als doppelt so viele. Das heißt: Moderne Männer wollen wie früher im Job alles geben. Zu Hause mittlerweile aber auch. Strutz Beispiel legt den Gedanken nahe, dass Männer dieses Doppelziel erreichen können – oder müssen. Für ersetzbare Normalos gilt eine Jobauszeit aber noch allzu oft als Karrierekiller. TAZ
Bildquelle: Gerd Altmann/AllSilhouettes.com/Pixelio.de
.. ob nicht eher die soziologische Theorie der „Männlichkeiten“ stimmt, die durchaus auch zum „Ende der Männlichkeit“ (der flexiblen Möglichkeit, Männlichkeit total unteschiedlich zu leben) führen kann, wie das Peter Jedlicka in „Männercoaching“ andeutet?
S.E.