Zunächst einmal möchte ich den Autor des Films, Herrn Dr. Harold Wötzel, loben. Unter dem derzeit herrschenden Zeitgeist war vermutlich mehr nicht möglich und aus dieser Sicht ist der Film gut gelungen. Sehr gut fand ich die Einblendungen aus den 60er Jahren, die vermittelten, dass Jungs früher nicht anders oder besser als heute waren. Die teilweise ironischen Kommentare gefielen nicht nur mir, haben sie doch einige Lacher beim Publikum hervor gerufen. Am meisten habe ich mich über die Sozialpädagogin in dem Film aufgeregt. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten, denn zum einen soll sich jeder eine eigene Meinung bilden und zum anderen möchte ich nicht an einer miesen Einschaltquote schuld sein. 😉
Das eigentliche Thema dieses Beitrages soll aber die Podiumsdiskussion nach dem Film sein. Wie sich viele bestimmt vorstellen können, habe ich mich am meisten über die Frauenbeauftragte, Frau Ilse Thomas, geärgert, denn sie war, wie viele schon vermutet haben, völlig fehl am Platze. Sie meinte ziemlich am Anfang, dass sie als Frauenbeauftragte nicht in der Lage wäre, den Jungs zu helfen, da das nicht ihre Aufgabe sei. Jungen bräuchten hauptsächlich Arbeit und da wären Arbeitgeber gefragt. Kein Wort kam von ihr dazu, dass die Misere der Jungs bereits im Kindergarten mit einem hohen Anteil an Frauen anfängt, der weiter durch die Grundschule geht und mit viel Glück in den weiterführenden Schulen etwas zurückgeht. Immerhin ist der Film darauf eingegangen – in der Podiumsdiskussion wurde das allerdings mehrmals revidiert.
Ebenso blieb von der Frauenbeauftragten der mit Millionen unterstützte Girls Day unerwähnt und dass es für Jungs kein Äquivalent dazu gibt. Zwar gibt es vereinzelte Ausnahmen, diese werden jedoch zum Teil privat organisiert. Stattdessen musste die „gute“ Frau das für sie wichtige Thema Unterhalt ansprechen. Sie meinte sinngemäß, es sei nicht alleine damit getan, dass Väter sich nicht um ihre Kinder kümmern würden. Das Übelste wäre, dass 40% der Väter keinen Unterhalt zahlen würden. Dass diese Zahlen nicht stimmen, brauche ich den Lesern dieses Blogs wohl kaum erklären. Trotzdem habe ich unter ‚Links‘ die Stellungnahme des BMFSFJ aufgeführt, in dem auch die damalige Familienministerin Renate Schmidt klarstellt: „Allerdings kann das in der Öffentlichkeit häufig vermutete ‚Untertauchen‘ in die Arbeitslosigkeit, um Unterhaltszahlungen zu vermeiden, nicht bestätigt werden.“ Eine kurze, übersichtliche Abhandlung zum Thema findet man bei Uni-Protokolle [hier]
Mir selbst sind andere Daten bekannt als die vom BMFSFJ genannten angeblich 25% nicht zahlender Väter. Zwar werden auch in WikiMANNia andere Werte genannt, entsprechende Belege zu deutschsprachigen Studien fehlen allerdings. Ich würde mich freuen, wenn ich hier mit Material versorgt würde, um dieses dann in WikiMANNia einstellen zu können [hier]
Zwischendurch kamen auch die anderen Teilnehmer der Podiumsdiskussion zu Wort, auf die ich aber weniger eingehe. Irgendwann fiel von Frau Thomas die rhetorische Frage, warum Mädchen weiter seien. Sie meinte, „wir Frauen“ haben seit den 70er Jahren Frauenforschung betrieben und das auch noch ehrenamtlich und unbezahlt. Nun, von irgendetwas müssen diese Frauen ja gelebt haben, und da in den Anfängen des Feminismus die meisten Frauen Kinder bekommen haben, blieben nur die Frauen übrig, die keine Kinder und entsprechende Zeit hatten. Mütter können bei diesen Projekten kaum dabei gewesen sein, denn wie wir wissen, sind diese ja schon in vielen Fällen alleine mit der Kindererziehung dreifach belastet.Vor der Schlussrunde sprach Frau Thomas die Gewalt in den Familien an. Das hier das Wort „Täter“ nicht fehlen durfte, war wohl klar. Trotzdem hat sie überwiegend von Gewalt in Familien gesprochen, und ihr Fokus war nicht speziell auf Väter gerichtet.
Gegen Ende möchte ich dann noch drei Punkte ansprechen, die andere Teilnehmer an der Podiumsdiskussion einbrachten. Der Psychotherapeut und Aggressionstrainer Egmont Richter merkte an, dass man sich in unserer Gesellschaft zwar über Gewalt beklagen würde, gleichzeitig würde dieses Thema aber ein Tabu darstellen. Vergessen würde auch, dass es positive Aggression gibt. Herr Dr. Wötzel kam darauf zu sprechen, dass die heutige Welt für Kinder unnatürlich ist, was er auch sehr deutlich durch die Rückblenden in die 60er-Jahre heraus gestellt hatte. Was mir allerdings nicht so richtig gefallen hat, waren seine Antworten zum Thema Feministinnen und Frauen. Natürlich gehe auch ich nicht her und gebe den Frauen oder den Feministinnen die alleinige Schuld, aber man darf doch klar und deutlich benennen, dass das Gejammer der Feministinnen durchschlagende „Erfolge“ vorzuweisen hat. Entweder sind Frauen die besseren oder in allem besonders betroffen. Man bekommt dadurch den Eindruck, als ob es Zwischentöne nicht geben würde. Die Frage der Schuld ist allerdings auch aus meiner Sicht ambivalent. Männer und Frauen haben dazu beigetragen, dass heute das Verhältnis zwischen den Geschlechtern – zurückhaltend ausgedrückt – nicht mehr das Beste ist. Zu lange haben wir den Frauen zugesehen, wie sie sich hauptsächlich auf rechtlichem Gebiet immer mehr Privilegien verschafft haben. Gerade aus diesen Rechten resultieren viele Missstände/Diskriminierungen, und leider fällt auch mir keine Lösung ein, wie man diesen Zug, der immer noch voll in Fahrt ist, zumindest aufhalten kann. Bei meinen Recherchen heute morgen habe ich dazu einen Beitrag gefunden, den ich beachtlich finde [hier]
Eines ist und bleibt Fakt: Die Milliardenförderungen der Feministinnen sind nicht wegzudenken und richten großen Schaden an. „Das Private ist politisch und das Politische ist Privat“ war ein Slogan der Frauenbewegung. Vergessen wird dabei die Tatsache, dass überall, wo sich der Staat einmischt, mehr Schaden als Nutzen hervorgeht. Mein Fazit lautet daher: Schafft die Privilegien ab – dann sind Männer und Frauen sowie Jungen und Mädchen wieder auf Augenhöhe.
Zum Schluss möchte ich noch einen aus meiner Sicht wichtigen Aspekt erwähnen: ich fand es schade, dass die Jungen im Publikum als Stellvertreter der eigentlich Betroffenen nicht an der Diskussion teilnehmen konnten oder auch nur ihre Eindrücke schildern durften. Ich bin davon überzeugt, wir hätten wichtige Erkenntnisse gewonnen.
Links
MANNdat: Benachteiligte Jungs – wen kümmert’s?
MANNdat: Jungen in Deutschland – Die politisch gewollte Perspektivlosigkeit?
MANNdat: Gender Mainstreaming – Geschlechterpolitik für Frauen UND Männer?
Astrid von Friesen: Wir haben viel Porzellan zerschlagen – Der Feminismus und seine Folgen
Astrid von Friesen – Feministin rechnet mit Frauenbewegung ab – Falsche Entwicklung des Feminismus
BMFSFJ: Wenn aus Liebe rote Zahlen werden – über die wirtschaftlichen Folgen von Trennung und Scheidung
Unvereinbarkeit von Familie und Beruf?
Jugendamt verbietet Ritterspiele
FemokratieBlog: Frauenbeauftragte zu SWR-Film “Jungs auf der Kippe”
Danke für die Zusammenfassung. So sieht es also aus. 🙂
gruss
/ajk
Nachdem ich hier gelesen habe, wie ungeheuer humorvoll und emanzipiert Frau Thomas mit Kritik umgeht, habe ich ihr eine Mail geschickt. Ich bin mal gespannt was zurückkommt:
Guten Tag Frau Thomas,
auf der Podiumsdiskussion zu der Dokumentation „Jungs auf der Kippe“ eröffneten
Sie gleich zu Beginn, daß Sie sich für die Belange von Jungs nicht zuständig
fühlten. In der Tat haben Sie recht. Die Umtitulierung Ihres Postens von der
Frauen- zur Gleichstellungsbeauftragten ändert nichts daran, dass Sie immer
noch allein für die Belange von Mädchen und Frauen zuständig sind. Allerdings
frage ich mich, wieso Sie an dieser Veranstaltung dann überhaupt teilgenommen
haben. Statt sich an der Debatte konstruktiv zu beteiligen, schwadronierten sie
lieber über uneinfühlsame und zahlungsunwillige Väter. Abgesehen davon, dass sie
dabei mit völlig überdrehten und womöglich frei erfundenen Zahlen
argumentierten, stelle ich mir hier die Frage, was dies denn mit dem
eigentlichen Thema zu tun hatte. Kann es sein, dass Sie Sinn, Inhalt und Zweck
dieser Veranstaltung nicht verstanden haben?
So mancher, der Ihnen schon in höflicherem Ton geschrieben hat, bekam von Ihnen
eine recht derbe und zynische Antwort, dies scheint eben Ihre Art und Ihr Stil
zu sein. Darum gehe ich nicht davon aus, von Ihnen eine Antwort auf meine
Fragen zu bekommen. Aber ich hoffe, Ihnen ein klein wenig vor Augen führen zu
können, dass ein immer breiter werdender Teil der Bevölkerung – und damit sind
nicht nur Männer, sondern auch Frauen und insbesondere Mütter gemeint – die
plumpe, dreiste und unreflektierte Art, mit der Sie diese Thematik in der
Öffentlichkeit bearbeiten, als eine Zumutung empfindet. Ihnen muss auch klar
sein, dass dieses Verhalten früher oder später eine entsprechende Respekt- und
Rückhaltlosigkeit auf der Gegenseite provoziert.
@Kevin Fuchs
so ist’s Recht – sehr gute Mail!
Die sind nur so drauf, weil sie bisher walten konnten, wie sie wollten und das in offizieller Duldung.
Die müssen erst lernen, dass ggf. auch etwas genauer hingeschaut und -gehört wird und sich Widerstand regt.
Ich habe dieser unsäglichen Person am Tag der Veranstaltung auch eine Mail geschrieben. Ich glaube, sie sitzt so fest im Sattel, die lacht da nur drüber.
Oder kann man diese, sich demonstrativ ihren Aufgaben verweigernde Staatsbedienstete nicht wegen Verstoßes gegen Art. 3 des Grundgesetzes (“fördert der Staat die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin”) o. ä. angehen? Es muss doch möglich sein, dergestalt ignorante Betonköpfe aus Amt und Würden zu jagen. Wenn nicht, haben wir tatsächlich den worst case.
Hier die Antwort von Frau Thomas:
Sehr geehrter Herr Fuchs,
Ich gehe davon aus, dass Sie auf der gleichen Veranstaltung waren wie ich !?!
Als ersten Satz und somit sofort zu Beginn habe ich die nicht vorhandenen Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Jungs bemängelt und dies als ein Hauptproblem dargestellt.
Ansonsten kann ich mich nur immer wiederholen, dass Sie mit all den Männern die sich für Jungs und Männer engagieren wollen zusammen tun und sich den Situationen annehmen die sie bemängeln.
Mit freundlichen Grüßen
Ilse Thomas
STADTMANNHEIM²
Frauenbeauftragte
Na schön, Sie rät mir, mich mit anderen Männern zusammenzutun und es anzupacken. Nun sind es aber gerade Frauenbeauftragte wie diese Frau Thomas, die dabei sabotierend im Weg stehen. Dann soll sie die Männerbewegung doch einfach in Frieden lassen. Die Frau glaubt tatsächlich man wolle ihre Hilfe – so ist es aber nicht.
Leider habe ich weder den Film noch die Podiumsdiskussion gesehen da zu spät davon erfahren. Ein Freund aus der Schweiz hat mich darauf aufmerksam gemacht.
Ich möchte hier dennoch die Möglichkeit ergreifen zum Thema „Männer helfen Jungs“ ein Projekt vorzustellen mit dem wir versuchen einen Beitrag zu „Selbstfindung“ der Jungs im Teenager-Alter beizutragen. Es heißt „BoysToMen“ http://www.boystomen.de/, also vom Buben zum Mann.
Dieses Projekt gibt es bereits in mehreren Ländern, u.a. auch in der Schweiz und England, sowie in Australien, Südafrika und USA. Die Efolge sind erstaunlich aber auch vollkommen logisch. Jungs brauchen Mentoren und einen richtungsweisenden sinnvollen Übergang ins Mannsein.
Mit diesem Projekt bieten wir den Jungs und damit deren Familien die Möglichkeit spielerisch und doch ernst ihren Übergang vom Jungen zum Mann auf eine Weise zu vollziehen, das deren vollständiges Selbstverständnis heute mit einbezieht und gleichzeitig richtungsweisend für ihren Übergang zum Mannsein ist.
Gruß aus Köln