Das Thema Zwangsheirat hat aus meiner Sicht viele Facetten. Legt man die Definition der Studie zugrunde, dann ist das vom Gesetzgeber vorgeschriebene, lebenslange und sogar über den Tod hinausgehende aneinander ketten von Eheleuten ebenfalls Zwang. In der Studie heißt es zum Thema: Eine eindeutige Definition von Zwangsverheiratung – zumal in Abgrenzung von sog. arrangierten Ehen – ist alles andere als selbstverständlich. Trotzdem sind die Macher der Studie hergegangen und haben eine eher weite Definition zugrunde gelegt.
Archiv nach Schlagworten: Zwangsehe
Taz beklagt scheinbar willkürlich auslegte Datengrundlage von Studie
Auf Grund wissenschaftlicher Stellungnahmen zur Studie über Zwangsehen fragt sich die Taz: warum Kristina Schröder die Datengrundlage scheinbar willkürlich auslegte[..]. Ich frage mich hingegen, warum ausgerechnet bei dieser Studie vor zu kurzen und zu einfachen Kausalketten gewarnt wird? Unabhängig von der Frage, was man von Studien halten kann, die von Politikern oder entsprechenden Institutionen in Auftrag gegeben werden, warnen Wissenschaftler also davor, das man Daten auch falsch interpretieren kann. Diese „Weisheit“ würde ich mir bei anderen Studien ebenfalls wünschen.
Femokratie News 188-2011
Das Wesen der Justiz
Im Buch von Rolf Bossi “Halbgötter in Schwarz” ist das Wesen der Justiz treffend beschrieben (Seite 235) So schickte das Landgericht Lübeck am 23. Dezember 1946 einen Journalisten für fünf Monate ins Gefängnis. Am 29. Dezember 1943 war dieser von einem Militärgericht in Stralsund zum Tode verurteilt worden. Doch nach der Verhandlung hatte er einen Polizeibeamten niedergeschlagen und war geflüchtet. Fast eineinhalb Jahre hatte er untertauchen können. [..] Der Journalist wanderte für fünf Monate hinter holsteinische Gefängnismauern, weil er sich vom NS-Staat nicht hatte hinrichten lassen wollen! Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?
Menschenrechte – Frauen und Mädchen zuerst
Ist der Junge auf neben stehendem Bild etwa volljährig (Hochzeit in Rumänien, also EU-Bereich)? Wieso soll in diesem Fall laut Menschenrechtsbericht das Mädchens einen höheren Schutz/Aufmerksamkeit als der Junge erhalten? Beide sind noch Kinder und diese Ehe wurde durch den Familienclan arrangiert, der aus Frauen und Männern besteht. Im übrigen sehen diese beiden Kinder für mich eher wie Marionetten als wie glücklich Verheiratete aus.
Besserer Schutz vor Zwangsverheiratung
hib-Meldung • 2010_07/2010_252/02
Bündnis 90/Die Grünen fordert mehr Schutz für Opfer von Zwangsverheiratungen
Recht/Antrag – 15.07.2010
Berlin: (hib/JFR/ELA) Die Bundesregierung soll einen Gesetzentwurf zur Stärkung der Rechte von Opfern von Zwangsverheiratung vorlegen. Dies fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem entsprechenden Antrag (17/2491). Unter anderem sollen nach Vorstellung der Abgeordneten Zwangsverheiratungen in §31 Absatz 2 des Aufenthaltsgesetzes als Härtefall anerkannt werden. Die Fraktion fordert außerdem die Initiierung einer dauerhaften Bund-Länder-Arbeitsgruppe ”Zwangsverheiratung“. Im Bereich der Prävention soll die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Ländern und Frauen- und Migrantinnenorganisationen Aufklärungskampangen entwickeln und finanzieren.
Zwangsverheiratungen seien schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen, welche außerdem die Würde der Betroffenen, ihre persönliche Freiheit und selbstbestimmte Lebensführung sowie den Grundsatz der Gleichberechtigung von Frauen und Männern verletzten, schreiben die Abgeordneten. Die Bundesregierung müsse deshalb nicht nur gesetzgeberisch tätig werden, sondern auch ein koordiniertes Vorgehen in den Bereichen Prävention und Intervention gewährleisten [hier]
Aus dem Antrag der Grünen:
5. Von Zwangsverheiratungen sind zum ganz überwiegenden Teil Frauen betroffen. Täter bzw. Gehilfen von Zwangsehen sind zwar regelmäßig Männer, mitunter werden hetero- oder homosexuelle Männer und Jugendliche aber auch selber Opfer von Zwangsverheiratungen. In Deutschland besteht ein eklatanter Mangel an Präventionsangeboten und Schutzeinrichtungen für Jungen und Männer (bzw. für Paare) sowie an professionellen Anbietern einer interkulturellen Täterarbeit.
Staun, Staun – da Männer idR als Opfer nicht wahrgenommen werden, vermute ich, das für diese Gruppe nur deshalb Präventionsangebote gefordert werden, da auch etliche Homosexuelle von der Zwangsverheiratung betroffen sind.
Interessant ist mal wieder die Frage, wie oft Männer/Frauen erwähnt wurden:
Männer = 9 Treffer
Frauen = 47 Treffer
wobei man berücksichtigen muss, das Männer auch im Zusammenhang mit Täterschaft erwähnt werden. Ansonsten besteht der Antrag im Grunde genommen fast ausschließlich aus Frauenförderung. Es ist ähnlich wie beim Gewaltschutzgesetz: die wirklichen Opfer werden kaum davon profitieren und die anderen lädt er zum Missbrauch ein.
WikiMANNia: Zwangsehe
Frauen und Mädchen vor Zwangsheirat besser schützen
hib-Meldung • 2010_04/2010_100/01
Bundesrat: Opfer von Zwangsheirat besser schützen
Recht/Gesetzentwurf – 01.04.2010
Berlin: (hib/BOB/HLE) Mit einem Gesetzentwurf des Bundesrates (17/1213) soll Zwangsheirat wirksamer bekämpft und im zivilrechtlichen Bereich die Rechtsstellung der Opfer von Zwangsehen gestärkt werden. Auch in Deutschland stellten Rechtsanwälte, Lehrkräfte, Beratungsstellen und Frauenhäuser vermehrt Zwangsheiraten bei Einwanderern fest. Eine Zwangsheirat liege dann vor, wenn mindestens einer der zukünftigen Ehepartner durch eine Drucksituation zur Ehe gezwungen werde, heißt es in der Initiative. Davon seien in der überwiegenden Zahl Mädchen und junge Frauen betroffen.
Weltfrauentag in den Bundesministerien
Auch im Dialog der Kulturen muss die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern oberstes Ziel bleiben. Dies forderte Staatsministerin Cornelia Pieper anlässlich des Internationalen Tags der Frau [Auswärtiges Amt]
Kristina Schröder stellt Schwerpunkte ihrer Gleichstellungspolitik im Bundestag vor
So haben Frauen heute zwar die besseren Schulabschlüsse und stellen die Mehrzahl der Studienanfänger, verdienen aber schon beim Berufseinstieg weniger und machen dann seltener und langsamer Karriere. Zu den Ursachen dieser Entwicklung erklärte die Bundesfamilienministerin: „Hier zeigt sich in Strukturen, Kulturen und Denkmustern nicht nur eine Benachteiligung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Hier zeigt sich auch eine Benachteiligung von Menschen – von Frauen und Männern – aufgrund von Fürsorgeaufgaben in der Familie.“ [BMFSFJ]
Neue Broschüren zur seelischen und körperlichen Gesundheit von Frauen
Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März erklärt die Parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz: „Gesund zu bleiben, persönlich zufrieden zu sein, Fähigkeiten und Talente zu entwickeln, daran hat jede und jeder Einzelne ebenso ein Interesse wie unsere Gesellschaft als Ganzes. Gesundheit braucht immer wieder neue Impulse und ein ausgewogenes Verhältnis von Aktivität und Auszeit. Dazu gehört es, eigene Prioritäten zu setzen, Entspannung und Ausgleich zu finden. Dies gilt besonders für Frauen, die sich in Beruf und Familie vielfältigen Herausforderungen stellen.“ [Gesundheitsministerium]
100 Jahre Internationaler Frauentag
Anlässlich des 100-jährigen internationalen Frauentages am 8. März erklärt Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel:
70 Prozent der armen Bevölkerung weltweit sind Frauen. Ursachen dafür sind Diskriminierungen von Frauen im Bereich Kontrolle über Eigentum, Land und Ressourcen. Weltweit verfügen Frauen nur über 2 Prozent der Bodenrechte, sichern aber gleichzeitig durch die landwirtschaftliche Produktion die Existenz ihrer Familien, denn in vielen Ländern leisten sie mehr als 80 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeit [Entwicklungsministerium]
Frauenrechte sind Menschenrechte
Häusliche Gewalt und Irrwege der Traditionen
[..]Gerade in armen Ländern haben Frauen und Mädchen keinen oder einen schlechteren Zugang zu Bildung, zu Gesundheit oder Aufklärung. Die männlichen Nachkommen werden bevorzugt behandelt.
Doch immer noch sind da häusliche Gewalt, Zwangsheirat oder so genannte Ehrenmorde, die das Leben vieler Mädchen und Frauen zerstören. Auch systematische Vergewaltigungen als Waffe bei Konflikten (beispielsweise im Kongo) bringen ungeahntes Leid. Sexuelle Gewalt wird nicht nur eingesetzt, um Macht zu demonstrieren, sondern um die Gegenseite zu demütigen und um das soziale Gefüge zu zerstören. Oftmals werden die Frauen und Mädchen nach einer Vergewaltigung von der eigenen Familie verstoßen und von der Gesellschaft ausgegrenzt [Bundesregierung]
Fazit
Kristina Schröder scheint tatsächlich mehr Wert auf ein Miteinander als auf ein Gegeneinander zu legen. Bezeichnet ist, das kein eigener Text veröffentlicht wurde, sondern lediglich auf ihre Rede im Bundestag zur Gleichstellungsproblematik verwiesen wurde. Dirk Niebel hat altbewährtes von sich gegeben. Am schlimmsten hat diese Jahr die Bundesregierung gewütet. Ich wusste gar nicht, für welchen Teil ich mich zur Veröffentlichung entscheiden sollte.
Das häusliche Gewalt in etwa gleich von beiden Teilen ausgeht, ist bekannt, wird aber nicht thematisiert. Zwangsheirat trifft immer Mann und Frau, da diese von den älteren Generationen beschlossen wird. Hierbei sind meistens Frauen die treibenden Kräfte. Ehrenmorde werden bei uns nur thematisiert, wenn es um Mädchen oder Frauen geht. Dabei werden z.B. in der Türkei mehr Männer als Frauen deswegen ermordet. Sexuelle Gewalt gibt es ebenfalls nicht nur gegen Frauen, denn auch Männer kann man mit dieser Art der Gewalt demütigen und ausgrenzen. Das Genitalverstümmelung an Mädchen sowie an Jungen vollzogen wird, wissen anscheinend auch die wenigsten Menschen in der westlichen Welt. Von den genannten Tatsachen wollen aber unsere lieben Weltverbesserer nicht wissen.
Daten zu Zwangsehen nicht vorhanden
hib-Meldung • 128/2009 • Daten zu Zwangsehen nicht vorhanden
Familie/Antwort
Berlin: (hib/SKE) Daten und Fakten zu sogenannten Zwangsverheiratungen fehlen weitgehend. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (16/12573) auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (16/12394). Insbesondere zu Ehen, zu denen heterosexuelle Männer sowie homosexuelle Männer und Frauen gezwungen wurden, gibt es keine Informationen, heißt es weiter. Nach Regierungsangaben werde eine Untersuchung, deren Ergebnisse bis Herbst 2010 vorliegen sollen, belastbare Aussagen über Struktur, Umfang und Formen von „arrangierten Ehen“ schaffen. Diese werde die Situation beider Geschlechter sowie die besonderen Probleme Homosexueller in den Blick nehmen.
Nachfolgend neben der Vorbemerkung Fragen von Bündnis 90/Die Grünen und Antworten der Bundesregierung.
Vorbemerkung der Bundesregierung
Zwangsverheiratungen stellen eine schwere Menschenrechtsverletzung dar. Die
Aufmerksamkeit für das Problem in der Öffentlichkeit wächst. Der „2. Aktionsplan
zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen“ spricht von Zwangsverheiratung
als einer „zusätzlichen Gewaltform“, die vor allem – aber keineswegs ausschließlich
– Frauen trifft, besonders Frauen mit Migrationshintergrund.
Frage: 1. Welche Kenntnis hat die Bundesregierung darüber, in welchem Ausmaß homosexuelle Männer und Frauen bzw. heterosexuelle Männer in Deutschland von „arrangierten“ Ehen bzw. von Zwangsverheiratungen betroffen sind?
Antwort: Daten und Fakten zum Thema Zwangsverheiratung fehlen weitestgehend. Der im Auftrag des BMFSFJ durch das Deutsche Institut für Menschenrechte erstellte und 2007 präsentierte Sammelband „Zwangsverheiratung in Deutschland“ bündelt erstmals Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis und veröffentlicht die Ergebnisse einer ebenfalls in Auftrag gegebenen bundesweiten Studie zur Evaluierung der Praxisarbeit. (http://www.bmfsfj.de) Damit gibt es eine Grundlage für weitergehende Forschung.
Frage: 4. War der Umstand, dass in Deutschland auch heterosexuelle Männer bzw. Schwule und Lesben in Deutschland von „arrangierten“ Ehen bzw. von Zwangsverheiratungen betroffen sind, Bestandteil des Nationalen Integrationsplans?
Wenn ja, inwiefern?
Wenn nein, warum nicht?
Antwort: In der Arbeitsgruppe 4 „Lebenssituation von Frauen und Mädchen verbessern, Gleichberechtigung verwirklichen“ wurde das Phänomen der Zwangsverheiratung von Lesben und Schwulen, bei denen Eltern mit der Zwangsverheiratung eine heterosexuelle Lebensweise durchsetzen wollen, diskutiert. Das Thema hat auch Eingang in den Nationalen Integrationsplan gefunden (4.4.1.).
Frage: 6. In welchen Bundesländern bzw. durch welche Nichtregierungsorganisationen (NROs) wurden – nach Kenntnis der Bundesregierung – seit 2005 Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen durchgeführt bezüglich der Tatsache, dass Mädchen und Frauen – aber eben auch heterosexuelle Männer sowie homosexuelle Frauen und Männer – in Deutschland von „arrangierten“ Ehen bzw. von Zwangsehen bedroht sind?
Hat die Bundesregierung diese Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen mit unterstützt, bzw. hat die Bundesregierung konkrete Pläne, derartige Kampagnen zu unterstützen, und wenn nein, warum nicht?
Antwort: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert das Modellprojekt „Online-Beratung für junge Migrantinnen bei Zwangsverheiratung“ an den Standorten Berlin, Frankfurt/Main (Hessen) und Stuttgart (Baden-Württemberg). Das Projekt wird von Papatya durchgeführt, einer Kriseneinrichtung für junge Migrantinnen in Berlin. Mit dem dadurch angebotenen niedrigschwelligen und anonymen Online-Beratungsangebot für Betroffene sollen zudem Freundeskreise der Betroffenen, professionelle Helfer und Helferinnen sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erreicht werden. Die Evaluierung des Projekts soll Erkenntnisse über die Gruppe der Betroffenen, effektive Zugangswege sowie Grundlagen für mögliche Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen liefern. Die aus dem Modell gewonnenen Erkenntnisse sollen auch für den Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten in den Ländern und Kommunen bereitgestellt werden. Das Modellprojekt läuft bis Mai 2010.
Mit Förderung des BMFSFJ hat Terre des Femmes einen Nothilfeflyer entwickelt, der Migrantinnen, die von Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen sind, über ihre Rechte und verfügbare Hilfen aufklärt.
Ausgehend von dem Umstand, das laut Bundesregierung keine Daten vorhanden sind, machen Medien und entsprechende Institutionen ziemlich viel Wind zum Thema. Auch werden immer wieder Zahlen von zwangsverheirateten Frauen genannt, die anscheinend jeder Grundlage entbehren.
Wie weiter unschwer zu erkennen ist, werden Daten zu Schwulen und Lesben, zu Migrantinnen und Migranten sowie allgemein zu Frauen in allen Lebenlagen erhoben und ausgewertet. Nur eine Gruppe fehlt und das ist die der heterosexuellen Männer.
Nun ja, es mag jeder seine eigenen Rückschlüsse daraus ziehen.
Grüne fragen nach Zwangsverheiratung von Männern
hib-Meldung 104/2009 Datum: 07.04.2009
Im Bundestag notiert:Zwangsheiraten von heterosexuellen Männern sowie Schwulen und Lesben
Berlin: (hib/SKE) Zwangsheiraten von heterosexuellen Männern sowie Schwulen und Lesben thematisiert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einer Kleinen Anfrage (16/12394). Die Abgeordneten erkundigen sich unter anderem nach der Anzahl der Betroffenen und der Anzahl der Strafverfahren, die seit 2005 Zwangsverheiratung von Männern zum Thema hatten.
Dazu ein paar Auszüge aus der 4-seitigen PDF-Datei:
Heterosexuelle Männer sowie homosexuelle Frauen und Männer als Opfer „arrangierter“ Ehen bzw. von Zwangsverheiratungen
[..]Von „arrangierten“ Ehen bzw. von Zwangsverheiratungen sind in Deutschland zum ganz überwiegenden Teil Frauen betroffen. Aber immer wieder werden hierzulande auch heterosexuelle Männer bzw. homosexuelle Frauen und Männer dazu gezwungen, entgegen ihrer individuellen Wünsche zu heiraten. Auch sie können demnach Opfer von Zwangsehen werden.
[..]Viele der heterosexuellen Männer bzw. der homosexuellen Frauen und Männer, die gezwungenermaßen verheiratet werden sollen, sind an Leib und Leben bedroht bzw. sozial existentiell gefährdet. Dieses bedauerliche Faktum ist – ausweislich der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Jahr 2007 herausgegebenen
Publikation „Zwangsverheiratung“ – eine Forschungslücke.
[..]Die im Februar 2009 ebenfalls vom BMFSFJ herausgegebene Handreichung „Zwangsverheiratung bekämpfen – Betroffene wirksam schützen“ kommt auf Seite 41 zu der diesbezüglich ernüchternden Feststellung: „Spezielle Schutzeinrichtungen gibt es bisher weder für hetero- noch homosexuelle Männer noch für Paare“.
Dies ist deswegen verwunderlich, weil die zuständige Bundesministerin Ursula von der Leyen im Jahr 2007 (in ihrem Vorwort zu dem o. g. Forschungsband ihres Hauses) noch vollmundig angekündigt hatte, künftig bei der Bekämpfung von Zwangsverheiratungen „stärker auch die Rolle der Männer zu berücksichtigen“ und auch für diese Männer „wirksamen Schutz [zu] gewährleisten“.
Zunächst einmal müsste geklärt werden, was – nicht nur – die Grünen unter Zwangsverheiratung oder „arrangierter“ Ehe verstehen. Wenn ein Mann, ob mit oder ohne Einwilligung, Vater wird und seine Partnerin ihn unter Druck setzt, in dem sie Umgangsverweigerung für den Fall des nichtehelichens ankündigt, dann ist das auf jeden Fall Zwang. Verharmslosend kann man das natürlich auch als „arrangiert“ betrachten. Das ein Mann, der sich auf solche Bedingungen einlässt, sowieso schon verloren hat, steht auf einem anderen Blatt.
Wichtiger halte ich allerdings den Punkt „soziale, existentielle Gefährdung“, den ich allerdings auf Vaterschaften ausweite.
In den letzten Monaten haben sich innerhalb von 4 Wochen drei sehr junge Männer (16 bis 23 Jahre) bei meinem Mann und mir wegen Vaterschaftsanerkennung gemeldet. Bei zweien wurden die Mütter der jungen Männer aktiv und im dritten Fall wurde der Mann vom Jugendamt zur Vaterschaftsanerkennung gezwungen. In 2 Fällen kam die Aufforderung des Jugendamtes, die Anerkennung der Vaterschaft zu unterschreiben und Lohn-/Gehaltsnachweise der letzten 12 Monate zur Ermittlung des Unterhalts für das Kind vorzulegen. Den Angaben der Mütter wurde blind geglaubt und Zweifel gar nicht erst zugelassen. In diesen Fällen wurde alles für einen privaten Vaterschaftstest in die Wege geleitet, auf Grund der geografischen Entfernung zieht sich die Durchführung allerdings noch etwas hin, so das ich über Ergebnisse noch nicht berichten kann. Im dritten Fall wurde der junge Mann so sehr unter Druck gesetzt, das er „freiwillig“ unterschrieben hat, um dem permanenten Druck des Jugendamtes zu entgehen. Wenn das alles kein Zwang ist, was ist es dann?
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf ein Blog aufmerksam machen, in dem sich ein Mann ausführliche Gedanken zur Zwangsvaterschaft gemacht hat. Prädikat: sehr empfehlenswert [hier]
Etwas irritierend finde ich allerdings, das sich „Die Grünen“ anscheinend immer mehr für Männerthemen interessieren. Die Frage lautet deshalb: Ist dieses Interesse eher dem Wahljahr/Wahlkampf geschuldet oder vielleicht doch sogar aus eigener Einsicht heraus?
Link
BMFSFJ: Zwangsverheiratung bekämpfen – Betroffene wirksam schützen
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