Es ist erst einen Monat her, da wurde das Thema Mädchen und Frauen zuerst – bei der Bildung im Bundestag besprochen. Nun hat Christian Wulff auf einem eigens zum Thema eingerichteten Kongress von Terre des Femmes nachgelegt. Zwar erwähnt der Bundespräsident in einem kurzen Abschnitt, das mittlerweile auch Jungen eine verstärkte Förderung brauchen und sich Politik und Wissenschaft zu Recht immer häufiger mit diesem Thema beschäftigen würden. Ansonsten war die Rede eine einzige Lobeshymne auf die Arbeit von Terre des Femmes und deren Erfolge. Eine sinngemäße Aussage lautet wie folgt: während die Frauen arbeiten, würden Männer deren Erfolge für sich beanspruchen.
BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG Nr. 114-2 vom 30.10.2011
Rede von Bundespräsident Christian Wulff zur Eröffnung des internationalen Kongresses „Mädchenrechte stärken – weltweit“ am 29. Oktober 2011 in Berlin:„Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.“ – Dieser Satz könnte von Terre des Femmes sein, aber er ist deutlich älter als diese Organisation. Er stammt von Marie von Ebner-Eschenbach. Sie gehörte um 1900 zu den modernsten Frauen ihrer Zeit. Sie würde sicher applaudieren zum heutigen Jubiläum, weil Frauen für Frauen – für das vermeintlich schwache Geschlecht – so stark waren und viel erreicht haben.
Im Grunde genommen hat der Bundespräsident recht, nur das es bei Frauen sowie bei Männern stärkere, sowie schwächere Menschen gibt.
Dieser Kongress ist Rückblick und Ausblick. Letzteren finde ich besonders wichtig. Auch bei einem Jubiläum sollte man sich nicht auf die Bilanz beschränken. Schon Albert Einstein – um zum Ausgleich noch einen Mann zu zitieren – hat sehr treffend gesagt: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Zunächst schauen wir also auf 30 Jahre Terre des Femmes, auf das, was sich in Deutschland und weltweit für Frauen getan hat. Dann wenden wir uns mit dem Thema „Mädchenrechte“ der Zukunft zu – Frauen von morgen. Dieser Einladung bin ich gern gefolgt.[..]
Das Herr Wulff der Einladung gerne gefolgt ist, glaube ich unbesehen. Das Organisationen sich eines speziellen Themas annehmen, ist ja in Ordnung; das die Politik sich aber ebenfalls dieses Recht heraus nimmt, statt sich für alle Menschen einzusetzen, ist nicht akzeptabel.
Inzwischen brauchen vielfach die Jungen eine verstärkte Förderung! Wissenschaft und Politik beschäftigen sich zu Recht immer häufiger mit diesem Thema. Schließlich kann es auch wieder zum Problem der Frauen werden. Im Bundesministerium für Familie wurde 2009 ein Referat für die Gleichstellung von Jungen und Männern eingerichtet. [..]
Das dieses Thema beim Bundespräsidenten ebenfalls angekommen ist, erstaunt mich fast schon 😉
Mädchen und Frauen arbeiten oft sehr früh und ein Leben lang unbezahlt. Sie bestellen die Äcker, aber das Land und die Einnahmen vom Verkauf der Ernte gehören den Männern. Die Mädchen und Frauen kümmern sich um den Haushalt, aber die Familienkasse gehört den Männern. Kurz gesagt: Die Ressourcen sind bei den Männern monopolisiert, ein großer Teil der Arbeit liegt jedoch bei den Frauen. Diesem Widerspruch muss sich die Entwicklungspolitik stellen – noch entschlossener, als sie es bisher getan hat! Die ersten Erfolge sind motivierend. Als vor einigen Jahren die Mikrokredite eingeführt wurden und Frauen Verantwortung übernehmen konnten, erlebten viele Regionen einen deutlichen Wachstumsschub. Solche Hebel müssen wir erkennen und den Mädchen und Frauen in die Hand geben![..] Bundesregierung oder beim Bundespräsidenten und als PDF
Wie ich bereits in meinem Bericht Das Macho-Gehabe vieler Männer sei ein Problem schrieb: geht es um Frauenthemen, findet man das Wort Männer höchstens in der scheinheiligen Floskel “Frauen und Männer” oder aber wie in diesem Fall, sind die Gewinner der Menschenrechte die Männer. Wenn dem so wäre… aber wem sag ich das.
So nebenbei, während die Abgeordneten in ihren Reden zum Thema das Wort Frauen 13 x und Mädchen 27 x erwähnten, schaffte es „unser verehrter“ Bundespräsident auf ebenfalls 8 Seiten das Wort Frauen 38 x und Mädchen 35 x zu erwähnen.
Nachdem ich aber in einem Word-Dokument die Schriftgröße entsprechend meinen anderen erstellten PDF-Dokumenten anpaßte, waren es nur noch 4 Seiten. Voila… das ist eine starke Leistung, Herr Bundespräsident.
Da es selten genug vorkommt, das Berichte über Menschenrechtsverletzungen Männern gegenüber vorkommen, hier ein Bericht der FAZ, der erst kürzlich erschienen ist.
Minenarbeiter in Südafrika – Tückischer Goldstaub
In Südafrika fordern ehemalige Arbeiter in den Goldminen Entschädigungen für Lungenerkrankungen. Die Schadenssumme könnte mehrere hundert Millionen Euro betragen.Früher war Toto Willie ein kräftiger Mann. Heute muss der 50 Jahre alte Südafrikaner schon nach wenigen Sätzen nach Luft schnappen. Sein Atem rasselt wie der eines Kettenrauchers. Zehn Jahre lang fuhr er tagtäglich in die Schächte der südafrikanischen Goldminen von Anglo American. Er kauerte in Stollen, bohrte in Felswände, wuchtete Gesteinsbrocken. Wie Millionen schwarzer Minenarbeiter in Südafrika verdiente er sich unter Tage seinen Lebensunterhalt. Dann setzte ein Arztbesuch seinem Arbeitsleben abrupt ein Ende. Ersparnisse hatte er keine, eine Rente auch nicht, Lohn gab es noch für zwei Wochen. Seitdem sitzt Willie in Happy Valley, einem Armenviertel nahe Kapstadt. Durch das vergitterte Fenster seiner Wellblechhütte verkauft er Kartoffelchips und Kerosin. „Das Atmen fällt schwer“, sagt er, „richtig arbeiten? Das geht nicht mehr.“
Willie leidet an einer Staublunge, einer Krankheit, die Ärzte nicht umsonst auch die „Minenarbeiterkrankheit“ nennen. Die Arbeiter in Goldbergwerken sind permanent Schwaden von Staub ausgesetzt. Werden die Staubpartikel inhaliert, zersetzen sie über die Jahre hinweg die Atemwegsorgane. Eine Heilung ist ausgeschlossen. Tatsächlich sterben weitaus mehr Minenarbeiter an Lungenerkrankungen als bei Unfällen in den Bergwerken zu Tode kommen. Nur nimmt von ersteren kaum jemand Notiz.[..] FAZ
Es ist Medien und Politiker schlicht egal, was Männer alles machen, um ihre Familien zu ernähren. Obwohl das Fernsehen voll von Dokumentationen ist, in denen immer wieder Männer bei schwerer, harter Arbeit gezeigt werden, scheint das alles nichts zu sein im Gegensatz zu den Leistungen der Frauen.
Bildquelle: Copyrights „Presse- und Informationsamt der Bundesregierung“
Klar, das geförderte Gold muss von der modernen Frau im Westen ja auch getragen werden! Das IST Arbeit. Ein Paar tote Männer mehr oder weniger, haben doch gar nichts zu bedeuten.