Die Wunden von Scheidungskindern

Scheidungskinder
Das sind Wunden, die hat man

13.01.2012 · Wiederholen Scheidungskinder als Erwachsene die Fehler ihrer Eltern? Wissenschaftler sprechen sogar davon, das Scheidungsrisiko sei vererbbar. Betroffene suchen Wege zwischen Beziehungsphobie und Nähe.[..]

Scheidungskinder haben als Erwachsene ein größeres Risiko, dass ihre eigenen Ehen auch geschieden werden. Seit den siebziger Jahren belegt eine Reihe von Untersuchungen zunächst aus Amerika die Existenz einer, wie Sozialwissenschaft­ler es formulieren, „sozialen Vererbung“ oder „Transmission“ von Scheidung. Für Deutschland ist dieser Befund erst 2009 neu untermauert worden. Die Soziologin Sonja Schulz hat Daten des Deutschen Jugendinstituts ausgewertet, und siehe da: Nach zwanzig Jahren waren noch achtzig Prozent der Personen verheiratet, die bei ihren Eltern aufgewachsen waren. Bei Kindern Alleinerziehender waren es siebzig Prozent. Bei Kindern aus Patchworkfamilien hielten nur sechzig Prozent der Ehen.[..]

Trennungskinder können unterschiedliche Wege einschlagen

„Ich kenne etliche Fälle, wo die Scheidungskinder von gestern als Scheidungseltern von heute es keinen Deut anders machen, als sie es damals bei ihren Eltern erlitten haben. Das ist Psychologie.“ Der Scheidungsexperte Uwe Jopt, emeritierter Profes­sor der Universität Bielefeld, arbeitet nach wie vor als Sachverständiger vor Gericht. Er ist überzeugt: Wie Kinder die elterliche Trennung erleben, hat nachhaltigen Ein­fluss darauf, wie sie als Erwachsene selbst mit Paarkonflikten umgehen. Wobei nicht die Trennung an sich entscheidend sei, sondern die Spannungen in der Zeit danach.[..] FAZ

Der letzte Satz ist der Entscheidende. Wenn Eltern sich schon vor einer Trennung oft verkracht haben, anschließend die Helferinnendustrie weiteres Öl ins Feuer gießt, dass Sorgerecht und somit u.a. der § 1687 BGB ad absurdum geführt wird, dass Cochemer Modell kaum Anwendung findet, braucht man sich über solche Berichte nicht wundern.

In diesem Zusammenhang folgt noch ein Hinweis auf einen Artikel im Ärzteblatt.

Männliche Scheidungskinder haben häufiger Suizidgedanken

Toronto – Erwachsene, die in jungen Jahren die Scheidung ihrer Eltern erlebt haben, denken öfter daran, sich das Leben zu nehmen, als Men­schen aus intakten Familien. Dabei zeigen sich geschlechterspezifische Unterschiede, wobei die Männer unter den Scheidungskindern wesentlich häufiger zu Suizidgedanken neigten als die Frauen. Das geht aus einer neuen Studie im Journal Psychiatry Research (doi:10.1016/j.psychres. 2010.12.004) hervor, die Wissenschaftler der Universität Toronto publiziert haben.

Unter 6.647 Erwachsenen, von denen über zehn Prozent die Scheidung ihrer Eltern im Alter von höchstens 18 Jahren erlebt haben, untersuchten die Autoren die Suizidgefährdung. Neben standardisierten Fragebögen berücksichtigten sie auch andere Faktoren, wie Stress, sozioökonomi­schen Status oder Angstgefühle und depressive Episoden.

Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Männer von geschiedenen Eltern um mehr als das Dreifache wahrscheinlicher Suizidgedanken hatten als eine Vergleichsgruppe, bei denen die Eltern nicht geschieden waren. Auch bei Frauen zeigte sich eine ähnliche Tendenz, wobei die Assoziation laut der Arbeitsgruppe aber nicht so stark war wie bei Männern.[..] Ärzteblatt

Etwas älter, aber trotzdem noch aktuell ist folgender Artikel.

Psychosoziale Folgen des Vaterverlusts:
Vergleichbares Trauma wie beim Verlust der Mutter

Kinder und Jugendliche betreuende Ärzte sollten die psychosozialen Fol­gen beim Verlust des Vaters für die Diagnostik berücksichtigen und der Mutter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.[..]

Eine systematische Vaterforschung setzte erst in den letzten drei Jahr­zehnten ein. Eine angemessene Rezeption der Ergebnisse steht jedoch bisher aus, obwohl sie zu einer grundlegenden Revision bis dato beste­hen­der Vorstellungen über väterliche Aufgaben geführt haben.[..]

Durch den Elementarkonflikt zwischen Bindungswünschen und Autono­miebestrebungen gerät der Säugling bei seinen ersten Ablösungsschrit­ten von der Mutter in eine schmerzhafte, weil hochambivalente, Tren­nungskrise. Die dabei auftretenden Trennungsängste werden durch die verstärkte Anlehnung an den Vater abgepuffert. Neben diesem Halt bietet der Vater als Dritter im Bunde dem Kind etwa ab dem zweiten Lebensjahr eine zur Mutter gegengeschlechtliche Orientierung und Identifizierungs­möglichkeit an, wodurch dessen zu enge Bindung an die Mutter verhin­dert und eine altersgemäße Separation ermöglicht werden.[..] Ärzteblatt

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