Die gezielte Entwürdigung junger Wehrpflichtiger vor dem anderen Geschlecht

Gleich ist eben doch nicht gleich, das weiß zu­min­dest die nor­ma­le Be­völ­ke­rung. Ob­wohl Po­li­ti­ker al­ler­or­ten Gleich­heit pos­tu­lie­ren, stel­len sie bei ele­men­ta­ren Grund­rech­ten fest, das Men­schen ir­gend­wie doch un­gleich sind. An­fra­gen di­ver­ser Ab­ge­ord­ne­ter und Pe­ti­tio­nen zur Mus­te­rung wur­den von der Bun­des­re­gie­rung ein­schlä­gig be­schie­den. In der Pi­lot­stu­die zu Ge­walt ge­gen Män­ner er­wähn­te man zu­min­dest, das die Mus­te­rung „ein we­nig un­an­ge­nehm bis de­mü­ti­gend“ be­schrie­ben wor­den wä­re. Wenn ich al­ler­dings le­se, das Ärz­te zu­meist nur die Ho­­den und nach ei­nem even­tu­el­len Leis­ten­bruch ab­tas­ten, Ärz­tin­nen hin­­ge­­gen häu­fig auch noch das Zu­rück­zie­hen der Vor­haut und das Be­gut­ach­ten der Ei­chel als be­son­ders wich­tig em­pfin­den, dann wird mir nur noch übel.

MANNdat e.V.: Nachfolgend veröffentlichen wir einen Gast­bei­trag der Ini­tia­ti­ve BASTA, der sich mit der ent­wür­di­gen­den Pra­xis der me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung von wehr­pflich­ti­gen jun­gen Män­nern in den Kreis­wehr­er­satz­äm­tern be­schäf­tigt.

Auch wenn zusammen mit der Wehrpflicht die Mus­te­run­gen aus­ge­setzt wor­den sind: voll­stän­dig ab­ge­schafft sind sie noch nicht. Ei­ne Än­de­rung der po­li­ti­schen Groß­wet­ter­la­ge kann je­der­zeit wie­der da­zu füh­ren, dass Wehr­pflich­ti­ge ge­braucht wer­den und dass sich dann wie­der jun­ge Män­ner un­be­klei­det, zum Teil von weib­li­chem Un­ter­su­chungs­per­so­nal, an ih­ren Ge­ni­ta­lien un­ter­su­chen las­sen müs­sen – eine Un­ter­su­chung, die weib­li­chen An­wär­tern auf die Sol­da­ten­lauf­bahn übri­gens er­spart bleibt. MANNdat

Die gezielte Entwürdigung junger Wehrpflichtiger vor dem anderen Ge­schlecht

Ein Nachruf auf die Musterung

Hintergrund

Seit den sechziger Jahren wurde im Rahmen der „Gleichstellung“ von Frauen und Män­nern auch weib­li­ches Per­so­nal zu den Män­ner­zwangs­un­ter­su­chun­gen im Rah­men der Mus­te­run­gen po­ten­ziel­ler Wehr­pflich­ti­ger zu­ge­las­sen. Zu den Ärztin­nen ge­sell­te sich weib­li­che As­sis­tenz, ob aus­ge­bil­de­te Arzt­hel­fe­rin oder weib­li­che Aus­hil­fen, die mal eben in der Zeit zwi­schen Abi­tur und Stu­di­um ih­re Kas­se auf­bes­sern woll­ten, sie al­le durf­ten jetzt an der Män­ner­fleisch­be­schau teil­neh­men. Jun­ge Frau­en, die frisch vom Abi oder nach der kauf­männ­ischen Leh­re zur Bun­des­wehr gin­gen und nach ei­ner kur­zen Grund­aus­bil­dung als Sa­ni­täts­sol­da­tin gleich zugwei­se gleich­al­tri­ge nack­te Jungs vor­ge­führt be­ka­men. Frau­en, die mit zwan­zig Le­bens­jah­ren auf dem Hö­he­punkt der sex­uel­len Ak­ti­vi­tät ste­hen, laut dem par­la­men­ta­ri­schen Staats­se­kre­tär im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, Herrn Kos­sen­dey, je­doch ganz of­fen­sicht­lich (ge­schlechts-) neu­tra­le Amts­per­so­nen sind! (siehe Ab­ge­ord­ne­ten­watch) [..]

Stationen

Im Rahmen der Musterungsuntersuchungen gemäß ZDv 46/1 wurden Wehr­pflich­ti­ge, aber auch frei­wil­li­ge Be­wer­be­rin­nen und Be­wer­ber so­wie Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten un­ter­sucht. Zu den wich­tig­sten Un­ter­su­chungs­ob­jek­ten ge­hört ge­mäß die­ser Dienst­vor­schrift das männ­li­che Ge­ni­tal. Hier muss zwin­gend ein­mal im Jahr Hand an­ge­legt wer­den. Die­se staat­li­che “Für­sorg­lich­keit” bei Män­nern (auch scherz­haft „EKG“ – Eier­kon­troll­griff – ge­nannt ) mu­tet um so selt­sa­mer an, als bei Frau­en (ge­mäß der ZDv 46/1) ei­ne Ge­ni­tal­un­ter­su­chung aus­drück­lich aus­ge­schlos­sen wird. Im Grun­de soll­te da­her wohl je­dem die Sym­bo­lik klar sein, die die­sem be­reits von Na­po­leon ein­ge­führ­ten Ri­tu­al of­fen­sicht­lich noch im­mer in­ne­wohnt.[..]

Die Praxis

[..]Es wird höchste Zeit, dass auch sexuelle Belästigungen von Jungen und Män­nern in der Öf­fent­lich­keit be­kannt und vor al­lem deut­lich als sol­che wahr­ge­nom­men wer­den. Erst dann wird man auch der männ­li­chen Be­völ­ke­rung den­sel­ben Schutz der In­tim­sphä­re zu­ge­ste­hen, wie es bei Mäd­chen und Frau­en schon im­mer der Fall war. Es steht je­doch zu be­fürch­ten, dass die not­wen­di­ge Sen­si­bi­li­sie­rung noch vie­le Jah­re dau­ern wird und die Ge­schlech­ter­ge­rech­tig­keit auch bei die­sem Punkt ver­nach­läs­sigt wird.[..]

Forderungen

Daher fordert die BASTA-Initiative in ihrer Stellungnahme vom 14.3.2011:

Zum Schutz der Würde der Freiwilligen sowie Zeit- und Berufssoldaten bei den me­di­zi­ni­schen Taug­lich­keits­un­ter­su­chun­gen:

  • Schluss mit den Intimuntersuchungen bei den Musterungs- und Tauglichkeitsun­ter­su­chun­gen ge­ne­rell.
  • Nur bei Auffälligkeiten im Genital- oder Analbereich nach erfolgter Anamnese soll eine fach­ärzt­li­che Un­ter­su­chung zur Ab­klä­rung ver­an­lasst wer­den, die dann von ei­nem Arzt oder ei­ner Ärz­tin der ei­ge­nen Wahl durch­ge­führt wird, so wie dies heu­te schon bei weib­li­chen Be­wer­bern bei den Ge­ni­tal­un­ter­su­chun­gen Pra­xis ist.
  • Bei der Personalplanung der betroffenen Institutionen ist darauf zu achten, dass dem über­wie­gend männ­li­chen An­teil der zu Un­ter­su­chen­den Rech­nung ge­tra­gen und ei­ne ent­spre­chen­de Quo­te männ­li­cher Ärz­te und As­sis­tenz­kräf­te be­reit­ge­stellt wird, die es er­mög­licht, auch bei an­de­ren Un­ter­su­chun­gen und Be­hand­lun­gen ei­nen ge­wis­sen Schutz der männ­li­chen In­tim­sphä­re zu ge­währ­leis­ten.

Auch die Schwulen wehren sich immer mehr gegen den vereinnahmenden Fe­mi­nis­mus und so hat ein Blog­ger auch zum The­ma Wehr­pflicht und die Ent­wür­di­gung der jun­gen Män­ner et­was ge­schrie­ben. Gay West

WikiMANNia: ZwangsdienstBundeswehr

3 Kommentare.

  1. Vor ein paar Tagen gab es einen Artikel in der Zeit glaube ich. Ägyptische Militärs, die an der Auflösung einer Demonstration beteiligt waren, untersuchten weibliche Demonstrantinnen auf Jungfräulichkeit, um eventuellen späteren Vergewaltigungsvorwürfen vorzubeugen. Auch wenn ich diese Gedanken verstehen kann, ist es ein Vergehen gegen die Individuen, und die Reaktion der Kommentatoren war in dieser Beziehung verständlich. Der Punkt, an dem ich ins Grübeln kam, war, als feministische Positionen das ganze wieder auf „patriarchale Männergewalt blablabla“ umbiegen wollten. Wer noch an der Musterung teilnehmen musste, egal ob Wehrdienstleistender, Zivi, Totalverweigerer oder letztendlich Ausgemusterter, wird sich noch an den demütigenden „Eiercheck“ erinnern. Ein gesellschaftlich institutionalisierter Verstoß gegen die Privatsphäre von Männern. (Ja, vermutlich gibt es auch einige Schule, die es genossen haben, aber im Großen und Ganzen ist es eine Grenzübertretung.) Die Bedeutsamkeit dieser „Kontrolle“ ist ohnehin mehr als fragwürdig. Aber da der anschließende Wehr- oder -ersatzdienst ja ebenso den verpflichteten Männern gewisse Rechte abspricht, auch nicht weiter verwunderlich. Zu schade, dass in diesen Diskussionen nie nach der anderen Seite gefragt wird.

  2. Jahresrückblick und Zukunftsaussichten « FemokratieBlog - pingback on 6. Januar 2012 um 10:51

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