Kindesentziehender Vater soll ein christlicher Fundamentalist sein?

Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich mich von den Presseberichten zum Fall des „Kindesentführer“ Axel H. habe blenden lassen. Christ­lich und dann auch noch fundamental, dass hat bei mir Ungutes ausge­löst. Nachdem der User Diego am Abend im WGvdL.com-Forum auf einen Bericht des NDR hingewiesen hat, sehe ich die Angelegenheit mittlerweile mit anderen Augen.

Kindesentführung: Vater räumt Vorwürfe ein

Vor dem Landgericht Lüneburg hat der Vater, der im vergangenen Früh­jahr seine vier Kinder nach Afrika verschleppt hatte, die Vorwürfe einge­räumt. „Grundsätzlich stehe ich zu dem, was ich gemacht habe“, sagte Axel H. vor dem Prozessauftakt am Dienstag zu Journalisten.[..]

„Aufgrund meines Glaubens und auch der Gesetze fühle ich mich ver­pflichtet, die Kinder zu erziehen“, sagte Axel H., der als christlicher Fun­damentalist gilt.[..]

Was ist eigentlich die Definition von einem christlichen Fundamentalisten? Auch un­ter den Christen gibt es verschiedene Strömungen und außerdem sind christliche Werte ja nicht per se schlecht. Für die feministische Justiz scheint das aber Grund genug zu sein, einem Vater das Sorgerecht zu entziehen. Ich vermute allerdings, dass das Wort Fundamentalist gebraucht wurde, um der Fahndung Nachdruck zu ver­leihen.

Doch der Mutter war kurz vor der Tat das alleinige Sorgerecht zugespro­chen worden. Ihren Lebensstil konnte der Angeklagte nach eigenen Anga­ben im Sinne der Kinder nicht billigen. Er selbst durfte die Kinder nur noch alle zwei Wochen für vier Stunden sehen.[..]

Wieso durfte der Vater seine Kinder alle zwei Wochen nur 4 Stunden sehen? Auf Grund seines Glaubens? Deswegen habe ich mir die Frage gestellt, ob Axel H. die Tat auch begangen hätte, wenn er seine Kinder wenigstens das ganze Wochenende hätte sehen dürfen?

Psychologin: Positive Bindung zum Vater

Eine Psychologin hatte die Kinder bei deren Ankunft am Flughafen in Empfang genommen. Vor Gericht bestätigte sie, dass alle bis auf den ältesten Sohn froh über ihre Rückkehr gewesen seien, was allerdings vor allem an der strapaziösen Reise gelegen habe. Durchweg sei bei allen eine positive Bindung zum Vater erkennbar gewesen. Keines der Kinder habe Anzeichen von Angst oder Verwahrlosung gezeigt.[..]

Diese Aussage hat mich letztendlich zum wanken gebracht, da ich vorher für den Vater nicht besonders viel Sympathie übrig hatte, gerade auf Grund der ständigen Aussagen, dass er christlicher Fundamentalist sei. Haben die Leute überhaupt eine Vorstellung davon, wie christliche Fundamentalisten erziehen? Prügel liegt auf der Tagesordnung, teilweise auch noch verbunden mit Ritualen. Begründet wird dieses damit, dass man den Teufel austreiben müsse, damit das Kind nicht im Fegefeuer landet. Vor so einem Elternteil hat man automatisch Angst und würde sich als Kind auf jeden Fall zu dem Elternteil flüchten, der einem Liebe und Geborgenheit gibt. Wenn die Kinder laut Bericht des NDR keine Angst vor ihrem Vater hatten, kann es sich bei ihm nicht um einen christlichen Fundamentalisten handeln.

Axel H. zog sich bei Streitereien zurück

Auf die Frage des Richters, welche Strafe Axel H. nach Ansicht seiner Frau verbüßen sollte, sprach sie sich für eine Inhaftierung aus. Sie fürch­tet, der Vater könnte die Kinder noch einmal verschleppen.

Seit wann gibt es in einen Rechtsstaat Wünsch-dir-was-Urteile? Davon abgesehen stellt sich die Frage, ob der Vater nach einer Verurteilung, ob mit oder ohne Bewäh­rung, seine Kinder überhaupt noch sehen darf.

Laut Strafgesetzbuch kann Kindesentziehung mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.

Dass die Mutter sich eine 10-jährige Haftstrafe wünscht, kann man sich sehr gut vorstellen. Dass der Mann überhaupt in Untersuchungshaft sitzt, ist schon unglaub­lich. Kindesmörderinnen werden freigesprochen, aber ein Vater, der sich um seine Kinder kümmern will, soll eingesperrt werden?

Doch Katja H. kann dem Angeklagten nicht vorwerfen, jemals aggressiv geworden zu sein. Auf Nachfrage des Gerichts hin musste sie eingeste­hen, dass sie diejenige war, die bei Streitereien häufig aufbrauste, wohin­­gegen ihr Mann sich still zurückzog. NDR

Die Mutter braust häufig auf, der Vater zieht sich hingegen still zurück, aber ihm wird das Sorgerecht entzogen. Und da wundern sich Feministen, das Väter teilweise radikal reagieren? Ein Fundamentalist zieht sich meiner Meinung nach nicht zurück, sondern herrscht wie ein Tyrann. Dieses scheint im betroffenen Fall aber eher auf die Frau zu zutref­fen, wenn auch nicht im religiösen Sinn. Auch im eingestellten Video des NDR hat sich der Vater nicht auf die Religion berufen, was ein Fundamentalist allerdings machen würde, denn die Religion steht für solche Menschen an erster Stelle.

Die Berichterstattung zu diesem Fall hat mir mal wieder gezeigt, wie weit die Manipu­lation der Presse geht und wie schnell man von dieser eingenommen werden kann.

3 Kommentare.

  1. Axel Hüls steht mit „Zeltmacher“ in Kontakt. Die haben nun einen Brief des inhaftierten Vaters erhalten. Diese zitieren Abschnitte und machen daraus eine Stellungnahme. Am Ende gibt es den ganzen Brief aus dem Kerker als Downloads. So wie der Prozess bisher und die Veröffentlichungen sonst gelaufen sind, dürfte der Kerker die Vorstufe zur Einweisung in die Psychiatrie sein. So wie das eben in Diktaturen gerne gehandhabt wird.
    http://zeltmacher-nachrichten.eu/content/stellungnahme-axel-h%C3%BCls-zur-entf%C3%BChrung-seiner-kinder

    Der handgeschreibene Brief selbst wurde konfisziert, weshalb die eingescannte schlechte Kopie (1MB) teiweise schlecht lesbar ist. Deshalb haben die Leute von Zeltmacher den Brief abgetippt und stellen ihn auch als PDF mit nur 45kb ein.

  2. In einer Zeit, in der die Kirchen Christentum ohne Christus praktizieren, gehört nicht viel dazu, als »christlicher Fundamentalist« zu gelten. Man braucht nur an der Evolutionstheorie zu zweifeln oder patriarchalisch zu denken — also seine Verantwortung für Weib und Kinder ernstzunehmen — schon hat man den Fundi-Stempel weg.
    »Fundamentalistische« Kommentare zur Causa Hüls finden sich z. B. hier und hier.

  3. „Er sei in das Haus seiner Frau eingebrochen war, um … Sparbücher der Kinder zu entwenden.“

    Was hatten die Sparbücher eigentlich im Haus der Frau zu suchen? Hat etwa die Frau die Sparbücher angelegt und das Guthaben darauf eingezahlt?!??