Was junge Frauen mit Migrationshintergrund durchmachen, um Selbstmord als den einzigen Ausweg ihres zu Lebens sehen, mag ich mir nicht vorstellen wollen, zu schlimm dürften die Erkenntnisse sein. Die Gesellschaft und hier insbesondere die Politik schert sich allgemein im Vorfeld wenig um suizidgefährdete Menschen. Aus diesem Grunde finde ich es erfreulich, das sich Ärzte und sogar Politiker Gedanken darüber gemacht haben, wie man diesen Menschen helfen kann. Trotzdem finde ich es mehr als betrüblich, das ein entsprechendes Projekt für Jungen und Männer bisher nicht auf die Beine gestellt wurde und bei den Frauen erst, nachdem überdurchschnittliche viele mit Migrationshintergrund den Freitod gewählt haben.
Beende Dein Schweigen, nicht Dein Leben! – Neues Hilfsangebot für türkische Frauen mit Selbstmordgedanken
Jedes Jahr nehmen sich etwa 10.000 Menschen in Deutschland das Leben. Auch für junge Frauen kann ein Selbstmord der scheinbar einzige Ausweg aus ihren Problemen sein. Bei jungen Frauen mit türkischem Migrationshintergrund ist die Selbstmordrate fast doppelt so hoch wie bei gleichaltrigen Frauen aus deutschen Familien. Nicht selten sind soziale und kulturelle Konflikte oder Identitätsprobleme der Auslöser. Ein Berliner Wissenschaftlerteam möchte nun junge türkische Migrantinnen mit Selbstmordgedanken bei der Bewältigung ihrer Krisensituationen unterstützen.[..] BMBF Gesundheitsforschung
Trotzdem frage ich mich: hat sich irgendwer bisher über die hohe Selbstmordrate junger Männer Gedanken gemacht? Wurden deswegen Untersuchungen angestellt oder eine Studie in Auftrag gegeben? Ich kann derzeit nur aus der Selbstmord-Statistik von 2007 zitieren: Von 15 bis unter 20 Jahren waren es 149 Jungen (76%) und 47 Mädchen (24%), von 20 bis unter 25 Jahren waren es 299 Männer (83%) und 63 Frauen (17%), von 25 bis unter 30 Jahren waren es 330 Männer (83%) und 68 Frauen (17%).
Hilfe am Telefon – auf Deutsch und Türkisch
„Hayatina degil suskunluguna son ver – Beende Dein Schweigen, nicht Dein Leben“: Unter diesem Motto startete deshalb im Juni 2010 eine Aufklärungskampagne in Berlin und zeitgleich ein – in Deutschland einmaliges – deutsch-türkisches Krisentelefon. Die Kampagne (Projektleiter: Prof. Dr. Andreas Heinz) und das neue Hilfsangebot sind Teil einer groß angelegten Studie zur Vermeidung von Suiziden bei Frauen mit türkischem Migrationshintergrund, die von Dr. Schouler- Ocak geleitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. „Im Internet, im Radio und auf zahlreichen Plakaten in ganz Berlin machen wir auf unsere Telefonhotline aufmerksam“, sagt Dr. Schouler-Ocak.
Selbstverständlich gönne ich den Frauen jede Hilfe, aber warum gibt es so etwas nicht für (junge) Männer, obwohl diese einem wesentlich höheren Risiko ausgesetzt sind? Da darf man sich doch wohl noch wundern, das jetzt um Migrantenfrauen soviel Aufhebens gemacht wird, oder? Die Berliner Charite hat sogar eine extra Webseite für Türkinnen eingerichtet.
HOTLINE: 01805 – 227707
Unser deutsch/türkisches Krisentelefon bietet Beratung für Frauen und Mädchen mit türkischem Migrationshintergrund, die sich in einer schwierigen Lebenslage befinden und nicht mehr weiter wissen.
Du kannst uns auf unserer Hotline von Montag bis Freitag von 9 bis 16h erreichen (der Anruf aus dem Festnetz kostet 14 Cent pro Minute, aus dem Mobilfunknetz können Kosten bis max. 42 Cent pro Minute entstehen). Beende Dein Schweigen
Bei meinen Recherchen lese ich immer wieder dasselbe: Spezielle Hilfsangebote für Männer sind selten. Allerdings haben die Österreicher eine Webseite für Männer als Opfer. Opfernotruf/Männer
Ich habe jetzt auch die Zahlen bis 2009 des statistischen Bundesamtes gefunden. 7.199 Männer haben 2009 Selbstmord begangen. Diese weichen im wesentlichen nicht vom Jahr 2007 ab: Von 15 bis unter 20 Jahren waren es 147 Jungen (76%) und 46 Mädchen (24%), von 20 bis unter 25 Jahren waren es 295 Männer (80%) und 75 Frauen (20%), von 25 bis unter 30 Jahren waren es 324 Männer (83%) und 68 Frauen (17%). Suizidzahlen 1980-2009 des statistischen Bundesamtes.xls
Die Zahlen lassen nur einen Schluss zu: Männer sind eine uninteressante Zielgruppe 🙁
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