Männer in der Krise? Fakten unerwünscht

Männer in der Krise? – Was ist los?

Das „starke Geschlecht“ schwächelt, so hat es den Anschein. Laut Statistik sterben Männer rund fünf Jahre früher als Frauen. Jungen brechen häufiger die Schule ab als Mädchen und machen seltener Abitur. Sind die Männer in der Krise – obwohl sie im Schnitt immer noch mehr verdienen, eher Karriere machen und die Chefsessel erobern? Vor dem Weltfrauentag am 8. März macht west.art am Sonntag die Männer zum Thema [mehr]

Gäste

Achim Achilles alias Hajo Schumacher
Unter seinem Pseudonym veröffentliche der Journalist Hajo Schumacher den Roman „Vollzeitmann. Wie wir uns unser eigenes Leben zurückerobern“ [mehr]

Thomas Gesterkamp
Thomas Gesterkamp, Männerforscher und Buchautor, macht sich Gedanken über die männliche Identität
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Eugen Maus
Als Vorsitzender der Initiative MANNdat kämpft der Psychologe Eugen Maus für die Gleichberechtigung der Männer [mehr]

Annika Reich
Die Schriftstellerin Annika Reich porträtiert in ihrem neuen Roman „Durch den Wind“ die Generation der Mitte-30-Jährigen [mehr]

Barbara Sichtermann
Die Publizistin Barbara Sichtermann, Feministin der ersten Stunde, ist davon überzeugt, dass es Männern schwerer fällt als Frauen, neue Rollenbilder zu entwickeln [mehr]

Für mich war ziemlich schnell ersichtlich, das Eugen Maus mit seinen Fakten nicht gerade beliebt war und die übrigen Teilnehmer ständig von diesen abgelenkt haben.

Der Widersprüche gab es viele. Barbara Sichtermann meinte z.B., das die Männer mal von ihrem Kampfgehabe Abstand nehmen sollten, weil das nicht mehr zeitgemäß wäre, vor allen Dingen im Beruf. Es käme heutzutage schließlich auf Kommunikation an und nicht auf Kampf. Klar musste sie das sagen, sind Frauen trotz ihres angeblich höheren EQ darauf angewiesen. Als es aber um Partnerschaft ging, meinte sie plötzlich, das dort ein Konkurrenzverhalten dazu gehören würde. Muss man das verstehen? Allerdings muss ich Frau Sichtermann auch zugestehen, das sie die Bequemlichkeit der Frauen ansprach, allerdings bezog sie das vermutlich eher auf die Vergangenheit.

Bei der 23% Lohn-/Gehaltslüge wurden auf einmal alle Teilnehmer munter und jeder wollte dazu etwas sagen. Es wurde über alles gesprochen, nur nicht über die von Eugen Maus genannten Fakten. Er hatte nämlich vorgetragen, das es eben nicht stimmt, das Frauen bei gleicher Arbeit weniger verdienen und dass das BMFSFJ diese Aussage von ihrer Homepage entfernen mussten.

Zu diesem Stichpunkt kam Thomas Gesterkamp ebenfalls ins Gespräch und meinte, das immer noch sehr wenig Frauen in Vorständen etc. wären. Das ist auch der einzige, mir im Moment einfallende Punkt, den ich bei ihm kritisiere. Ansonsten gab Herr Gesterkamp in vielen Punkten Eugen Maus recht, was mich wirklich verwunderte. So groß waren die Differenzen zwischen beiden, zumindest in dieser Diskussionsrunde nicht.

Alle Punkte kann ich leider nicht beschreiben, denn zu vieles geht zu schnell verloren. Ich habe mir lediglich ein paar Stichpunkte aufgeschrieben und ein weiterer ist eine Brigitte Umfrage, die mit Grafiken unterlegt war. Es wurde sinngemäß die Frage gestellt, was Frauen sich von Männern wünschen. Die meisten Leser meines Blog und in den Foren kennen die Antworten. Interessant war nach dem Ende des Films die zunächst vorhandene Sprachlosigkeit, die sehr gut bei Frau Sichtermann fest gehalten wurde. Das die Forderungen der Frauen schlicht utopisch sind, nahm sie anscheinend in diesem Moment wahr.

Bei einem Punkt war auch ich sprachlos. Es ging um die Bildungsmisere der Jungen und dazu erzählte Annika Reich, das Kinder in ihrer Wohngegend in der Schule nicht mehr auf einem festen Platz sitzen würden, so hätte sie das zumindest erlebt. Die Kinder würden ständig ihre Plätze wechseln und daraus ergäben sich ungeahnte Möglichkeiten. Dazu habe ich mich gefragt, was diese Kinder wohl später machen, wenn diese Möglichkeiten nicht mehr gegeben sind?

Hajo Schumacher meinte wohl, den Clown spielen zu müssen. Einerseits solle man über andere nicht spotten, andererseits machte er das selbst während dieser ganzen Diskussion. Irgendwann meinte er sinngemäß, was Herr Maus und seine Kumpels von MANNdat so machen würden, wäre wohl eher Nonsens – wenn das mal keine Verächtlichmachung war, dann weiß ich es auch nicht mehr. Besonders schlimm empfand ich ihn am Ende der Sendung, als es um den Zwangsdienst respektive Wehrpflicht ging. Die Männer sollen sich mal nicht so haben, schließlich habe er diesen Dienst sehr angenehm empfunden. Es mag ja angehen, das etliche Männer das so sehen, vielleicht auch z.T. aus einer Perspektivlosigkeit heraus. Aber Zwang ist nun mal Zwang, da beißt die Maus keinen Faden ab. Auf die Frage des Moderator, wie vor allen Dingen die Frauen das sehen würde, würgte Herr Gesterkamp mit einer anderen Frage ab.

Das Thema Trennung/Scheidung/Sorge um die Kinder war ebenfalls ein unangenehmes Thema. Unverschämt fand ich die Aussage, das sich früher nur die Frauen um die Kinder gekümmert hätten, ein Mann hätte nun mal auf Grund seiner Arbeit kaum die Möglichkeit gehabt. Da habe ich mich gefragt, ist Arbeit etwa kein versorgen der Familie? Anscheinend wird das heute auch noch so gesehen, denn nicht umsonst gibt es – überwiegend für Männer – eine gesteigerte Erwerbsobliegenheit.

Wie ich gerade im WGvdL-Forum gelesen habe, wurde auch kurz der Männerkongress und die Morddrohung gegen Gerhard Amendt angesprochen. Bei diesem Thema war ich wohl kurz abwesend. Anscheinend ist dieser Punkt mit der Begründung mal wieder ins lächerliche gezogen worden, das Gerhard Amendt wohl Angst vor Frauen habe. Das muss man sich merken, wenn Frauen mal wieder ein „nicht beachten“ als Gewalt definieren.

Ich bin der Meinung, das Eugen Maus sich gut geschlagen hat. Er wurde leider oft unterbrochen, aber die Sätze, die er sagen konnte, haben aus meiner Sicht gesessen.

Mein schlichtes Fazit:

Wahrheit braucht wenige Worte – nur die Lüge muss mit vielen Worten geschützt werden

Nachtrag
Eine Sache muss ich noch ansprechen, die mir nicht erst bei dieser Diskussion aufgefallen ist. Ständig wird von irgendwelchen Rollen gesprochen und ich frage mich ernsthaft, was die Leute meinen, die darüber sprechen. Sind wir Schauspieler oder Menschen? Ein Schauspieler nimmt in verschiedenen Filmen/Theater ständig andere Rollen ein. Er muss sich dafür stets verändern, diverse Charaktere annehmen, aber das ist nun mal sein Beruf. Die meisten Menschen sind aber nun mal keine Schauspieler. Sie wollen ihr Leben leben und dazu gehören nun mal Höhen und Tiefen. Bei Feministinnen kommt mir aber immer wieder der Gedanke, das diese tatsächlich den Männern Rollen zuweisen wollen, aber leider nur jene, die ihnen selber unangenehm sind. Frauen wollen stets die Hauptrolle spielen und Männer sollen die Statisten sein oder wie? Statisten scheucht man ja gerne herum und außerdem erledigen diese bekanntlich die „Drecksarbeiten“. Ist es wirklich das, was Frauen wollen?

Nun ja, manchmal denke ich mir allerdings auch: die ganze Welt ist ein Theater und wir stecken mittendrin.

Diskussionen zur Sendung
MANNdat-Forum: Ab hier
WGvdL.Forum: Ab hier

4 Kommentare.

  1. Eine schöne Zusammenfassung der Sendung.

    Gruß
    Thomas

  2. Danke für die Zusammenfassung, ChrisTine. Ich habe die Sendung nicht sehen können, aber was du schreibst, ist etwas überraschend für mich. Ich hatte Thomas Gesterkamp für einen ausgesprochenen Pudel gehalten. Hat sich dieser Eindruck in der Sendung nicht bestätigt ?

    Andererseits hatte sich Hajo Schumacher in dem auf der West.art Seite verlinkten Text „Starke Frauen, weiche Männer“ (http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/583331/) ausgesprochen feminismuskritisch geäussert und Sachen geschrieben, wie:
    „Was Frauen inzwischen vielleicht im Übermaß an Anerkennung bekommen, das fehlt den Jungs. Es ist dringend Zeit für einen boys day, für mehr Männer als Betreuer in Kitas und Schulen.“

    Verstehe ich es richtig, dass sich beide, Gesterkamp und Schumacher, in der Diskussion ziemlich gegensätzlich zu den Erwartungen verhalten haben ? Kann man das irgendwie verstehen ?

  3. Mein ich das nur, oder sieht das Bild von Hajo S. irgendwie nach Jürgen Drews aus? *G*
    Ansonsten, klasse Artikel, ich konnte die Sendung ja leider nicht sehen.

  4. @Chris

    Nein Hajo Schumacher hat sich (von meinem Gesamteindruck her) nicht wirklich feminismuskritisch geäussert, sondern sprach nach dem Motto man solle das alles [Thema Geschlechter] nicht zu ernst nehmen und fröhlich selbstbestimmt durch das Leben gehen und machte sich ein wenig lustig über die Anliegen von Manndat, sprach tendenziell abfällig, ich hatte das von der Vorankündigung her ebenfalls anders erwartet.

    @ChrisTine

    Danke für diese schöne Zusammenfassung. Mit dem Herrn Amendt: Wenn ich mich recht erinnere sagte die Sprecherin nicht das er persönlich Angst habe, sondern das die „Neuen Männer“, unter diesem Motto stand ja der Kongress, Angst vor den Frauen hätten. Von der Morddrohung erzählten sie wie du bereits geschrieben hast nichts. Das ist ja die Masche mit der die Feminismus freundlichen Medien das ganze Thema abwürgen wollen. Männer hätten Angst vor den Frauen, Männer stecken in einer Krise die dadurch entsteht das SIE der entfesselten Frauen nicht gewachsen seien, blablabla…

    Was sie damit erreichen wollen ist natürlich das die Männer sagen „Ne stimmt nicht, ich habe keine Angst, und Probleme habe ich erst Recht nicht“, weil sie genau wissen das Männer nicht das Gefühl haben wollen den Frauen unterlegen zu sein.

    Tunlichst verschweigen wollen sie jedoch das es sich hierbei nicht um eine selbstverschuldete Krise vieler Männer handelt, sondern eine die auch aus bewusster Förderung von Mädchen bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Jungen, sowie der feministischen Indoktrinierung der Gesellschaft als ganzes sowie nahezu sämtlicher staatlicher Behörden inklusive des Bildungssystem und der Parteien unter Zuhilfenahme einer medialen Artillerie, von aussen herbeigefuehrt wurde.

    Gut fand ich den Satz von Eugen: Männer machen Politik, Frauen machen Frauenpolitik. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich tatsächlich den Eindruck das sich der politische Kader von Frauen vor allem in der Vergangenheit (also die welche jetzt ersteinmal entscheiden) zu sehr großen Teilen aus Feministinnen rekrutiert hat. Ich merke das immer deutlich im RL, Männer (in meinem sozialen Umfeld) sind zu großen Teilen an Politik interessiert, wohingegen bei Frauen die Anzahl derjenigen die ein gleiches Interesse daran hat an einer einzigen Hand abgezählt werden kann. Trotzdem sind 30% der Parteimitglieder Frauen. Ein schelm wer da böses denkt…