Männerdiskriminierung in Haiti

un-haiti ‚Die Nahrungsmittelversorgung der Männer in die Hände von Frauen zu legen, also Männer in einem zentralen Bereich ihres Überlebens vom guten Willen von Frauen abhängig zu machen, wird hier als Mittel des sozialen Ingenieurwesens zur Umgestaltung der Geschlechter­ver­hält­nisse in Drittweltländern eingesetzt‘ [hier]

Dieser (Teil-)Beitrag wurde von Holger unter dem Titel „Haiti und andere Katastrophen- die Nächste“ im WGvdL­-­Forum eingestellt [hier]

Zunächst wollte ich im Forum darauf antworten, aber da mir immer mehr Argumente zur Thematik Männerdiskriminierung einfielen, mache ich zwei eigenständige Bei­trä­ge in diesem Blog daraus. Zunächst zum Thema „Haiti“. Angesichts solcher „Selbst­ver­ständ­lich­keiten“, namentlich die Nahrungs­mit­tel­ver­sor­gung und damit nicht nur Abhängigkeiten, sondern das überleben der Männer in Frauenhände zu legen, fühle ich mich fast ohnmächtig vor Zorn. Im Männerrechte-Forum von MANNdat hat Frank auf den Blog der Welthungerhilfe verwiesen, die ebenfalls offen für Männer­dis­kri­mi­nie­rung eintreten.

Und deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen, nur an Frauen zu verteilen: Die sind vernünftiger, nicht so gewalttätig wie (junge) Männer – und bei ihnen sind die verteilten Waren gut aufgehoben. Die Kollegen von unserer Partnerorganisation M.Ko.Ze haben tags zuvor 850 Familien aus­ge­wählt, die heute große robuste Planen und Seile erhalten werden. Bei der Auswahl gibt es klare Kriterien: Alte (allein­ste­hen­de) Frauen, Schwan­ge­re, Kranke, Familien mit vielen Kindern und solche, die noch gar nichts bekommen haben, haben Vorrang. Sie sind auf eine Liste gekommen und haben für die Verteilung kleine Kärtchen mit einer Nummer, unserem Stem­pel und ihrem Namen erhalten. Dadurch wissen wir heute, wer zu Recht in der Schlange steht. Kein Zettel, keine Planen – so geht es ein­fach und gerecht zu [hier]

Mich erinnert das an unsere Schulen: Brave Mädchen bekommen gute Noten, wäh­rend die nicht konform agierenden Jungs schlechter benotet werden. Es glaubt doch wohl keiner, dass es in einem Katastrophengebiet geordnet und gesittet zugeht, oder? Fragen sich die Helfer eigentlich, wie Väter ihre Familien ernähren sollen, wenn sie von der Nahrungsverteilung ausgeschlossen werden? Denken Helfer über­­haupt daran, das es verletzte Frauen geben könnte, die gar nicht in der Lage sind, Lebensmittel zu besorgen? Soll ein Vater etwa ohnmächtig zusehen, wie seine Kinder verhungern, weil seine Frau entweder verletzt oder tot ist? Was ist mit schwachen Männern, die es schließlich auch gibt? Wie gehen Helfer mit den Männern um, deren Familien gestorben sind? Die Antwort auf meine Fragen gibt Roslin im Männerrechte-Forum.

Elaine Enarson meint: „Katastrophen können mächtige Befreier sein.“ „Die Teilnehmer (Anm. von mir: am E-Forum) dieser Woche waren vorsichtig op­ti­mis­tisch (bestenfalls!) hinsichtlich der Möglichkeit, die Geschlechterverhältnisse im Ge­fol­ge von Naturkatastrophen aufzubrechen und umzugestalten (Anm. von mir: natürlich allein in feministischem Sinne). Dass es solche Veränderungsmöglichkeiten gibt, stand außer Frage. Die meisten werden wohl Bahattin Aksits Beobachtungen in der Türkei (Anm.: nach einem schweren Erdbeben) zustimmen, dass der Zusammenbruch der physischen und sozialen Lebensordnung bei einer Naturkatastrophe die Chance eröffent, die Geschlechterrollen dauerhaft umzuformen, weit über die Zeit der Katastrophe selbst hinaus.“ [mehr]

Wie man dem Beitrag von Roslin weiter entnehmen kann, wurden diese Mög­lich­kei­ten bereits erprobt, schlugen aber fehl. Wer Geschlechterrassismus in Katas­tro­phen­gebieten betreibt, braucht sich über entsprechende Reaktionen nicht wundern.

2 Kommentare.

  1. Ich las gerade, in Haiti wird mit 170.000 Toten gerechnet. Das ist meine Heimatstadt Ludwigshafen am Rhein -Alle Einwohner tot!- und noch 40.000 dazu. Angesichts einer solchen Katastrophe redet eine von Befreiung.

    Zitat: „Elaine Enarson meint: “Katastrophen können mächtige Befreier sein.” /Zitat

    Diese MenschenfeindIn ist so sehr verbohrt in ihrer Ideologie gefangen, daß ihr die Ungeheuerlichkeit solch einer Aussage gar nicht mal bewußt wird. Sie denkt nämlich nicht darüber nach. Die Ideologie ist oberste Maxime und alles Denken und Handeln ist ihr unterzuordnen. Was sind da schon 170.000 Tote?

    Besser als durch eine solche Aussage läßt sich die Menschenfeindlichkeit einer Ideologie nicht entlarven. Entweder sie wird endlich gestoppt oder sie reißt uns Alle mit in den Abgrund.

    Gruß
    adler

  2. @adler

    ich habe einen Teil Deines Beitrages, den Du bei MANNdat und WGvdL eingestellt hast, in einem neuen Beitrag verarbeitet (der ist noch nicht ganz fertig). Auch ich finde das alles ungeheuerlich, dafür gibt es kaum Worte.
    Wie gesagt, mehr zur Thematik folgt.

    Gruß – Christine