Im Januar 2011 wurde durch das BMFSFJ der „Erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung“ repräsentiert. Der FemokratieBlog hat bereits das Wichtigste aus der dazugehörigen Zusammenfassung des Fraunhofer Instituts eingestellt. Am 19. Mai hat nun eine Expertenkommission diesen Bericht offiziell bekannt gegeben und dazu auch mittels verschiedener Referate Stellung bezogen. Zwei Mitglieder von MANNdat waren bei dieser Veranstaltung dabei und haben in einem Bericht ihre Eindrücke geschildert.
MANNdat e.V.
Vom „Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung“ kann genau genommen noch nicht gesprochen werden. Dieser wird erst noch kommen. Was unter dem Titel „Neue Wege – Gleiche Chancen“ inzwischen vorliegt, ist das viele Seiten umfassende Gutachten einer Expertenkommission (Fraunhofer-Institut), das vom Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2008 unter Ursula von der Leyen in Auftrag gegeben wurde. Dieses Gutachten wird aber künftig dem „Ersten Gleichstellungsbericht“ zugrunde liegen. MANNdat hat es gelesen und hier einer genauen Analyse unterzogen.
Zum Thema „Neue Wege – Gleiche Chancen“ gibt es beim Fraunhofer-Institut eine 10-seitige Präsentation von Prof. Dr. Margarete Schuler-Harms.
MANNdat e.V.
Am 19. Mai 2011 wurde das Gutachten nun bei einer eigens dafür organisierten Tagung in Bonn vorgestellt. Über der ganzen Tagung lag eine Stimmung des Aufbruchs, der allgemeinen Zufriedenheit und der völligen Gewißheit, daß mit dem Gleichstellungsbericht des Fraunhofer-Instituts ein großer Wurf gelungen sei. Eine Diskussion im eigentlichen (dialektischen) Sinne konnte schon deswegen kaum aufkommen, weil alle mit ihrer Begeisterung kaum hinter dem Berg hielten und den 226 Seiten starken Text unisono für gelungen hielten. („Meine Lieblingsseite ist die Seite 14!“ Eva Maria Welskopp-Deffaa) Natürlich sei das erst der Anfang! Beiträge aus dem Plenum beschränkten sich demgemäß auf inhaltliche Nachfragen, verhaltene Kritik an Details (“geht nicht weit genug”) sowie zustimmende und ergänzende Co-Referate. Kritische Stimmen aus der Perspektive der Männer: Fehlanzeige! Freilich wurde immer wieder mal betont, daß das ja kein Frauenbericht sei, sondern ein Gleichstellungsbericht über Frauen und Männer. Besonders Prof. Dr. Gerhard Bosch gab vor, darauf „als Mann“ Wert zu legen. Solchen Lippenbekenntnissen wurde dann auch verständnisvoll zugenickt [..]
In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, das Prof. Dr. Gerhard Bosch in seiner Repräsentation auf Seite 31 zum Thema „Männer“ lediglich folgendes hervor gehoben hat:
- Gleichstellungsbericht
- Kein Frauenbericht
- Vorschläge hohe Relevanz auch für Männer, sofern sie nicht gleichgestellt sind
Ansonsten kam das Wort Männer immer wieder nur im Zusammenhang mit Frauen vor. Aber auch die Jungen waren Herrn Prof. Bosch zufolge trotz allseits bekanntem Bildungsdefizit überhaupt keiner Erwähnung wert. Deshalb kann man es in der Tat nur als Lachhaft bezeichnen, wenn gerade dieser Mensch betont, das der Gleichstellungsbericht kein Frauenbericht sei.
Die Präsentation von Prof. Dr. Ute Klammer möchte ich ebenfalls nicht vorenthalten. Wenn das ganze Thema nicht so traurig wäre und zwar in dem Sinne, das man Ungleiches gleich machen will, dann könnte man über die Darstellungen glatt lachen. Selbstverständlich will man die individuelle Freiheit von Männern und Frauen nicht beschneiden, aber so wie es bisher lief, geht es auch nicht.
Auch der Informationsdienst Wissenschaft hat eine Pressemitteilung zu dieser Veranstaltung heraus gegeben. Die Begeisterung für die „umfassende und innovative Analyse des Gutachtens“ wird auch in dieser Nachricht hervor gehoben.
Informationsdienst Wissenschaft Sachverständigenkommission diskutiert Gutachten zum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung mit 150 Fachleuten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden. Zentrales Ergebnis: Deutschland hat großen Nachholbedarf in Sachen Chancengleichheit und Gleichstellung von Frauen und Männern. idw
Sämtliche Aktivitäten der Geschäftsstelle Gleichstellungsbericht des Fraunhofer-Instituts können hier nachgeschlagen werden. Zum Schluss möchte ich noch auf einen Beitrag aufmerksam machen, der sämtlichen Thesen des Gleichstellungsberichtes widerspricht. Auf FreieWelt.net liest man dazu folgendes:
Das neue Lebensmodell: Teilzeit für die Frau, Vollzeit für den Mann
Für Anhänger des „Gender Mainstreaming“ ist es eine Hiobsbotschaft: Die Vollzeiterwerbstätigkeit von Müttern ist auf dem Rückzug.
Gleichstellungslobbyistinnen missfällt diese Lebenswirklichkeit: Sie widerstrebt ihrem Ideal der (finanziell) unabhängigen Frau, die keinen Ernährer für sich und ihre Kinder benötigt. Eindringlich warnen sie Frauen vor der Teilzeitarbeit als „Falle“: Sie zerstöre ihre beruflichen Karrierechancen, zementiere „traditionelle Rollenmuster“ und gefährde so ihre persönliche Selbstentfaltung [..] FreieWelt.net
Frauenbenachteiligungen – wo man hinsieht 😉
WikiMANNia: Gleichstellung • Das kleine Mädchen und der Wettlauf
Monika Ebeling hat in ihrem Blog zu einer Diskussion zur GleichstellungPerspektive aufgerufen:
http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/2011/06/18/debatte-gefordert-ja-unumganglich/
Hierzu sollte man erst den Gastkommentar von Dr. Ulfig lesen, um zu wissen, worum es überhaupt geht. Ich habe bereits einen Kommentar bei ihr gesetzt, weil ja jemand den Anfang machen muss und mich mit dem Thema in einem ausgiebigen Kommentar niedergeschrieben, der Link ist übrigens freigegeben und kann verbreitet werden.
http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/2011/06/18/debatte-gefordert-ja-unumganglich/#comment-276