Der Todesstoß für Christian Wulff?

Als ich heute morgen die Nachricht las, dass BILD Chefredakteur Kai Diekmann der Darstellung von Christian Wulff wegen des Gesprächs auf der Mailbox widerspricht, war mir klar, das Christian Wulff der Verlierer sein wird. Die BILD konnte in diesem Fall nur gewinnen, das gaben diverse Medienberichte vor. Nun schreibt der Spiegel, das Christian Wulff der Veröffentlichung des Gesprächs widerspricht und das war aus meiner Sicht der Todesstoß.

Erst gestern sprach der Bundespräsident von Trans­parenz und wenn das Interview der Wahrheit entspro­chen hätte, bräuchte er einer Veröffentlichung nicht widersprechen. So aber geht der Punkt eindeutig an die BILD, denn nun kann sich erst recht jeder denken, das diese mit ihren Worten recht hatte.

Der stellvertretende Chefredakteur und Leiter des Hauptstadtbüros, Nikolaus Blome, sagte dazu im Deutschlandfunk:

„Sie werden nicht überrascht sein, dass wir uns auch die Passagen zu dem Anruf des Bundespräsidenten auf der Mailbox des Chefredakteurs der ‚Bild‘-Zeitung, Kai Diekmann, ziemlich genau angeschaut haben, und den Satz von Herrn Bundespräsident Wulff, ich wollte die Berichterstat­tung nicht verhindern, das haben wir damals deutlich anders wahrge­nom­men. Es war ein Anruf, der ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstat­tung zu unterbinden. Und wenn Sie das jetzt als Drohung bezeichnen, das ist vielleicht eine Geschmacksfrage. Aber klar war das Ziel dieses Anrufes, die Absicht und das Motiv, diesen ersten Breaking-Bericht über die Finanzierung seines privaten Hauses zu unterbinden.“ dradio

Kai Diekmann kann sich genüsslich zurück lehnen und der Dinge harren. Der Bun­despräsident hätte sich an Oliver Kalkofe halten sollen, denn seine wahre Presse­erklärung hatte wenigstens noch ein Geschmäckle 😉

Bildquelle: Copyrights “Presse- und Informationsamt der Bundesregierung”

5 Kommentare.

  1. Hi,

    ist vielleicht das interessant für dich ?

    http://www.gehalt.de/news/Christian-Wulff-Arbeitszeugnis

    Viele Grüße aus Hamburg

  2. Ja! Klasse geschrieben und daher empfehlenswert 🙂

    Christine

  3. Im Wortlaut: Der Brief des Bundespräsidenten an „Bild“

    5. Januar 2012

    „Sehr geehrter Herr Diekmann,

    für Ihr heutiges Schreiben danke ich Ihnen. Meine Nachricht vom 12. Dezember 2011 auf Ihrer Telefon-Mailbox war ein schwerer Fehler und mit meinem Amtsverständnis nicht zu vereinbaren. Das habe ich gestern auch öffentlich klargestellt. Die in einer außergewöhnlich emotionalen Situation gesprochenen Worte waren ausschließlich für Sie und für sonst niemanden bestimmt. Ich habe mich Ihnen gegenüber kurz darauf persönlich entschuldigt. Sie haben diese Entschuldigung dankenswerterweise angenommen. Damit war die Sache zwischen uns erledigt. Dabei sollte es aus meiner Sicht bleiben. Es erstaunt mich, dass Teile meiner Nachricht auf Ihrer Mailbox nach unserem klärenden Telefongespräch über andere Presseorgane den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Es stellen sich grundsätzliche Fragen zur Vertraulichkeit von Telefonaten und Gesprächen. Hier haben die Medien ihre eigene Verantwortung wahrzunehmen.[..]

    http://www.dradio.de/aktuell/1645351/

    „Dieses Land wird weiter mit diesem Bundespräsidenten leben“
    Journalist Nowottny sieht keinen Schaden für das Amt

    [..]Nowottny: Na ist das nicht fabelhaft? Also ich kann nur sagen, das sind ja unglaubliche Vorgänge, die wir in diesen Tagen erleben. Da macht sich die „Bild“-Zeitung zum Kämpfer für die Pressefreiheit ganz allgemein. Sie hat sich all von den Banden gelöst, die ein Teil ihrer Geschichte ausgemacht haben. Sie steht wirklich haushoch an der Spitze der Medien und versucht, die Medienfreiheit zu sichern, so wie das Grundgesetz es befiehlt. Das finde ich einen bemerkenswerten Vorgang. Der Bundespräsident muss damit leben lernen.

    Breker: Und die „Bild“-Zeitung lässt damit den „Spiegel“ weit hinter sich.

    Nowottny: Aus dem Sturmgeschütz der Demokratie, wie Augstein seinen „Spiegel“ immer nannte, wurde die Zimmerflack unserer Tage, die höchstens auf Mücken schießt.

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1645292/

    Die Aussage zum Spiegel hat mir am besten gefallen.

  4. Der ganze Kerl ist mir samt seiner Rolle in der Politik zuwider. Aber zur Freude sehe ich keinen Anlass: Die BILD könnte nahezu jeden anderen Lügenpolitiker ebenso gut abservieren wie Wulff – warum tat die BILD das nicht im Falle Guttenbergs, tut es aber nun im Falle des Christian Wulff?

    Ich kann mir nur vorstellen, dass man befürchtet, Wulff könne sich zieren, projektierte Notstandsgesetze hemmungslos zu unterschreiben. Das Problem hätte man bei einem BuPrä Schäuble mit Sicherheit nicht….

  5. Die Geschichte wird immer bizzarrer:

    „Wulff soll Haus mit anonymen Scheck bezahlt haben

    … Beim umstrittenen Kauf seines Hauses machte Bundespräsident Christian Wulff offenbar keinen notariellen Vertrag, nannte im Grundbucheintrag seine Kreditgeber nicht und legte bislang keinen Beleg für Tilgungen auf das Darlehen vor, sagte der Fraktionschef der niedersächsischen Grünen, Stefan Wenzel, der „Frankfurter Rundschau“. „Hier tun sich Abgründe auf, die ich nicht für denkbar gehalten habe“. …“

    Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article13802712/Wulff-soll-Haus-mit-anonymen-Scheck-bezahlt-haben.html

    Tja, Vorteilsnahme im Amt, wer weiß. Auf mich macht das langsam den Eindruck einer unseriös wirkenden Geldwäsche. Jeder ist halt seines Glückes Schmied, so er nur die richtig falschen Freunde hat.

    Ich stehe mittlerweile nicht nur hinter diesem Präsidenten nicht.
    Im Westen also nichts Neues und mir ist es mittlerweile egal, ob Bettina, Betty, Wulff sich die Klamotten auch noch fremdfinanzieren lässt. – Ihr Kleid, nicht meins 😉

    Es maschmeyert wohl überall und selbst die FDP holt sich mittlerweile (abgehalfterte) Versicherungsvertreter in die Führung. Warum sollte es denn nun, beim, vorher beim bloß-nicht-zu-beschädgendem, Bundespräsidentenamt anders sein.

    Des Kaisers (oder Kaiserin) neue Kleider eben – mögen die sie tragen, wem sie passen!

    Leser