Fachkräftemangel durch schwache Studenten?

Im gelben Wirtschaftsforum lief eine interessante Debatte zum Thema Fachkräftemangel. Ein User war sogar der Meinung, dass es gar nicht am fehlenden Wissen liegt, sondern am Hausverstand. Dazu passt dann noch eine Statistik zu wissenschaftlichem Per­so­nal an Hochschulen, die ich am Ende verlinke.
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Fachkräftemangel in Deutschland – ein Praxisbeispiel

Das Thema „Fachkräftemangel in Deutschland“ wird ja in den Medien und in Talkshows kontrovers diskutiert. Die Praxis bietet dabei ein wider­sprüchliches Bild und wird in der kontroversen öffentlichen Diskussion der Mainstreammedien auch so dargestellt. Einerseits ist es wahr, dass jun­ge, qualifizierte Menschen der Generation Praktikum jahrelang mit Minige­hältern und befristeten Verträgen abgespeist werden oder z.B. ältere, hochqualifizierte Ingenieure über 50 Jahren mit einem hohen Maß an Be­rufserfahrung nicht eingestellt werden. Andererseits können in bestimm­ten Regionen und Branchen die Unternehmen offene Stellen tatsächlich nicht besetzen, weil einfach kein geeignetes Personal vorhanden ist. Und es scheint, dass diese Lücke immer größer wird. Ein Praxisbeispiel aus meinem beruflichen Alltag soll das nun näher erläutern.[..] Das gelbe Forum

Aus einem Kommentar zu o.g. Beitrag:

Die jungen Leuten kommen mit einem guten Zeugnis einer berufsbilden­den Schule oder einem abgeschlossenen Studium in die Firma und es fehlt ihnen nicht an Wissen, sondern an der Fähigkeit praktisch zu den­ken bzw. Wissensgebiete geistig zu vernetzen oder komplexe Gedanken­gänge zu entwickeln. Oft ist es nicht einmal die fehlende Fähigkeit an sich, sondern das fehlende Selbstbewusstsein, das Denkblockaden aus­löst.

Ich glaube, ich kann auch erklären woran das liegt:
Ich merke, dass, völlig unabhängig welchen Berufsweg ein Kind später einschlägt, sich dieses ein Leben lang leichter tun wird, wenn es entwe­der in irgendeiner Weise am Arbeitsleben der Eltern teilgehabt hat oder zumindest in einer Familie aufwuchs, die handwerkliche oder technische Dinge gern selbst in die Hand nahm.

Hier einige Beispiele:

  • Bauer zu sein, gilt in der Stadt ja schon fast als Schimpfwort. Tatsache aber ist, dass jene Kinder von Bauern, die später eine berufsbildende Schule oder ein Studium absolvierten, fast universell einsetzbar sind.
  • Kinder, die mit ihren Vätern am Auto bastelten oder in der hauseigenen Werkstadt bohrten, feilten, sägten, etc. sind später, egal welche Fachrich­tung sie absolvieren, fast universell einsetzbar.
  • Das gleiche gilt aber ironischerweise auch für Kinder, deren Eltern viel­leicht ein Gasthaus haben und die schon von klein auf in der Küche tätig waren, servierten oder kassierten. Im Prinzip gilt das für alle Kinder, die in irgendeiner Weise Verantwortung übernehmend und praxisbezogen auf­wuchsen.[..] Das gelbe Forum

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Beitrag aus der FAZ, den ich in diesem Blog unter dem Titel „Lehrerberuf zieht vor allem schwache Abiturienten an“ verlinkt habe.

Pressemitteilung Nr. 236 vom 09.07.2012
2011: 3 % mehr wissenschaftliches Personal an Hochschulen

WIESBADEN – Ende 2011 waren an deutschen Hochschulen und Hoch­schulkliniken nach vorläufigen Ergebnissen rund 334.200 Menschen als wissenschaftliches und künstlerisches Personal beschäftigt. Wie das Sta­tistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren das 3,0 % mehr als 2010. Innerhalb des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals stiegen im Vergleich zum Vorjahr sowohl die Zahl der hauptberuflich Beschäftigten (216. 900 Personen), als auch die Zahl der nebenberuflich Beschäftigten (117.200 Personen) um jeweils 3,0 % an.

Rund 42.600 Professorinnen und Professoren lehrten und forschten Ende 2011 an deutschen Hochschulen, das waren 2,6 % mehr als im Vorjahr. Der Frauenanteil erhöhte sich innerhalb der Professorenschaft im Ver­gleich zu 2010 leicht von 19,2 % auf 19,8 %. Die größte Gruppe des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals bildeten die 161.700 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Zahl gegen­über dem Vorjahr um 3,3 % anstieg. Unter ihnen war jede vierte Person eine Frau.

Einschließlich des Verwaltungs-, technischen und sonstigen Personals waren Ende 2011 an deutschen Hochschulen und Hochschulkliniken 614.700 Personen tätig. Das waren rund 13.000 beziehungsweise 2,2 % mehr als im Jahr 2010. Dabei stieg die Zahl des hauptberuflich beschäf­tigten Hochschulpersonals im Vergleich zum Vorjahr um 2,0 % auf 493. 900 Personen und die Zahl der nebenberuflich Beschäftigten um 2,7 % auf 120.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Das Personal in nichtwis­sen­schaftlichen Bereichen wie Verwaltung, Bibliothek, technischer Dienst und Pflegedienst ist um 1,1 % auf 280.500 gestiegen. Der Frauenanteil lag hier mit 70,3 % deutlich höher als der des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals mit rund 36,4 %. Destatis

4 Kommentare.

  1. Es gibt keinen Fachkräftemangel. Es gibt nur einen Mangel an „billigen“ Fachkräften. Schwache Studenten werden eben Lehrer!

  2. Nach Mitteilung des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung stieg die Zahl des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an Bayerns Hochschulen 2011 um 9,4 Prozent. Ende 2011 waren in diesem Bereich insgesamt 53 050 Menschen beschäftigt (2010: 48 491). Dabei stieg die Zahl der hauptberuflich Tätigen um 1 948 Personen (6,3 Prozent) auf 32 750 Beschäftigte. Die Zahl der nebenberuflich Beschäftigten, vor allem als Lehrbeauftragte oder wissenschaftliche Hilfskräfte, nahm sogar um 14,8 Prozent auf 20 300 zu.

  3. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung mitteilt waren Ende 2011 an den Hochschulen und Hochschulkliniken 92 929 Menschen beschäftigt. Nach den vorläufigen Ergebnissen der Hochschulverwaltungen lag der Anteil des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals bei 55,1 Prozent. In diesem Bereich fiel der Anstieg mit 3,5 Prozent stärker aus als bei Verwaltungs-, technischem und sonstigen Personal ( 1,2 Prozent).